Der "legacy-free" PC ist da: ein (fiktiver?) Erfahrungsbericht
von TS
Endlich war es soweit: Der erste Händler verkauft den ersten Rechner der Nach-PC-Generation.
Kein Ärger mehr mit Plug and Play, DOS, seriellen und parallelen Schnittstellen und statt
einer häßlichen grauen Kiste ein todschickes Design, gegen das selbst der EiMäck
altbacken aussieht.
Kaum nach Hause gebracht, konnte ich es kaum erwarten, ihn auszupacken. Noch bevor er
auch nur annähernd aus seinem Karton gepellt war, stieg mir der himmlisch stechende Duft
nach billigem Hongkongplastik in die Nase. Da er völlig aus diesem Material gefertigt ist,
ist er auch entsprechend luftig-leicht, wie man es bei moderner Technik eigentlich auch
erwartet. Aussehen tut er auch äußerst futuristisch, fast genauso wie der alte Toaster
aus den 50er Jahren, den ich vor 2 Jahrzehnten vom Dachboden auf den Sperrmüll entsorgt habe.
Nach einiger Zeit, die ich begeistert mit dem tollen Gerät verbrachte, geriet mir
irgendwie doch so etwas fossiles wie eine CD-ROM in die Hand. Da allerdings kein
CD-Laufwerk vorhanden war, ging ich nochmal zum Händler, um doch ein CD-Laufwerk
einbauen zu lassen.
Dort angekommen stellte der Techniker fest, daß sich gar keines einbauen läßt,
da das Gehäuse zusammengeklebt ist und sich nicht öffnen läßt. Stattdessen gab
er mir ein sogenanntes USB-CD-Laufwerk, dass man nicht erst auf antiquirte Art
und Weise umständlich einbauen müßte, sondern ganz elegant an der Buchse unten
einstöpselt.
Leider konnte ich dennoch nicht die CD verwenden. Im Handbuch stand auch
warum: Ich müßte zuerst die Treiberdiskette installieren, damit das CD-ROM
verwendet werden kann.
Da auch kein Diskettenlaufwerk vorhanden ist, ging ich nochmal zum Händler
und kaufte gleich, wie ich mittlerweile gelernt hatte, eines zum Einstecken
an diesen tollen Bus.
Allerdings konnte ich immer noch nicht die Diskette installieren,
da zuerst die Treiber-CD-ROM für das Diskettenlaufwerk installiert
werden muß. Also bin ich nochmal zum Händler, der mir freundlicherweise anbot,
die CD auf Diskette zu kopieren. Da das aber doch nicht funktionierte, kaufte
ich schließlich ein Modem dazu, da der Fachmann auf die geniale Idee kam,
dass ich statt von irgendwelchen CDs oder Disketten den Treiber gleich aus
dem Internet holen soll, der zudem auch viel besser und aktueller sei.
So langsam verstehe ich auch warum das Gerät als Web-PC bezeichnet
wird: Mit den mittlerweile daran angeschlossenen Kabeln sieht es
wie eine High-Tech-Spinne aus, und in dem Kabelgewirr habe ich
mich auch schon wie eine Fliege darin verheddert.
Jedoch konnte ich auch das Modem nicht benutzen, da dessen
Treiber-CD ein funktionierendes CD-Laufwerk erfordert, wegen dem
ich ja das Modem eigentlich gekauft habe. Da im Laden außer dem Angebot,
die CD auf Diskette zu kopieren, was mir auch nicht geholfen hätte,
niemand mehr weiter wußte, gaben sie mir die Telefonnummer des Modemherstellers.
An der kompetenten Hotline gab mir der nette Berater nach kurzer Bedenkzeit
folgenden Ratschlag: "Wissen Sie was ? Sie haben ja jetzt ein Modem,
laden Sie doch einfach den Treiber für das Modem von unserem Server herunter!"
(TS)