Waaaaaaarten
von TOMAES
Es gibt sie leider viel zu oft: Die Momente im Leben, bei denen man sich
eine Vorspulen-Taste wünscht. Dies betrifft vor allem zwei Arten von
Situationen. Entweder, es ist etwas furchtbar peinlich, oder man muss
auf irgendwas oder irgendwen warten. Besonders letzteres ist leider
nichts weiter als pure Verschwendung unserer aller Lebenszeit. Dennoch
geht es leider nicht ohne. Egal ob bei Behörden oder beim Arzt, in jedem
Fall heißt es ausharren und versuchen, die Zeit möglichst würdevoll
abzusitzen (mal davon ausgegangen, dass eine Sitzgelegenheit überhaupt vorhanden ist...).
Jeder Mensch scheint hier seine eigene Taktik entwickelt zu haben. Schauen wir
uns mal die verschieden Typen des Homo wartus an:
Der Hektische
Der Hektische kommt schwungvoll und mit einer überbordenden Energie
in den Raum. Zeitgleich und im Vorrübergehen wird ein stürmisches
"Hallo" oder "Tag" in die Runde der Leidenden geschmettert. Energisch
wird platzgenommen und eine alte "Focus"-Ausgabe vom Grabbeltisch
gezerrt. Er braucht für jede Seite ca. 30 Sekunden und nach spätestens
10 Minuten landet die Postille wieder auf dem Gabentisch. Er räuspert
sich oft, steht in kurzen Intervallen immer wieder auf, setzt sich
erneut, steht wieder auf und fragt spätestens nach ca. 10 Minuten jemanden,
warum es denn so verdammt lange dauert.
Der Nervige
Der Hektische wirbelt zwar schon einigen Staub auf, aber der Nervige
ist noch schlimmer. Er fühlt sich geradezu dazu berufen alle 20 Sekunden seine
Mitgefangenden durch einen lauten Seufzer sein Unbehagen spüren zu lassen.
Er schnieft, er lässt die Arme rudern und er beschwert sich nach 30 Minuten
bei jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, über die quälend langsame Abfertigung.
Der Scheintote
Das ganze Gegenteil des letztgenannten Typus ist der Scheintote. Der setzt sich,
verschränkt die Arme und tut... nichts. Gar nichts. Er sitzt nur da und glotzt.
Er gibt keinen Mucks von sich und bewegt sich keinen Millimeter. Wie ein Reptil
in der Mittagssonne. Wenn man später eine Aufnahme im Zeitraffer abspielen würde,
wäre der einzige Beweis für die vergangene Zeit der sich verändernde Sonnenstand.
Der Schläfrige
Der Schläfrige klappt nach spätestens 30 Minuten Wartezeit die Äuglein zu
und schläft bzw. versucht zu schlafen. Hin und wieder wälzt er den Kopf
von einer Seite zur anderen, stützt ihn auf beide Hände und reibt sich
dann und wann die geröteten Sehorgane.
Der Zeitungsleser
Dieser Typus versucht sich an der klassischen Methode des Zeitvertreibs:
Dem Lesen. Egal, ob "Bild" oder "PM", die letzte Baumarktbroschüre oder
ein Mediamarktprospekt. Völlig uninteressant ob der Informationsgehalt
über oder unter Null ist. Man kann ja zumindet so tun als ob. Aber Achtung:
Nach spätestens einer Stunde macht man sich unglaubwürdig, wenn man erst
auf Seite 2 des Sonderschlussverkauf-Flyers ist. ;-)
(Tomaes)