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Internet World Spring '96

Mekka der Online-Branche

Noch vor drei Jahren war die Internet World ein kleiner Kongreß, auf dem sich einige Hundert Spezialisten trafen. Mittlerweile ist die Messe zur weltweit größten Internet-Ausstellung geworden. Im sonnigen San Jose zeigten in diesem Jahr über 350 Firmen die neuesten Produkte und Technologien rund um Internet und Online-Dienste.
 
Das extreme Wachstum merkte man der diesjährigen Internet World deutlich an: Längst fanden nicht mehr alle Aussteller im San Jose Convention Center Platz, so daß Veranstalter Mecklermedia (http://www.iworld.com) kurzerhand das gegenüberliegende Civic Center und einige Räume in benachbarten Hotels mit Beschlag belegte. Doch selbst mit einem zusätzlich aufgebauten Zelt konnte man nicht alle potentiellen Aussteller unterbringen -- rund siebzig Firmen erhielten schon im Vorfeld eine Absage.
 
Den über 35.000 Besuchern bot Mecklermedia dennoch nicht nur eine interessante Ausstellung, sondern auch ein hochkarätiges Rahmenprogramm: Zahlreiche Workshops befaßten sich mit Themen wie HTML-Seitengestaltung, Java, aber auch Aspekten wie Werbung im Internet. Redner wie Microsoft-Boß Bill Gates, Apple-Gründer Steve Jobs und Oracle-Chef Larry Ellison beschrieben ihre Vision von der Zukunft des "Information Highway". Zum Ausruhen und Surfen stand allen Besuchern ein großzügig ausgelegtes Internet-Café zur Verfügung. Aus der Fülle der Neuigkeiten haben wir für Sie einige der Highlights herausgepickt, einen noch umfassenderen Bericht aus San Jose finden Sie in der Ausgabe 8-9/96 der in'side online.
 
Microsoft Network wird Teil des Internet
Seit der Internet World ist es offiziell: Microsoft Online-Dienst MSN (http://www.msn.com) wird komplett ins Internet verlagert. Vorhandene Inhalte will Microsoft ins Internet übernehmen, neue Informationen direkt im Internet bereitstellen. Ein Großteil der Angebote wird freilich nur registrierten MSN-Mitgliedern zur Verfügung stehen. In den Staaten kostet der zeitlich unbegrenzte MSN-Zugang im Monat 6,95 Dollar -- sofern Sie bereits einen Internet-Zugang besitzen. Ansonsten zahlen Sie 4,95 Dollar pro Monat für bis zu drei Stunden plus 2,50 Dollar für jede weitere Stunde.
 
Stichwortverzeichnis für Web-Seiten
WebAnchor, das neueste Produkt der Firma Iconovex (http://www.iconovex.com), legt automatisch Stichwortverzeichnisse für Web-Seiten an. Der Clou: Die Software nimmt nicht einfach alle Begriff auf, sondern ermittelt über eine semantische Analyse die "wichtigen" Stichworte. Das Produkt soll zum Preis von 49,95 Dollar erhältlich sein.
 
Mail-Adresse für die Ewigkeit
Wer schon einmal seinen Internet-Provider gewechselt hat, kennt das Problem: Ähnlich wie bei einem Umzug ändert sich die Adresse, einen "Nachsendeantrag" bieten nur die wenigsten Provider. Dieses Problem soll ein Service von USA.NET (http://netaddress.usa.net) lösen: Die Firma verspricht eine E-Mail-Adresse, die sich niemals ändert. Die elektronische Post wird entweder an Ihre aktuelle Adresse weitergeleitet oder steht zum Abruf mit einem normalen E-Mail-Client bereit. Dieser Luxus ist ab 18 Dollar pro Jahr zu haben.
 
Nützliches Allerlei
Ein ganzes Paket nützlicher Internet-Tools für Windows 95 bietet Berkeley Systems (http://www.berksys.com) -- bekannt als Hersteller des Bildschirmschoners After Dark -- unter dem Namen Web.Max für 39 Dollar an. Neben dem Offline-Browser Web.Max Downloader enthält das Paket unter anderem ein Suchwerkzeug, ein Programm zum automatischen Abrufen von News aus dem Web sowie eine Internet-Telefonie-Software.
 
Neue Features in Internet Phone 4.0
Erstmals zeigte Vocaltec (http://www.vocaltec.com) die neue Version 4.0 der Internet-Telefonie-Software Internet Phone. Zu den neuen Funktionen zählen eine Dateiübertragung während eines Gesprächs sowie die Möglichkeit zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten. Netter Zusatzgag: Mit Internet Phone lassen sich jetzt auch Voice-Mails per E-Mail verschicken. Diese Nachrichten lassen sich auch ohne Internet Phone wiedergeben, ein kostenlos erhältlicher Player übernimmt diese Aufgabe.
 
Noch 'ne Telefon-Software
Mit TS Intercom for Windows bringt Telescape (http://www.telescape.com) eine neue Software für das Telefonieren im Internet auf den Markt. Die Verbindungen laufen direkt zwischen den Clients ab, für die Kontaktaufnahme genügt die E-Mail-Adresse des Gesprächspartners. Zu den Besonderheiten der Software gehört die Möglichkeit, ein eingescanntes Foto oder andere Dateien während der Verbindung zu übermitteln.
 
Internet ohne Kabel
Wer von unterwegs, von zu Hause oder aus der Firma auf das Internet zugreifen will, braucht lediglich ein spezielles Funkmodem sowie den Internet-Zugang der Firma Metricom (http://www.metricom.com). Geboten wird eine Geschwindigkeit vergleichbar der eines 28.800-bps-Modems, die monatliche Gebühr fällt mit 29,95 US-Dollar pauschal sehr günstig aus. Einziger Haken: Derzeit wird der Ricochet genannte Service nur in der Gegend um San Francisco geboten.
 
Über's Web in die Mailbox
Die Funktionalität einer klassischen Mailbox bringt Mustang Software (http://www.mustang.com) ins Netz: Wildcat! 5 ist BBS-Software und Web-Server in einem. Geboten werden Nachrichtenforen, Chats und E-Mail, die mit Hilfe eines Zusatzmoduls über Browser wie Netscape Navigator oder Microsoft Internet Explorer genutzt werden können.
 
Für gestreßte Web-Master
Wer selbst ein Internet-Angebot verwalten muß, wird WebMapper, ein neues Produkt der Firma NetCarta (http://www.netcarta.com) zu schätzen wissen. Die für 499 Dollar angebotene Software stellt die Struktur einer Site in Baumform dar, sucht defekte Links und analysiert Veränderungen. Der Clou: WebMapper arbeitet mit CyberPilot Pro (49,95 Dollar) zusammen, um Besuchern der Site die Navigation zu erleichtern.
 
Vielsprachiger Browser
Tango, der neue Web-Browser der Firma Alis (http://www.alis.com), hat Talent für Fremdsprachen: Die aus NCSA Mosaic abgeleitete Software spricht 35 Sprachen, die sich für die Oberfläche sowie zum Anzeigen der Inhalte heranziehen lassen. HTML-3.0-Funktionen wie Hintergründe und Tabellen werden dabei selbstverständlich unterstützt.
 
Neues von VRML
Die neue Version 2.0 des VRML-Standards bietet mehr Interaktionsmöglichkeiten als VRML 1.x. Als einer der ersten Hersteller bietet Silicon Graphics mit Cosmo Player einen kostenlos erhältlichen VRML-2.0-Browser (http://vrml.sgi.com) unter anderem für Windows 95 und Windows NT an.
 
Voll im Trend: Java
Ein beherrschendes Thema in San Jose war erwartungsgemäß auch Java. In den Wochen vor der Messe war Sun-Boß Scott McNealy ("Ich würde meinen Kindern lieber Drogen als DOS geben.") permanent in Verhandlungen mit wichtigen Software-Herstellern. Rechtzeitig zur Internet World haben dann auch prompt Microsoft, Apple, IBM, Novell sowie alle wichtigen Betriebssystemhersteller aus dem Unix-Lager angekündigt, Java direkt in das Betriebssystem zu integrieren. Sun-Mitbegründer Bill Joy versprach derweil in seiner Eröffnungsrede eine rasche Weiterentwicklung der Sprache, die unter anderem dramatische Geschwindigkeitsverbesserungen bringen soll. Performance-Steigerungen in der Größenordnung von Faktor 20 will Symantec derweil durch Einsatz eines Just-In-Time-Compilers erreichen. Registrierte Entwickler können den Compiler kostenlos von http://cafe.symantec.com downloaden, alle anderen zahlen 19,95 Dollar. Einen vergleichbaren Compiler hat auch Borland mit AppAccelerator zu bieten: AppAccelerator verspricht eine bis zu zehnfache Beschleunigung und soll unter anderem in die nächste Version des Netscape Navigator für Windows 95 und Windows NT integriert werden. Darüber hinaus präsentierten zahlreiche Firmen neue Entwicklungswerkzeuge für Java. Auf die Entwicklung von Java-Applets ohne Programmierfähigkeiten zielt AimTech (http://www.aimtech.com) mit Jamba für Windows 95 ab: Das für 495 Dollar angebotene Werkzeug soll die Java-Entwicklung im Drag-and-Drop-Verfahren möglich machen -- daß dies möglich ist, hat Aimtech bereits mit dem Multimedia-Autorensystem IconAuthor bewiesen.
 
Yellow Pages auf CD-ROM und im Internet
Bei der Suche im Web ohne bestehende Verbindung will Luckman Interactive (http://www.luckman.com) mit den Yellow Pages helfen: Die 59 Dollar teure CD-ROM enthält über 10.000 Besprechungen von Web-Sites, bietet aber gleichzeitig auch Zugriff auf die gängigen Suchsysteme. Ein vergleichbares Angebot direkt im Internet bietet Gale Research mit CyberHound (http://www.cyberhound.com). Die Benutzung ist drei Monate lang kostenlos, anschließend wird voraussichtlich eine Monatsgebühr verlangt.
 
Auf der Suche nach E-Mail-Adressen
Eine Marktlücke hat Bigfoot (http://bigfoot.com) entdeckt: Während Suchsysteme für das World Wide Web mittlerweile in allen Variationen vorhanden sind, helfen erst wenige Server bei der Suche nach einer E-Mail-Adresse. Mit bisher rund vier Millionen Adressen soll der kostenlose Bigfoot-Service diese Arbeit in Zukunft erheblich erleichtern.
 
Internet-Komplett mit allen Extras
Ein neues Internet-Komplettpaket für Windows 3.1 und Windows 95 konnten Besucher am Stand von Luckman Interactive (http://www.luckman.com) anschauen. Zum Lieferumfang des für 79 Dollar angebotenen Pakets gehören unter anderem Eudora als E-Mail-Client, der NewsXPress Newsreader, ein eigener IRC-Client, zahlreiche Viewer und sogar eine Internet-Telefonie-Software.
 
Neue HTML-Editoren
Im Juli will Adobe (http://www.adobe.com) die Version 2.0 des auf dem Mac bereits sehr erfolgreichen HTML-Editors PageMill auch für Windows 95 und Windows NT auf den Markt bringen. Das für 99 Dollar erhältliche Produkt bietet unter anderem volles WYSIWYG auch bei der Tabellenbearbeitung sowie eine direkte Anzeige von Multimedia-Elementen. SoftQuad (http://www.softquad.com) kündigt derweil HoTMetaL Pro 3.0 an. Die neue Version bietet volles WYSIWYG, eine automatische Syntaxprüfung sowie Editoren für Tabellen und Frames. Eine Beta-Version liegt der Redaktion der in'side online bereits vor, mit dem endgültigen Produkt wird in den nächsten Wochen gerechnet.
 
Internet statt Fernsehen
Progressive Networks, die Macher von RealAudio, demonstrierten erstmals den neuen TimeCast-Service (http://www.timecast.com). Bei TimeCast können Sie aus Quellen wie ABC, CBC, Computer World und c|net Ihr persönliches Newsprogramm zusammenstellen, das dann per RealAudio für Sie ausgestrahlt wird. Weniger multimedial, dafür aber umso informativer gibt sich PointCast (http://www.pointcast.com): Das PointCast Network liefert aktuelle News unter anderem aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Wetter. Der Clou: Während andere Newsquellen vom Benutzer ein manuelles Abrufen der Informationen verlangen, arbeitet PointCast automatisch. Die benötigte Software ist ebenso wie die Nutzung kostenlos, der eigentliche Service wird über Werbung finanziert.

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Letzte Änderung am 21 Mai 1996.
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