angst.htm

Der Kern

von
Tom der Wal


unbeschriebene, weiße, unschuldige Seiten

(sind sie unschuldig? allein ihre Anwesenheit könnte
jemand, der von Bäumen, Luft, Wind  Wasser, Blüten 
und dem ganzen drumrum in der ureigensten Existenz abhängig ist
- im wahrsten Wortsinn von etwas ganz anderem als Unschuld 
überzeugen) 

warten auf mich.
Warten Sie?
oder bilde ich mir das nur ein.

ich habe Angst.
(Angst? vor was, vor wem, vor wann, vor wozu)

Angst ist ein Schutzreflex.
Nur Wer keine Angst hat,
ist nicht in der Lage,
sich selbst in anderen zu finden.
die /der Andere

manche anderen sind geschaffen für andere
viele, wenn nicht alle anderen werden immer  (?)
 DIE ANDEREN 
bleiben.

sie werden genauso andere bleiben, 
wie das Meer seine Gezeiten immer genau zur richtigen Zeit 
rollen läßt.

ich geh jetzt duschen.

genauso anders, wie der eiswind den Nordpol umstürmt,
genauso anders,wie die Blicke der Eskimos,
wenn sie Touristen belustigt betrachten
genauso anders, wie das Salz der Erde auf ewig anders sein wird,
genauso anders wie die 
Walgesänge im Ozean,
für  Wale als Erinnerungßpeicher und Lebensfreude 
und Nachrichten und Verabredungen,

für uns nur unverständliche Modulationen
sind

ich habe Angst,mich zu verändern.
dabei verändere ich mich 
von sekunde zu sekunde.
ich hatte noch nie angst vor anderen,
ich habe angst vor meiner reaktion auf andere.

...einmal,vor ca.1 ½ Jahren nahm ich an einem freundschaftlichen 
Wettbewerb im Judo teil.

-- ich trage den weißen Gürtel. --

-- einer meiner "Gegner" - ein grüngurt - ca.18 Jahre alt (?) 
versuchte mich
- wie ich dachte -
im Ernst anzugreifen.

ich wurde zu einer aggressiven, selbstvergessenen 
Kampf(?) - maschine
und nur wenige Augenblicke später lag der grüngurt 
mit schmerzender Schulter 
unter mir auf der Matte.

-- Mein Bewußtsein kehrte zurück und mit ihm die Scham.

ich hatte ohne zu denken gekämpft.
ich - ich der aus überzeugung vor 20 Jahren Zivieldienst 
abgeleistet hatte.

mein junger Judoka-Gegenüber nahm meine Entschuldigung 
an,
wahrscheinlich wunderte er sich mehr darüber,
daß er (grün) so schnell und chanchenlos gegen einen (weiß)
unterging,
als darüber, daß  ich absolut nicht erfreut über meinen "Sieg"
 war.

in diesem Moment beschloß ich, 
nicht mehr an Kämpfen teilzunehmen,
es sei denn meine "Gegner"
sind hoffnugslos (für mich) überlegen.
(Schwarzgurt aufwärts. - oder von der Körperstatur und Kraft
 her besser als ich ausgerüstet.)

die nachfolgende Zeit enthob mich weiteren Entscheidungen 
in dieser Richtung.
durch einige Dinge, die schief liefen,
wurde ich "gezwungen" 
aus dem Judoverein auszutreten.

nein 
- keine Zwischenmenschlichen Dinge..
es war ganz profan der Mitgliedsbeitrag,
den ich nicht mehr aufbringen konnte.

manchmal habe ich Angst.
manchmal.
aber wirklich nur manchmal
habe ich Angst vor mir selbst.

--tdw 22.08.1996--