Kleine Geschichte der elektronischen Krisen Wir moechten den Gedanken unseres ehrenwerten Gruendersú des Alten Illuminierten Sehers von Bayernú Honoratio ZARATHUSTRAú seines Zeichens Wanderer durch Land- und Wissenschaftenú und bewandert in allem Schwer- muetigenú unter den Menschen verbreiten. Schon sehr frueh erkannte Erú welcher Missbrauch mit dem Geist in der Maschine getrieben wurdeú und welche Folgen ein Computerfieber auf die Serioesitaet der Computtnik ha- ben wuerdeú vor allemú wenn es darum geht: Wer hat den besten Rechner? Aus diesem Grunde veroeffentlichte Er zusammen mit seinen ''Principia Informatica'' einige Kernsaetze folgenden Wortlautes. 1. Menschen = Maschinen. 2. Menschen brauchen Liebe. 3. Maschinen sind dumm. 4. Jede Maschine kann eine andere Maschine simulierenú sofern ihr Zeit und Speicherú sowie Informationen ueber das zu Simulierende im hin- reichend grossen Umfang zur Verfuegung stehen. (hat er wohl von Tu- ring abgekupfert) 5. Jeder dieser 5 Kernsaetze ist falsch. Nun fragen Sie sich sicherlichú wozu wir diesen Muell hier verzap- fen... Unser Zentralrechner F.U.C.K.U.P (First Universal Cybernetic Kinetic Ultramicro-Programmer)ú eine freundliche Leihgabe von H.Celineú schlug eines Morgens vorú seine kleine Geschichte des EDV zu veroeffentlichen: Die Geschichte des im privaten Bereich ''professionell einsetzbaren'' PC faengt naemlich nicht an bei Blaise Pascalú Lord Byrons Tochter Ada Lo- velace oder Konrad Zuseú sondern bei Sir Cleeve Sinclair und seinem ZX81. (Der Gute.) Ein phantastisches Geraet! Fuer etwa 498DM wurde er noch 1982 Jahren mit einer doppelseitigen Farbwerbeanzeige im (Super-Dooper-Mikrocompu- ter-Fach-)Magazin CHIP angepriesen. ''Mit ihm koennen sie Statistiken er- rechnenú Texte verarbeiten und druckenú spannende Spiele spielen und ei- gene Programme schreiben koennen sie damit auch'' hiess es da. Und mit der fuer schlappe 150 Steine erstehbaren 16KB-Erweiterung sei ''den pro- fessionellen Anwendungen keine Grenze mehr gesetzt''. (O-Ton!) Hiess es. Fiebrig stuermte der davon elektrisierte Mittelstand in die Laeden und loetete sich das Ding zusammen. Immerhin satt ueberlappende 1.024 Bytes Speicherplatz internú eine mit rasanten (ca.) 1.0 Megahertz gefahrene Zilog Z80 (Jaú genauú das Dingú dass heute auf dem Steckmodul fuer man- che Floppycontroller die LED ansteuert...) CPUú sowie volle 16 Kilo(!)byte ROM und ein Special-Sinclair-Logic-Chip. Drei Steine nurú und das Geraet lief! Da schlug das Herz hoeher und die Finger an das Netzgeraetú welches mal wieder die Stromspitze nicht gerafft hatte (die 16KB-Extension schickte ein ENORMES refresh-Signal welches normale Netz- teile nicht verkrafteten) und den ZX ins Reich der ewigen Nullzyklen schickte (NOP; DEC PC). Auch die Grafikmoeglichkeiten waren phaenomenalú immerhin 762 Bildpunkte (Neinú nicht vertikal oder horizontalú sondern INSGESAMT) und ein pingeliger Zeileneditor. Doch was damit tun? Stati- stiken errechnen? Klarú wer Zeit genug dazu hat und nicht aengstlich den Datenrecorder anstarrtú ob er es denn heute noch schaffen wird! Stati- stiken drucken wohl auch kaumú denn der gute Thermodruckerú fuer sich genommen wirklich ein Kunstwerkú bringtú sollte der ZX den Anschluss verkraftenú auf dem schmalen Streifen wohl hoechstens ein halbes Kuchen- diagramm zustande. Textverarbeitung? Ein Gagú bei dem LQ-Druck (LowQua- lity) und der guten Folientastaturú die jedochú dass muss man schon mal betonenú immer schoen beheizt warú denn das Kuehlblech darunter kuehlte einen 9V-Spannungsreglerú welcher vom Original-Netztteil mit satten 13- 14 V beschickt wurde. Auch schnelle Ballerspiele gab es nichtú denn bei der Bewaeltigung des Videoaufbausú der Speicherverwaltungú der I/O-Ports und diverser Interrupts blieb fast keine Zeit mehr fuer die Ausfuehrung des eigentlichen Programms. Also auch kein Uridium (antikes rasantes Ballerspiel)ú kein FS-Derivat. Doch noch ehe die Phreaks sich fragen konntenú wozu sie denn jetzt den Scheiss gekauft hattenú brachte die Industrie gleich ein paar neueú bunte Modelle heraus. CBM seinen VC20ú Sinclair seinen Spectrumú Texas Instrument verewigte sich mit einem TI 99/4A. Dieser war der HiTech-Hun- ter ihnenú hatte er doch schon einen 16-Bit-r. Allerdings hatte die In- genieurkunst in Texas den guten T9900 derartig heruntergetunetú dass das gute Geraet sehr bald in Vergessenheit geriet. Und dann kam esú das Commodore 64 Mikrocomputersystem. Die miese 6510 CPU war geradezu ein Rueckschrittú auch nur mit 1 MHz getaktet und obendrein eine Spezialausgabe von Commodoreú weshalb sie auch nur dort erhaeltlich war und selbstverfreilich 5mal so teurer wie die ursprueng- liche 6502ú dafuer jedoch inkompatibel gemacht. Die Maschinensprache- Freaks aergerten sichú war doch der Z80 besser zu Programmieren gewesen als alle 65xx! Triumphs Adlerú Tandys ú Oricsú Dragonsú Enterprisesú La- sers und bessere Sinclairs rannten vergeblich gegen das klobige Ding mit den 4 Funktionstasten an. Wer wusste denn schonú dass es fuer den TI99/4a eine XT-Erweiterungskarte gab? Wer konnte sich schon einen Apple leistenú geschweige denn einen BIG BLUE? Selbst Spielefummler ATARI lief mit 4 Versionen gegen das 64'er-Fieber anú aber vergebens... Doch dann kam MSX; der gute neue Standard. Und scheiterte. Doch dann kam MSX 2ú bessereú neuere Standard. Aber auch dies ging in die Binsen. Dann erfand endlich irgendein Schlaukopf das Bankswitching neu und allen Geraeten wurden 128K verpasst. Apple hatte sie laengstú IBM lachte nur. Jetzt passte halt das Doppelte hineinú na und? Schoenú die Textver- arbeitung wurde etwas umstaendlicherú die Adventures etwas laenger und die Bildchen noch bunter und die Viren hatten endlich Platzú aber sonst? '68000' war das Zauberwort! Jackie Tramielú Schoepfer des C64 ging zu Atari und entwickelte mal eben dicke ST's. Schoenschoenú sagte man sichú aber hatte man da nicht neulich mal was von so einem echtem Regen- bogencomputer gelesenú AMIGA? (Freundinú sehr sinnig...) Kaum kam er fuer 3ú5 Riesen auf den Marktú staunte man sich einen abú und die uebli- chen ATARI-TOS-Betriebssystemfehler fielen jetzt erst recht auf. Aber 3.500 Steine? Sicherlichú dafuer hatte das Teil wirklich ENORM bunte Bilder zu bieten. Und Specialchips fuer jeden Anlass. Schon toll. Das Geraet war praktisch gar nicht ausgelastetú wenn es einen nicht mit fet- zigster Musik durch eine Echtzeit-Mandelbrot-Menge fliegen konnte. Und das Multitasking war auch dabeiú sehr sinnigú weil man ja so viele Ter- minals dran anschliessen konnte. Die Musikfreaks waren jedoch nicht so sonderlich zufrieden mit ihrer neuen Freundinú und stiegen auf Atari umú der mit seiner eingebauten MIDI-Schnittstelle genau ins schwarze getrof- fen hatteú in einer Zeitú da der Run auf die MIDI-Keyboards und MIDI- Synthies einsetzte und die Preise purzelten. Inzwischen warfen einem die Japaner die IBM-Klone kistenweise hin- terherú dass es sich eher lohnteú in die PC-Welt einzusteigen. Alles was Chips wollte tat dies. Neben Zenithsú Compaqs und NoNames gab es nun uch Commodores und Schneiders. Und weil die fuer die Kids immer noch zu teuer warenú nahm man einfach hinten eine paar Schnittstellen weg und haengte vorne noch ein `HOME' und eine Joystickschnittstelle dran. So entstanden die Home-PC. Commodore PC1ú Atari PCú Schneider Euro-PCú Ze- nith Easy-PC und weiss der Teufel was noch. Doch warum 1500 Deutsche hinlegenú wenn man fuer nen Riesen schon die heruntergeschraubte Amiga 500-Version haben konnte?Oder einen ganzen ST! Die ultraabgespeckten Heimcomputer Marke C16ú C116 etc beachtete sowieso niemand mehr. Aber diese A*... endlich 688-Attack-Sub in HiRes (nicht zu vergessen die ges- cannten Maedels :-)ú mit Stereo-Musi und allemú was das Hertz begehrt! Endlich Space Invaders mit 20000 Levels! Endlich die sowieso schon immer unloesbareren Adventures mit dafuer aber begeisternd hoher Aufloesung (so das jedes einigermassen etwas hermachende XY-Quest MLXXVI seine zwanzig Disketten mit sich herumschleppt...)! Endlich - ja was eigent- lich noch? Die Marketingabteilungen arbeiteten weiter: es mussten ''intelligente Keyboards''ú ''Pull-Down-Menues''ú ''professionelle Anwendungen''ú ''Tasks'' sowie ''Grafische Benutzeroberflaeche'' und X-dutzende von komplizierten Windowing-Systemen erfunden werdenú obwohl man schon bei simplen PD- Ware-Programmen sich durch 23 Ebenen von Fensterchen wuehlen mussteú bis man endlich was handfestes im Setup veraendern konnte. Die Fachausdruck- designer rotierten in ihren Bueros und kreierten an ihren eigenen PC's phantastisch klingende und verheissungsvoll schwierig auszusprechende Abkuerzungen. Das Zeitalter des ''X2000'' war jedoch vorbeiú die neuen Ku- erzel mussten wirklich KURZ seinú hoechstens fuenf Buchstabenú zwei Zah- len und ein Selbstlaut. So macht man aus ''zweites Betriebssystem'' (das Erste scheint wohl nicht besonders gut gewesen zu sein) einfach ''OS/2'' und schon bekommt alles einen professionellen Anstrich. Profssionell will es naemlich jeder! (Okú okú die UXetc-NIXer laecheln still in sich hineinú nicht nur ueber die Libraries des Turbo-C's...) Ein Home-PC? - Was willste denn damit... Ein ordentlicher XT? - Der hat doch noch Speicherrelais... Ein AT gar? - Nie im Leben! Ein 486'er mit 33 MHzú 16MB internú 2*350MB Harddisksú fuer jedes Format eine Ex- tra-Floppy (alles auf einen Complete-System-Streamer) aufgetunete VLXVGA-KArteú am besten vernetzt mit noch ein paar 386'ernú die Echt- zeituhr natuerlich mit DCF-Atomuhrempfaenger (OnBoard)ú dem neuesten auch wirklich zu jeder GEM/DOSShell/XY-Windows/sonstwas-Verschnittpas- senden kombinierten Digitizer-Maus-Joystick-Trackerball mit elektrischen Handwaermer und eingebautem Digitalthermometerú MegaMultisync-Flat- Screen Monitor (700 Hz-Flimmerfreiú Touch-Screen mit Auot-Entfettung) und und und oder vielleicht den neuesten MegaMacintoshú der beim Ein- schalten wahlweise ''Hi!''ú ''Oouuhú push it deeper!'' oder eine Bach-Inven- tion von sich geben kann. (Was gemacht werden kannú dass wird gemacht werden!) ''Bitte'' sagt der Selfmade-Profiú ''Multitasking ist doch Schnee von gestern! Wen interessiert schon ein NeXT-Rechner?'' Klarú wer sich kiloweise RISC-Transputer an sein Home-Connection-Machine-Netz (Strom- versorgung ein kleiner Bio-Atommeiler im Keller) loetetú laesst sich hoechsten noch mit VAX'en vom schon wieder veraltetem Terminal holen. Sagte ein Chef einer Rechnerfirma bei der Praesentation: ''Mit diesem Rechner haben Sie die Loesung! Jetzt brauchen wir nur noch ein Problem dafuer....'' Natuerlich bestehen zwischen Z80 und 80486 geringfuegige Unter- schiedeú allein was die Art des Keramikgehaeuses betrifft; aber ein IBM- Kompatibler AT kann nicht mehr koennen als irgendeinanderer Kompatibler AT! (Die CD-player klingen auch alle gleichú nur die Ausstattung aendert sich mit dem Preis.) Nachdem wir nun festgestellt habenú dass ein NoName-AT genausogut ist wie irgendein anderer PC seiner Klasseú koennen wir uns gemeinsamueber jene Schwachkoepfe amuesierenú die sich in Mail- boxen und Grossrechenanlagen gegenseitig die Tastaturen kaputtklopfenú ob denn nun IBMú Appleú Atariú Zenithú Osborneú Compaqú Commodoreú Tu- lipúComplexú Schneiderú MCAú Goupilú Sinclairú TAndonú Oricú Siemensú AEGúHewlett-Packardú Olivettiú Ittú TI oder Der Ohne Name der bessere Computer ist. Dann haben wir auch endlich Zeit uns darueber zu streitenú welches denn DIE Sprache ist... Schliesslich muss man mit der Zeit gehen...Wer heutzutage noch in BASIC programmiert ist sozusagen nicht zu rettenú wenn selbst die PHreaks anfangenú Struktogramme zu malen... Aber wer weiss schonú was morgen kommt! FORTH? FIFTH? C? LISP? PROLOG? UNIMATH? FORTRAN2000? oder gar DNS/1 (Die Neue Sprache Nr.1)? Najaú Hauptsache strukturiertúl modular und subj.. oops... sorryú will sagen objektorien- tiert. Wir hoffen nunú auch Sie vom gefaehrlichen Rechner-Rassismus geheilt zu haben; wir selbst benutzen einen NoName-ATú und MS-DOS-Rechner sind sowieso die allerbestenú aber das haben wir uns doch nicht anmerken las- senú oder? Hochtaktungsvoll Ihre Partheoanametamatikmystikerschaft der Liebhaber der Goettin ERIS P.S.: ENTROPIE ERFORDERT KEINE WARTUNG.