Michael schreibt über die Entstehung seiner Texte: "Ich schreibe die Texte mit der copy con-Option unter DOS, aus folgendem Grund: Ich kann so (o.k., ich könnte schon, aber ich tu's halt nicht) keine *ge-ENTERte* Zeile mehr verändern. Durch die Reime, die ich mehr als *Korsett* für den Kopf verwende, kommen Produkte zustande, die ich mir hinterher manchmal etwas befremdet anschaue, weil der Text in der Produktionsphase eine Art Eigendynamik entwickelt; es erinnert mich ein wenig an Prozeduren des automatischen Schreibens.

Klingt vielleicht etwas verdreht, hat aber bestimmt viel damit zu tun, daß ich als alter Computerfreak, der kaum noch eine lesbare Handschrift hat, ein Verfahren gesucht habe, das die ewige Verbesserung und das Herumbasteln an mit Textverarbeitung hergestellten literarischen oder lyrischen Texten verhindert."

Text 23

von Michael Friedrich


Wenn ich durch die Schluchten fahre
Wenn der Himmel glasig ist
Wenn sich Menschen um mich scharen
brauch ich eine List.

Wenn sich Straßen endlos winden
Wenn die Schilder Pfeile sind
Wenn sich Menschen schamlos schinden
lausche ich dem Wind.

Wenn Verzerrer kreischend dröhnen
Wenn der Priester Playback singt
Wenn wir die Verlierer krönen
fühl ich mich beschwingt.

Michael Friedrich