Mr.Rip’s Gedankenleben


Heute: Ebenbilder

Auf der Suche nach jemandem oder etwas, das genauso zu sein scheint wie ich, kam ich auf die Idee, das dieses etwas mein eigener PC sei. Er ist genau so launisch, zynisch und böse wie ich auch. In manchen Dingen scheint er sogar noch um einiges besser zu sein wie ich. Klar, er ist weder so intelligent und schön wie ich, aber dafür kann er wesentlich besser lügen. Das ist mir neulich bei einem 300MB Video aufgefallen. Jedesmal, wenn ich das Video vorspulen wollte, stürzte das System ab. Ein Zeichen dafür, dass es nicht geht. Nun ja, ich probierte es immer wieder, der Fehler wiederholte sich auch immer wieder und irgend wann habe ich es auch gelassen, bis zu dem Tage, als ein Kollege auftauchte und das Video sehen wollte. Ich spielte es wieder ab, erwähnte, dass es beim vorspulen immer abstürzt, tat es aber dennoch und... es lief. Ich konnte es kaum glauben und versuchte es immer wieder... fehlerfrei.

Ich hingegen werde immer rot oder muss bei der Lüge "Ich kann das nicht tragen, ich habe es im Kreuz" lachen, in diesem Punkt ist mir wohl mein PC um einiges voraus. Dennoch geht die Suche weiter, auch wenn ich mich immer wieder frage, warum ich das mache. Warum suche ich nach jemanden der so ist wie ich? Habe ich Angst irgendwie doch alleine zu sein oder will ich mir nur sicher sein das ich einzigartig bin? Bei genauerer Betrachtung der Situation fällt sicher auf, das alles was um mich herum ist, auch ein Teil von mir ist. Eigentlich ist das auch wieder falsch, ich bin eigentlich die Projektion von allem was um mich herum ist. Dennoch bin ich der Mittelpunkt von Vergangenheit und Zukunft. Was aber nicht heißen soll, dass ich die Vernunft bin (scheiß Wortspiele). Auf der Suche nach einem Ebenbild kommt man auf die wildesten Ideen. Würde ich mich klonen, was würde ich mir dann sagen? Sicher wüsste ich nicht was ich mir selber sagen würde, weil ich selbst, wenn ich mit mir selber rede oder einfach einen inneren Monolog führe, nicht weiß was ich zu mir selber sagen will. Das ist auch der Grund, warum ich manchmal wie aus heiterem Himmel anfange zu lachen. In diesem Moment der Heiterkeit habe ich mir selber etwas lustiges zugeflüstert.

Dann stelle ich mir vor, dass ich in die Vergangenheit reise und mich selber besuche. Als erstes würde ich mir selber den Hintern verklopfen für die Dinge, die ich selber noch nicht getan habe, aber sie bald tun werde. Dann würde ich mir selber einen Brief geben indem drin steht, was ich alles tun und lassen soll, Lottozahlen inklusive, versteht sich. Das ganze birgt aber große Probleme.

1.) Würde ich nicht denjenigen treffen der ich bin, sondern die Person die ich mal war. Es wäre also nicht sehr sinnvoll mich mit mir zu unterhalten, lässt man den Aspekt der Selbstanalyse der eigenen Vergangenheit mal aus.

2.) Ab dem Zeitpunk, wo ich mir selber den Brief gebe, wäre ich nicht mehr der selbe Mensch, weil sich meine Vergangenheit ab diesem Zeitpunkt ja ändert. Somit erlebe ich die Dinge die ich erlebt habe nicht mehr und meine Persönlichkeit wird eine andere.

Es würde also weder etwas bringen, mich zu klonen, noch mich selber in der Vergangenheit zu besuchen. So stelle ich also geknickt fest, dass ich alleine und einzigartig bin. Vielleicht ist das besser für die Welt und vielleicht auch für mich. Da fallen mir die Situationen ein, in denen ich mich selber nerve. Wie würde es dann aussehen, wenn ich mich doppelt nerve? Hm, interessanter Gedanke! Wäre ich dann doppelt suizidgefährdet?

Verwirrt von den eigenen Gedanken schaue ich wieder aus dem Fenster und beobachte den Regen. Im Hintergrund höre ich die Musik aus den PC-Lautsprechern. Verwirrt von chemischen Gesetzen, von der Erhaltung der Energie und von mathematischen Thesen stelle ich mir die Frage, ob ich mich selber leiden kann. Das seltsame ist, das ich mir selber die Frage nicht beantworten kann. Vielleicht habe ich keine konkrete Meinung zu mir, weil ich selber so vielschichtig bin, dass ich selber nur jede einzelne Situation beurteilen kann, nicht aber das gesamte Verhalten. Bei diesen Gedankengängen kommt mir aber auch gleich die Frage, warum ich dann andere Menschen beurteilen kann? Vielleicht liegt es daran, weil ich nur wenige Schichten von ihnen kenne. Würde ich also einen Menschen sehr gut kennen, dann würde mir die Beurteilung viel schwieriger fallen, bis zu dem Punkt, an dem ich einen Menschen genauso wenig wie mich selber beurteilen könnte.

Ich schaue wieder aus dem Fenster und bemerke das der Regen wieder stärker wird. Ich liebe solch ein Wetter und beschließe raus zu gehen. Das Wasser kühlt meine Gedanken und meine Seele, bis diese wieder durch neue Gedanken erhitzt werden.
(Mr.Rip)