Grundlagen Computernetze


Prof. Jürgen Plate

Übertragungsverfahren

Bei der Übertragung von Daten in lokalen Netzen verwendet man generell Basisbandübertragung. Die Übertragungsleitung nimmt zwei (manchmal auch drei) Zustände (Pegel) abhängig von den zu übertragenden Binärwerten an.
Bei Weitverkehrsnetzen wird teilweise auch modulierte Übertragung verwendet, wobei die Binärwerte einem höherfrequenten Signal (Sinusträger) aufmoduliert werden. Modulierte Übertragung findet man beispielsweise beim Datentransfer über die Telefonleitung, bei Satellitenverbindungen oder bei Breitband-Kabelnetzen.
In diesem Text betrachten wir nur Netze mit Basisband-Übertragung. Die Leitungscodierung erfolgt grundsäzlich auch zwei Arten: Entweder werden die einzelnen Bits codiert (z. B. 0 V für "0" und 5 V für "1") oder es erfolgt die Codierung der Bit-Übergänge (z. B. bei NRZI, wo das Signal für eine "0" konstant bleibt und sich bei einer "1" ändert). Im Netzwerkbereich wird eine Codierung verwendet, die eine Rückgewinnung des Taktes aus dem Signal erlaubt. Bei lokalen Netzen kommen hauptsächlich drei Codes zur Abbildung der Binärwerte auf die Leitungszustände zum Einsatz:

Ethernet: Manchester-Code
"1": 0->1-Übergang in Bitmitte
"0": 1->0-Übergang in Bitmitte
Abhängig vom Wechsel der Zustände ist noch ein zusätzlicher Übergang am Anfang jedes Bits nötig. Über die Zeit gemittelt hat das Signal keinen Gleichstromanteil. Eine Rückgewinnung des Taktes aus dem Signal ist möglich.

FDDI (Glasfaser, Fiber Distributed Data Interface): NRZI (non return to zero inverted)-Code
"0": Zu Beginn der Bitperiode Zustandswechsel (0->1 oder 1->0)
"1": keine Änderung des Pegels.
Der NRZI-Code erlaubt keine Taktrückgewinnung, da bei ungünstigen Bit-Folgen unter Umständen lange Zeit kein Zustandswechsel eintritt.
Um trotzdem auch hier den Takt zu halten, erfolgt eine Codewandlung. Dies leistet zum Beispiel bei FDDI die 4B/5B-Umwandlung (4 binary 5 binary), bei der jeweils ein 4-Bit-Block (Nibble) in einen 5-Bit-Block derart umgewandelt wird, daß in jedem 5-Bit-Block maximal zwei aufeinanderfolgende Nullen vorkommen.


Das Bild zeigt Kodierung eines Signals mit verschiedenen Ethernet-Normen: Bei 10 Base T: Manchester-Code, bei Fast Ethernet: zuerst 4B5B-Code (siehe unten), dann Umwandlung auf dreiwertigen Code (–/0/+) mit fünf Schritten, was zur Reduzierung der oberen Grenzfrequenz führt.

Ursprüngliche
Bitfolge
(4-Bit-Block)
Umgewandelte
Bitfolge
(5-Bit-Block)
000011110
000101001
001010100
001110101
010001010
010101011
011001110
011101111
100010010
100110011
101010110
101110111
110011010
110111011
111011100
111111101

Die 8B/10B-Umwandlung (8 binary 10 binary) sieht ähnlich aus wie die 4B/5B-Umwandlung. Hier werden jedoch 8-Bit-Blöcke in 10-Bit-Blöcke umgewandelt. Die 8B/10B-Umwandlung wird bei Gigabit-Ethernet 1000Base-CX, -SX, -LX und beim Fibre-Channel eingesetzt. Alle für die Übertragung gültigen Kombinationen sind derart aufgebaut, dass 5 mal die "0" und 5 mal die "1" vorkommt, um Gleichstromfreiheit zu garantieren. Außerdem weisen diese Kombinationen mindestens 3 Zustandswechsel auf (von "0" nach "1" oder umgekehrt), um auf Empfängerseite die Taktrückgewinnung zu gewährleisten.

Bei der 8B/6T-Kodierung (8 binary 6 ternary) wird ein 8-Bit-Block in einen 6T-Code umgewandelt. Jeder 6T-Code besteht aus 6 sogenannten"Tri-State-Symbolen", die als "-", "0" und "+" notiert werden. Übertragungstechnisch verbirgt sich hinter jedem der drei Symbole ein entsprechender elektrischer Pegel. Die Kodierung wird anhand einer Tabelle durchgeführt, die sämtliche 256 möglichen 8-Bit-Kombinationen enthält. Während 4B/5B nur eine Bit-Umwandlung darstellt, die noch eine anschließende Kodierung (NRZI oder MLT-3) erforderlich macht, beinhaltet 8B/6T bereits die komplette Kodierungsvorschrift. Die folgende Tabelle zeigt einen kleinen Ausschnitt der 8B/6T-Codes.

Bitfolge8B6T-Code
0 0 0 0 0 0 0 0+ - 0 0 + -
0 0 0 0 0 0 0 10 + - + - 0
. . . . . . . .. . . . . .
0 0 0 0 1 1 1 0- + 0 - 0 +
. . . . . . . .. . . . . .
1 1 1 1 1 1 1 0- + 0 + 0 0
1 1 1 1 1 1 1 1+ 0 - + 0 0

Derzeit ist Fast-Ethernet 100BASE-T4 das einzige Verfahren, bei dem die 8B/6T-Kodierung eingesetzt wird.

Beim Kodierungsverfahren 5-Level Pulse Amplitude Modulation (PAM5) wird pro Takt ein Symbol übermittelt, das einen von fünf verschiedenen Zuständen (-2, -1, 0, +1, +2) darstellt. Mit jedem Symbol werden zwei Bits übertragen. Da es vier verschiedene 2-Bit-Grupen ("00", "01", "10" und "11") gibt, bleibt noch ein Symbol übrig, das für Fehlerbehandlung eingesetzt werden kann. Die PAM5-Kodierung wird bei Fast-Ethernet 100Base-T2 und bei Gigabit-Ethernet 1000Base-T verwendet.

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