Heiko Harbers, verantwortlicher ELSA-Geschäftsbereichsleiter
für 56k-Modems, über die Auswirkungen der jüngsten
Entwicklungen in der ITU:
Herr Harbers, warum spielen die Ankündigungen der ITU eine so große Rolle für den Markt?
Harbers: "Mit der Bekanntgabe des V.pcm-Standards hat die ITU den Standard für 56-kbit-Modems fixiert. Der Standard wird endgültig festgelegt, wenn sich das Standardisierungsgremium "Study Group 16 Working Party" Ende Januar 98 in Genf trifft. V.pcm wird bis spätestens September 1998 verabschiedet sein.
Führende Chip- oder Modem-Hersteller wie Rockwell und ELSA sind der Meinung, daß der V.pcm-Standard für den privaten und industriellen Bereich ein bedeutender Schritt ist, u.a. um die Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet schneller zu machen. Viele der Internet-Service-Provider werden übrigens auch dann noch übergangsweise K56flex-Protokolle unterstützen, wenn die Mehrzahl der Central-Side-Gegenstellen bereits auf V.pcm aufgerüstet wurde. Mittelfristig gesehen lohnt sich für jeden 56k-Anwender der Umstieg - für den der Kunde im übrigen ja auch bereits gezahlt hat."
Welche Bedeutung hat die Entscheidung der ITU für Rockwell?
Rockwell begrüßt die Einigung der ITU sehr. Das gigantische Marktpotential, das bisher künstlich durch die Standardisierungsfrage zurückgehalten wurde, kann sich nun nach längerem Warten entfalten. Rockwell und seine Partner sehen diesem Boom erwartungsvoll entgegen.
Aufgrund der zu erwartenden Stückzahlzunahme haben einige Hersteller, die die Rockwell-Technologie einsetzen, Preissenkungen angekündigt. ELSA-Modems sind die ersten, die nach der Bekanntgabe des V.pcm-Standards um 14 % günstiger angeboten werden."
Wie sollten sich Anwender jetzt verhalten, die die 56k-Technologie einsetzen wollen? Sollten sie warten, bis V.pcm ratifiziert ist? Und falls nicht, sollte man sich für K56flex oder für X2 entscheiden?
Harbers: "Grundsätzlich muß erst einmal gesagt werden, daß die meisten der K56flex- als auch X2-Geräte, rein technisch gesehen, auf V.pcm aufgerüstet werden können. Der Standard als solcher ist also nicht das wesentliche Unterscheidungsmerkmal - auch wenn dieser Eindruck von diversen Anbietern gerne erweckt wird. Vielmehr wird ausschlaggebend sein, wie einfach und wie sicher ein Modemhersteller das Update für seine Kunden gestaltet. Derjenige, der sicher gehen will, sollte sich auf jeden Fall Markenherstellern zuwenden. Zweitens muß das 56k-Modem ein Flash-EPROM mit variablem DSP-Code integriert haben, und drittens sollten die Internet-Dateibereiche des Modemherstellers professionell verwaltet werden. Sind diese Kriterien erfüllt, wird einem reibungslosen Update auf V.pcm nichts im Wege stehen. ELSA-Modems erfüllen diese Voraussetzungen."
Welche Auswirkungen hat die Ratifizierung für die rund 3 Millionen Internet-Surfer in Deutschland, die mit Modems arbeiten?
Harbers: "Endlich können Anwender - ohne Wenn und Aber - mit der schnellen 56k-Technologie am weltumspannenden Internet teilnehmen. 1998 ist der Anwender durch die zukunftssichere V.pcm-Technik in der Lage, die maximalen analogen Datendurchsätze, die bereits seit Monaten technisch realisierbar sind, ohne Einschränkungen zu nutzen."
Frage an Claus Uellendall, den Entwicklungsleiter der Modemtechnologie bei ELSA: Wie wird das Update für ELSA-Kunden konkret aussehen?
"ELSA sieht seit einem Jahr dem ITU-Standard entgegen. Aufgrund des frühzeitigen Fokus auf eine ITU-Update-fähige Plattform ist ELSA in der Lage, sein Versprechen einzulösen: Ein kostenloses Software-Update der MicroLink 56k-Geräte auf V.pcm wird auf unseren Internet-Seiten, im ELSA-LocalWeb und über CompuServe zu beziehen sein. Der Kunde kann mit dieser Software sein ELSA-Modem innerhalb von drei Minuten updaten."
Claus Uellendall, befragt nach der genauen Bezeichnung von V.pcm?
"Die Abkürzung PCM steht für "Pulse Code Modulation". Damit wird ein Verfahren bezeichnet, das nicht - wie bisher - auf der Modulation von Tönen aufsetzt, sondern ausschließlich mit dem Abtasten von Spannungswerten arbeitet. Die ITU verwendet diesen Begriff im Zusammenhang mit dem künftigen 56k-Standard."
Jens Demmer, verantwortlicher Produkt-Manager für ELSAs 56k-Modems über die Folgen von V.pcm für den Fachhandel:
"Die Absatzkurven der 56k-Modems werden nicht wie bisher
verlaufen - sie werden rasant ansteigen. Der Hemmschuh "Standardisierungs-Problematik"
ist endlich weg. Aus diesem Grund wird der Druck auf die Internet-Service-Provider
in den nächsten Wochen zunehmen. Es ist anzunehmen, daß
alle ISPs in der zweiten Jahreshälfte V.pcm-Gegenstellen
anbieten werden. ELSA bietet mit seinem 56k-Gerät ein Modem,
das auf die wichtigsten Forderungen der Anwender in Deutschland
zugeschnitten ist: Es ist schnell, robust, zuverlässig und
mit 299 Mark trotzdem preiswert."
Nachtrag (11.02.1998): Der neue ITU-Standard erhielt inzwischen offiziell die Bezeichnung V.90. Der Arbeitstitel V.pcm wurde nicht beibehalten.
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