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Weltall - Teil 1
Katrin von Bergen
24.03.2021
Allan lief die Marsoberfläche entlang. Ihm war übel, denn ein furchterregendes Ungeheuer verfolgte ihn.
Es kam näher und näher. Auf dem Rücken trug es ca. 1000 Tonnen Stahl. Die Facheinkäuferin K., die ihn
begleitete, quakte ihm in seine Kopfhörer: "Es scheint sich um hochwertigen Edelstahl zu handeln, schätze
eine Chrom-Nickel-Legierung, Durchmesser ca. 260. Bitte analysieren!! Ende!" "Ja, Ende! Nämlich meins
bald!", brüllte Allan in sein Mikrofon. "Unternimm lieber was, die Bestie wird mich verschlingen, und Du sitzt
gemütlich im Raumschiff 'rum!" "Naja, das scheint mir zur Zeit der beste Auenthaltsort zu sein", witzelte die
Stahleinkäuferin, die bei der Crew als Scherzbold bekannt war. "Ich würde Dir ja gern helfen, nur steht die
Tankanzeige vom Raumschiff schon im roten Bereich und wir sollten nicht unnötig Sprit vergeuden, wir
haben nur 200 Reservekanister an Bord. Ende." "Unnötig? Sagtest Du eben unnötig??", japste Allan,
der langsam in Panik geriet. "Ich bitte Dich, wenn dieser Fall bei Dir ein "unnötig" bedeutet, was zum
Teufel ist bei Dir nötig?" "Allan, gewöhn Dir mal an, daß man Funkgespräche mit "Ende" beendet, alles
klar? übrigens kennst Du die Stahlnot auf Erden und wenn Du diese ca. 1000 Tonnen Stahl dem
Ungeheuer irgendwie abringen könntest, dann sähe ich es als nötig an zu landen und das Material an
Bord zu nehmen. Und Dich auch. Ende."
Langsam geriet Allan wirklich in Panik. Er hatte schon allerlei überlebt, die waghalsigen Stunts in dem Film
"Stirb langweilig" genauso wie die 10-wöchige Beschattung Jürgen W. Möllemanns im Auftrag des
kubanischen Geheimdienstes, die vorsorglich Castro-Nachfolger suchten (und Allan nicht bezahlten,
mit dem Argument "selbst dazu ist der Möllemann nicht fähig."). Nicht zuletzt war er es, der eine Frau
davon überzeugen konnte, Gerhard Schröder zu verführen, den Auftrag davon erhielt er von einem großen,
dicken Menschen, der Saumagen als seine Lieblingsspeise bezeichnete. übrigens auch eine seiner
Heldentaten, davon ein Stückchen zu probieren, ohne dem Rinderwahnsinn zu verfallen.
Als seine größte Bewährungsprobe betrachtete er indes eine mehrmonatige Sonderaufgabe, deren Ziel
lautete, die Software SAP R/1134 in einer großen Firma zu installieren. Doch damit fing das Unglück an.
Dieses Unternehmen war der Stahlmonopolist auf Terra und böse Zungen behaupteten, daß R/1134 an
dem Konkurs schuld war. Weltweit brach eine furchtbare Krise aus, hervorgerufen durch Stahlmangel. Der
Weltsicherheitsrat beschloß in seiner höchsten Not, die einst weltbekannte Stahleinkäuferin K. zu Hilfe zu
rufen, die ihre Rente in einem kleinen Kaff namens Monte Carlo verprasste. Seinerzeit wurde sie wegen
diverser Nervenzusammenbrüche mit 26 1/2 Jahrenvorzeitig in den Ruhestand geschickt.
Nur 50 Jahre danach kreiste der Pleitegeier über ihren ehemaligen Arbeitgeber, was zum Bedauern der
Belegschaft zur Absage der Riesengaudi führte, die zum 100-jährigen Betriebsbestehen stattfinden sollte.
Heute ist auf dem ehemaligen Werksgelände übrigens ein Wanderzirkus seßhaft geworden, der beinah alle
Führungskräfte als Clowns übernommen hat, nun ist er der weltgrößte Cirkus mit einem Clownanteil von 80 %.
Diese ganzen Dinge gingen Allan durch den Kopf, während langsam aber sicher sein Sauerstoffvorrat zur Neige ging.
'Eine Buddel Schnaps wär mir jetzt eh lieber', dachte er. K. hatte vor einigen Monaten dem Weltsicherheitsrat
erklärt, daß es nur 2 Möglichkeiten gäbe: a) den Aufbau einer neuen Stahlfabrik auf Erden oder b) Suche nach
Stahl im Weltall. Die Damen und Herren vom Rat wußten leider nicht, was Ironie war und steckten K. und Allan
kurzerhand in ein Raumschiff mit hoher Lagerkapazität. K. murmelte etwas von exterristischer Marktforschung,
für den sie den ökonomienobelpreis einheimsen könne, Allan knurrte nicht druckreife Wörter, die mit "sch..."
begannen.
Allan versuchte noch mal, K. davon zu überzeugen, den Alien mit den Raumschiffkanonen zu erschrecken.
"Hör mal, K., das Monster wird mich vermutlich fressen, es wäre doch besser, Du rettest mich und wir fliegen
einen neuen Planeten an! Oder? Ich finde nämlich, Mars macht mich zu mobil. Ach ja: Ende, roger, over!"
"Wer ist denn Roger schon wieder? Whitaker? Egal, denk zur Zeit bitte nicht an Foltermethoden. Guck mal,
dieses Wesen, daß Du da als Monster diskriminierst, trägt doch Stahl bei sich. Nur zivilisierte Völker kennen
Stahl. Daß diese Lebensform zufällig exakt 312,8 x so groß wie Du ist, 113 Augen besitzt und blutrote glibbrige
Haut hat, rechtfertigt doch noch lange nicht Deine Panikreaktion. Versuche lieber, mit ihm oder ihr zu
kommunzieren. Ende." Allan geriet ins Stolpern. Er schaffte es gerade noch, keuchend ins Mikrofon zu brüllen
: "Aber es trägt keine Kleidung! Wie kannst Du sagen, daß dieses...Ding zivil ist, obwohl es nackt durch die Gegend
rennt? Ihgitt, mich schaudert. Erinnerst Du Dich denn nicht an die letzte Enzyclopadingens vom Papst, in dem er
Nacktheit auf schärfste verurteilt?" Dann stolperte er wieder und hörte als letzes K.'s Stimme, die ihm in sachlichen
Ton erklärte: " Es heißt Enzyklika und seit wann hörst Du auf den Papst, der übrigens schon seit 3 Jahren als
verschollen..." Dann wurde er bewußtlos.
Katrin von Bergen
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