
Inside Shareware 3/96

Neues 3D-Action-Spiel: Strife
Ballerspiele mit "1st Person"-Perspektive wie Quake
und Duke Nukem 3D liegen nach wie vor im Trend. Vor allem die
Teens und Twens lassen sich mit Vorliebe im Deathmatch-Modus
gegenseitig virtuelle Geschosse um die Ohren fliegen. Das neueste
Kultspiel auf diesem Sektor nennt sich Strife - und
verknüpft die rüde 3D-Ballerei mit einem intelligenten
Fantasy-Rollenspiel.
Wenn persönliche Freiheiten nichts mehr gelten und der
Terror das Leben unerträglich macht, dann erscheint es
legitim, zu den Waffen zu greifen und den Aufstand zu proben.
In dieser unerquicklichen Situation befindet sich der Spieler
bei Strife. Er lebt in einer futuristischen Fantasy-Welt,
in der Technik und mittelalterliche Lebensart eine
überraschende Symbiose eingegangen sind. Das Leben
könnte so schön sein, wenn die Technikpriester nicht
die Macht an sich gerissen hätten. Sie herrschen in Blut und
Terror und niemand ist seines Lebens froh. Nur eine kleine Schar
Gleichgesinnter hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Priestern
den Kampf anzusagen und in einem Guerilla-Krieg mit den
vermummten Unholden aufzuräumen. Just in diesem Moment haben
Sie sich entschlossen, sich der Untergrundbewegung
anzuschließen.
Sprechen statt Kämpfen
Die ersten Minuten des Spiels erinnern stark an bewährte
3D-Klassiker wie Hexen oder Duke Nukem 3D. Der Spieler wacht in
einem dunklen Gang auf und sieht sich gleich einem vermummten
Priester gegenüber, der das Feuer eröffnet. Klar,
daß Sie sich angesichts dieser Bedrohung sofort wehren. Mit
einem zackigen Dolch gehen Sie auf Tuchfühlung und passen
beim folgenden Kampf auf, daß Sie nicht in den
nahegelegenen Gifttümpel gestoßen werden.
Ein Sieg ist unbedingt erforderlich, da es ansonsten
unmöglich ist, die verschlossene Holztür zu den
restlichen Räumen von Strife zu öffnen - der Priester
trägt eine Keycard um den Hals, die Sie aufnehmen
können, sobald er getötet am Boden liegt.
Die 3D-Grafik von Strife ist erstklassig und scrollt
ruckelfrei in alle Richtungen. Das Texture-Mapping ist dabei so
ausgeklügelt, daß die Steine der Mauern und das dicke
Holz der Türen vollkommen realistisch erscheinen. Nur ist es
wie in allen 3D-Spielen immer etwas zu dunkel - bewegt sich da
hinten im Gang nicht schon wieder irgendwas?
Wer angesichts der Adrenalinströme in seinem Nebennieren
gleich auf alles und jeden einsticht, wird in Strife allerdings
nicht weit kommen. Gleich hinter der ersten Tür steht ein
ganz gewöhnlicher Bürger hinter einem Technikpult.
Tötet man ihn, so werden sofort die Wachen gerufen, und das
Spiel ist zu Ende, noch bevor es richtig angefangen hat.
Besser ist es, zumindest mit den gewöhnlichen Menschen in
Strife ein Gespräch anzufangen. Zu diesem Zweck stellt man
sich vor die betreffende Person und drückt die Leertaste.
Der erste, dem man begegnet, gehört zum Glück gleich zu
den Rebellen. Er gibt dem Spieler seinen ersten Auftrag: Er soll
in die Räume der Priesterschaft eindringen und einen
wertvollen Gegenstand stehlen. Den gilt es anschließend in
die Taverne zu bringen. Das ist doch kein Problem, oder? Immerhin
erhalten Sie dabei endlich eine erste Fernwaffe, nämlich
einen kunstvoll gefertigten Bogen, der blau irisierende
Plasmawolken verschießt.
Unterwegs im Dorf
Schon bald verläßt man die dunklen, DOOM-artig
gestalteten Gänge und betritt den mittelalterlichen
Dorfanger unter freiem Himmel. Sofort erinnert das Spiel nicht
mehr ganz so fatal an ein reinrassiges 3D-Ballerspiel, sondern
erhält immer mehr Züge eines guten 3D-Rollenspiels.
Im Dorf gibt es eine Taverne mit Theke und Barkeeper, eine
kleine Arztpraxis, ein Rathaus, ein Gefängnis, aber auch
diverse Läden, die Waffen und Rüstungen verkaufen. Zwar
lassen sich an vielen Orten Bonusgegenstände wie Patronen
oder Erste-Hilfe-Pakete aufsammeln, aber es ist dennoch
einfacher, sich im Geschäft mit allen erforderlichen Waren
einzudecken. Dies gilt deswegen umso mehr, weil es jederzeit
möglich ist, bei Bedarf zu den Läden
zurückzukehren und dort von neuem einzukaufen. Das Problem
ist nur: Sie sind zu Beginn des Spiels vollkommen pleite. Ein
Tip: Wer die erste Aufgabe gelöst hat, bekommt von seinem
Auftraggeber eine prall gefüllte Geldbörse.
Die wird auch dringend benötigt, denn beim Gespräch
mit weiteren Dörflern stellt sich bald heraus, daß
einige der Untergrundkämpfer sehr geldgierig sind und
Informationen nur gegen Bares weiterveräußern.
Die Welt von Strife ist nicht in einzelne Level eingeteilt,
sondern in Missionen. Deswegen verwundert es nicht, daß der
Spieler in der Demoversion nicht alle Räume betreten kann.
Diese Areale werden zum Spielen der Testversion nicht
benötigt und deswegen verbarrikadiert, bis man die
Vollversion erstanden hat.
Flammenwerfer und Maschinengewehr
Damit der Ballerspaß in der Fantasy-Welt nicht zu kurz
kommt, gibt es acht verschiedene Waffensysteme, von denen ein
großer Teil bereits in der Testversion zur Verfügung
steht. Neben dem Dolch und dem Bogen ist dies das
Maschinengewehr, ein Raketen- und ein Granatenwerfer, ein
Flammenwerfer, ein Blaster und das geheimnisvolle Sigil, das in
den Anleitungen nicht näher beschrieben wird - da wartet
wohl eine Überraschung auf den Kämpfer. Zwischen den
einzelnen Waffensystemen wechselt der Spieler mit den
Zifferntasten des PC-Keyboards, den Zustand der Waffen kann man
mit der Taste Z einsehen.
Eine Automap und ein Follow-Modus runden die typischen
3D-Action-Elemente des Spiels ab.
Das Gruppenspiel
Ein richtiger Aufstand macht natürlich nur dann richtig
Spaß, wenn es ein paar Kumpels gibt, mit denen man den
schweren Gang gemeinsam antreten kann.
Bis zu acht Spieler können im IPX-Netzwerk gemeinsam
kämpfen. Jeder Spieler wird dann in einer eigenen Farbe
dargestellt, so daß man die einzelnen Personen im
Spielgeschehen gut unterscheiden kann. Ein eigener Chat-Modus
erlaubt die Kommunikation zwischen den Kämpfern; spezielle
Makros speichern dabei mehrere Phrasen und übermitteln diese
per Tastendruck in den Funkäther. Natürlich gibt es
auch einen Deathmatch-Modus. Dabei werden die verschiedenen
Spieler in unterschiedlichen Levelbereichen abgesetzt und haben
die Aufgabe, alles um die Ecke zu bringen, was sich bewegt - auch
die beteiligten Freunde.
Wer kein IPX-Netzwerk zur Verfügung hat, kann auch zwei
Rechner über eine Modemverbindung oder ein Nullmodemkabel
miteinander vernetzen und dann zumindest zu zweit den spannenden
Kampf beginnen.
Alles in allem
Strife ist ein 3D-Action-Spiel, das durch seine wirklich
beeindruckende Grafik und die vielen liebevoll ausgearbeiteten
Details überzeugt. Im Vergleich zu ähnlichen 3D-Spielen
ist Strife ein wenig komplexer aufgebaut, da es Missionen zu
erfüllen gibt und nicht alle Menschen im Fantasy-Land
zwangsläufig Feinde sind. Das Rollenspiel-Element tut Strife
sehr gut und läßt das Programm intelligenter
erscheinen als die übrigen Schlag-sie-tot-Spiele.
Die in alle Richtungen scrollende Kulisse, die aus der
Ich-Perspektive gezeigt wird, wirkt natürlich sehr
realistisch. Junge Spieler könnten deswegen sehr schnell
emotional voll in Strife einsteigen und sich von dem
fortwährenden Töten im Spiel mitreißen lassen.
Wir empfehlen Strife deswegen erst für Spieler ab 16 Jahren.
Carsten Scheibe
Die Vollversion von Strife kostet 49,95 US-$. Die spielbare
Testversion finden Sie auf der Heft-CD der neuen In'side
Shareware 3/96.