Vom kleinen Chiptune bis zum bombastischen Tracker-Opus profitiert jedes MOD-File von kleineren Samples. Sei es, um Platz für weitere Klänge und Noten innerhalb der in einer Compo zugelassenen Maximalgröße zu schaffen oder damit es besser speicher- und verteilbar ist.
Zuerst einmal sollte man am Anfang und Ende des Samples unbenutzte Bereiche entfernen, die gerade bei Klängen aus Archiven oder Sample-CDs einen nicht unwesentlichen Teil der Samplegröße ausmachen können. Tondaten am Ende des Samples mit geringer Lautstärke können auch etwas gestutzt werden, da sie sowieso nach dem Mischen aller Samples im fertigen Track nicht mehr wahrnehmbar sind.Samples, die aus mehreren Elementen bestehen lassen sich meistens durch einen einzigen Klang aus dem Sample in Verbindung mit entsprechenden Noten in den Patterns ersetzen. Mit etwas Geduld und Übung klappt das selbst mit 303-artigen Sequenzen überzeugend.
Als nächsten Schritt empfiehlt es sich, die Datenrate zu verringern. Stereo-Samples (soweit überhaupt unterstützt) sollten nach Mono konvertiert werden, Panning kann später über die Patterns wieder hinzugefügt werden. Je nach Sample kann man nun die Samplerate verringern und/oder 8 statt 16 Bit verwenden. Manche Samples lassen sich so bis auf auf ein Viertel der Ausgangsgröße schrumpfen ohne an Qualität zu verlieren, andere lassen sich dagegen kaum oder gar nicht verkleinern, ohne daß man es auffällt. Dies hängt direkt von der höchsten Frequenz im Sample ab. Unterschreitet die Samplerate das Doppelte dieser Frequenz, werden deutliche Aliasing-Effekte erkennbar. Die Erfolge sind höher bei qualitativ besseren Samples, welche bei der Aufnahme voll ausgesteuert und so wenig wie möglich konvertiert worden sind. Ein guter Interpolationsalgorithmus (ab 3-Punkt-Interpolation) im Sampleeditor vermindert Qualitätsverluste beim Konvertieren.
Eine vergleichbare Verringerung der Datenrate bieten mp3-komprimierte Samples (derzeit nur vom MO3-Format unterstützt). Bei Samples, die 1:1 originalgetreu abgespielt werden, bieten sie das beste Verhältnis von Größe zu Qualität. Allerdings kann das Abspielen auf anderen Tonhöhen, unter Umständen mit Tremolo-, Vibrato- oder gar Filtereffekten, dazu führen, daß die Reduktion der Daten deutlich hörbar wird, da das bei der Kompression zugrundegelegte Reduktionsmodell nicht auf diese Wiedergabeform zugeschnitten ist. Vielleicht wird dieser Nachteil aber auch mal als klanglicher Effekt benützt, wie dies bei einigen MODs mit durch Aliasing erzeugten Oberwellen der Fall war.
Am effizientesten für kleine Samples verwendbar ist jedoch ein von allen gebräuchlichen Trackern unterstütztes Feature: Das Loopen von Samples. Nicht nur flächige Klänge, sondern praktisch alle gleichförmig nachschwingenden Klänge lassen sich hinter ihrer Anschlagsphase (Attack) und dem folgenden ersten Amplitudenabfall (Decay) wunderbar loopen. Einfachere Wellenformen (Sinus, Rechteck, Dreieck, Sägezahn,...) lassen sich innerhalb einer Periode loopen, so daß nur eine handvoll Bytes nötig sind. Das Auffinden geeigneter Start- und Endpunkte erfordert einiges an Zeit, aber es lohnt sich.
* *| * * | * * * * * * * * * | | | * * | | | * * Attack |Decay| Sustain |Release* |<--Original-->|<-durch Loop ersetzt->|
Noch effektiver ist Ping-Pong-Looping, durch das sich meist die Größe des geloopten Bereiches halbieren läßt. Auch für Samples mit Vibrato und/oder Tremolo genügt es, nur den ansteigende oder abfallenden Bereich zu loopen, dank Ping-Pong-Loop wird das passende Gegenstück beim Abspielen in Gegenrichtung generiert. Für besonders einfache Wellenformen sucht man einen Punkt auf der Nullachse und loopt von den darunter bzw. darüber liegenden Maximalamplituden. So wird nur noch die mittlere Hälfte einer Periode gebraucht.
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Je nach Intensität dieser Schrumpfkur haben die Samples nun mehr oder weniger an Klang eingebüßt. Um ihn wieder ein größeres Volumen zu verleihen bietet es sich an, mehrere gleiche Samples als Zwei- oder Dreiklang zu verwenden oder mit Vibrato- und Tremoloeffekten das Klangbild zu erweitern.
Besonders mächtig ist die Hüllkurve. Bei allen neueren Trackern kann man damit den Amplitudenverlauf mehr oder weniger festlegen. Gerade in Verbindung mit geloopten Samples läßt sich der Klangverlauf nach dem Anschlag weitgehend nachbilden, ohne dafür große Datenmengen zu benötigen. Optimal ist es, wenn der Tracker/Modplayer auch Loops in Hüllkurven unterstützt und sich für Amplitude, Vibrato, Tremolo, Panning und Filter getrennte Hüllkurven definieren lassen. Mit der Hüllkurve lassen sich schon aus kurzen Sampleschnipseln komplette Klänge erzeugen, was gerade für Chiptunes interressant ist.
Dank der Integration von Tief- und Bandpaßfiltern in die aktuelle Trackergeneration sind Gestaltungsmöglichkeiten verfügbar, die früher einen eigenen Synthesizer erforderten. Mit Tiefpässen läßt sich der Ausschwingvorgang gut betonen; Bandpässe ermöglichen es, den Grundton hervorzuheben. Am interressantesten ist der Rückkopplungsfaktor der Filter. Wenn er in der Nähe des Resonanzfalles gesetzt wird, schwingt der Filter jedesmal nach, wenn die Resonanzfrequenz des Filters im Sample auftritt. Ob man dadurch neue Oberwellen erzeugt, den Grundton aus dem Klang hervortreten läßt oder in die Ausschwingphase verlängert läßt sich nach Wunsch mit dem Resonanzfaktor, der Resonanzfrequenz und der Hüllkurve variieren.
Gerade die letzteren Methoden verändern das Klangbild des ursprünglichen Samples stark, für bestehende MODs (genauer: ITs, da es derzeit das einzige Standardformat mit Filtern ist (Anmerkung des Editor: Stimmt nicht ganz, auch MT2) sind sie deshalb kaum geeignet. Bei neuen musikalische Kompositionen kann man sie dagegen von Anfang an verwenden, so daß sich auch verkleinerte und veränderte Samples optimal in den Track einfügen.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Möglichkeit, Modules als MO3 zu packen. Selbst wenn man MP3-komprimierte Samples nicht verwenden kann oder will, ist ein MO3 gut 30-50% kleiner als das ursprüngliche Module, mit MP3-Komprimierung läßt sich noch deutlich mehr herausholen. Zudem sind MO3s gegenüber ihren Ausgangsdateien auch dann noch kleiner, wenn man beide mit üblichen Packern komprimiert.