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INTERNET - Möglichkeiten und Dienste
Prof. Jürgen Plate |
5 INTRANET - Internet im Kleinen
Oft hört man:
'Internet? Ist das nicht gefährlich? Sind dort nicht die Hacker, die
in Computer einbrechen, Daten verändern oder Viren auf
den PC kopieren? Sind da nicht die Anbieter von Software-Raubkopien
und Pornos? Nee, lieber nicht!' Natürlich stimmt das in gewisser Weise, aber
man kann sich schützen.
Ein anderer Faktor spielt aber auch eine gewichtige Rolle, die Kosten für den
Internet-Zugang. Diese liegen für den reinen Nutzer relativ niedrig. Hier sind
wohl die Telefonkosten des Einfach-Internet-Zugangs der größte Faktor.
Anders sieht es bei einer Web-Präsenz mit WWW-Server und anderen Diensten
aus. Hier liegen die monatlichen Kosten für die Anbindung alleine bei mindestens
ca. 250 bis 300 Mark pro Monat. Für Konzept, Webdesign, etc. muß man ein
Vielfaches rechnen.
Aber man kann die Technik und die Programme des Internet auch im lokalen Netz
nutzen, denn ein Intranet ist ein Kommunikationsnetz, daß sich derselben
Technik bedient wie das Internet - es beschränkt sich lediglich auf den lokalen
Einsatz.
Der Informationsfluß in vielen Unternehmen oder Organisationen leidet
unter etlichen Kommunikations- und Darstellungsproblemen. Im Lauf der
Jahre sind unterschiedliche Systeme eingeführt worden, die teilweise
untereinander nicht kompatibel sind. Je nach Programm ist die Bedienung
oft auch nicht leicht zu erlernen und falls doch, ist auf jeden Fall jedes
Programm unterschiedlich in seiner Bedienung.
Auch die Kommunikationswege sind höchst unterschiedlich: Vom Zettelverteilsystem
(Hausmitteilung, Rundschreiben) über das schwarze Brett bis hin zu E-Mail,
Datenbankabfrage und Groupware. Es gibt
- heterogene Formate,
- Medienbrüche (Papier, Mikrofilm, digital, ...),
- Probleme beim Datenaustausch zwischen Abteilungen,
- langsamen Informationsfluß,
- kostenintensive Verteilung der Info,
- redundante Datenhaltung,
- und vieles mehr.
Mit Internet-Diensten wie E-Mail, News und WWW bietet sich die Möglichkeit,
alle Informationen mit einem einzigen Programm, dem WWW-Browser darzustellen.
Es ist also nur noch die Bedienung eines einzigen Programms zu erlernen. Die
Informationsaufbereitung kann in Form von WWW-Seiten in der Beschreibungssprache
HTML (HyperText Markup Language) erfolgen. Beim Einstieg
ist an einigen Stellen sicher zusätzlicher Programmieraufwand für die
Datenkonvertierung nötig, aber letztendlich ist es egal, ob das Ergebnis
einer Datenbankabfrage für einen Drucker oder für einen WWW-Browser
aufbereitet werden muß. Im einfachsten Fall genügen jeweils eine Zeile
zu Beginn und am Ende eines Dokuments:
- <html><head><title>Dokumententitel</title></head><body><pre>
- Hier kommt dann der Text des Dokuments
- </pre></body></html>
Zu einem 'echten' WWW-Dokument gehört natürlich mehr: Strukturierung des Textes,
Einfügen von Querverweisen (das Minimum wäre eine hierarchische Menüstruktur),
Einbinden von Bild- und Tondokumenten.
Wichtigste Anwendung ist aus meiner Sicht nach wie vor die elektronische Post,
'E-Mail' genannt. Im Gegensatz zum Telefon, wo beide Partner gleichzeitig anwesend
sein müssen, hat man bei E-Mail eine zeitliche Entkopplung - der Partner ist
insofern immer erreichbar. Außerden lassen sich per E-Mail auch andere digital
gespeicherte Informationen,z. B. Texte, Bilder, etc., verschicken. Im Gegensatz zum
Fax, das auch eine zeitliche Enkopplung der Partner schafft, lassen sich bei E-Mail
die Daten im Computer gleich weiterverarbeiten.
Man wird auch sicher zuerst nur neue Informationen 'Web-konform' aufbereiten
und erst nach und nach die älteren Daten aufarbeiten (wobei hier gleich eine
Aktualisierung erfolgen kann). So kann prinzipiell jeder in einem Unternehmen
oder einer Organisation Informationsanbieter werden. Dabei werden zwei Konzepte
unterschieden:
- Intra-Web-Publishing stellt den Benutzern im Netz WWW-Dokumente zur Verfügung.
Dazu müssen die Dokumente im HTML-Format auf einen WWW-Server abgelegt werden. Da
der Transportmechanismus für solche Dokumente im Netz recht einfach ist, kann
ein Server auch mit recht bescheidenen Mitteln eingerichtet werden. Beispielsweise
würde ein PC mit 16 MByte RAM und einem 486er-Prozessor schon ausreichen. Die
Server-Software ist für viele Platformen verfügbar, z. B. für Novell Netware,
Windows 95/NT oder für UNIX.
Der Vorteil der Datenaufbereitung im HTML-Format und die Tatsache, daß jeder
Rechner im Netz, auf dem ein Browser istalliert ist, für den Datenabruf verwendet
werden kann, führt auch zu einer einheitlichen Gestalt aller Informationen (Sofern
man sich um ein vernünftiges Corporate Design gekümmert hat). Der Browser
ermöglicht zudem einen 1:1-Ausdruck der WWW-Dokumente.
- Ein recht neuer Begriff ist Data Warehousing, worunter man allgemein
ein Konzept versteht, das dazu dient, Informationen aus den unterschiedlichsten
heterogenen Hardware- und Software-Systemen zu gewinnen. In Mittelpunkt stehen
dabei Datenbank- und Informationssysteme. Während man zum Intra-Web-Publishing
nur einen Texteditor (für die Erstellung von Webdokumenten) und einen Browser
(für die Kontrolle) benötigt, muß für Data Warehousing für jede Datenbank etc.
eine passende Konvertierungs-Software erstellt werden.
Alles, was früher mit Papier-Formularen erledigt wurde, kann ebenfalls über das
Intranet abgewickelt werden, z. B. Urlaubsanträge, Bestellungen, Reiseanträge,
Überstundenabrechnungen, Kursanmeldungen, etc. HTML kennt für solche Zwecke
sogenannte FORMs (Formulare), bei denen man Eingabefelder, Auswahlmenüs,
Kästchen zum Ankreuzen, etc. gestalten kann. Die Formulare werden dann auf
dem WWW-Server über spezielle Programme ausgewertet (CGI = Common Gateway
Interface). Auch Datenbankabfragen werden so realisiert, wobei hier gleich das
Ergebnis zurückgeliefert wird. Um den Benutzern den Umstieg von ihren alten
Programmen zum neuen WWW-Interface zu erleichtern, kann man die Web-Formulare
gestalterisch an die gewohnte Erscheinungsweise der Eingabe anpassen.
Das Intranet läßt sich jederzeit nach außen öffnen, indem man sich Anbindung
an einen Provider sucht. Dann kann auf das interne WWW-Angebot auch von außen
zugegriffen werden - aber das kostet dann halt auch etwas extra. Im Gegensatz zur vollen Öffnung ins Internet wird das Extranet so
definiert, daß nur bestimmte Systeme (z. B. Kunden oder Vertragshändler)
auf die Infos zugreifen dürfen.
Realisiert kann ein solches Extranet durch ein VPN (Virtual Private Network) werden.
Ein VPN ist ein gesicherter Kommunikationskanal, der über öffentliche Netze (Internet,
aber auch Frame-Relay oder ATM) etabliert wird. Aus dieser sehr allgemeinen Definition
lassen sich die beiden Hauptcharakteristika eines VPN ableiten:
- Datenverschlüsselung, da die Daten über ein öffentliches Netz geleitet werden
- Sichere Authentifizierung der Benutzer, die auf Daten im Firmennetz zugreifen wollen
VPNs erlauben es Unternehmen, private WANs aufzubauen, ohne dafür die realen Kosten
zahlen und ohne das technische Know-How einkaufen zu müssen. Am Übergang
zwischen den lokalen Netzen der einzelnen Niederlasssungen zum Internet werden
VPN-Server eingerichtet, die ausgehende Daten verschlüsseln und eingehende Daten
entschlüsseln. Per VPN lassen sich aber nicht nur zwei oder mehr Standorte mit lokalen
Netzen verbinden, sondern auch Kunden oder Zulieferer ins Unternehmensnetz einbinden
(Extranet). Eine dritte Möglichkeit bietet sich mit der Einbindung von Aussendienst-
und Teleearbeitern ins Firmen-LAN (Remote-Access-VPN).
Im ersten Fall hat jeder Standort seinen VPN-Server als Internet-Gateway, meist ein
Firewallsystem. Authentifizierung geschieht zwischen den Servern. Bei einem Extranet-VPN
finden Verschlüsselung ind Authentifizierung zwischen Firewall und dem VPN-Client statt,
also auf Benutzerebene. Desgleichen bei Remote Access.
Die neueste Entwicklung stellen Intranet-VPNs dar. Darunter versteht man die Möglichkeit,
innerhalb eines Unternehmens wichtige Informationen zu schützen. Dort greifen Benutzer
auf Server zu, die ihre Daten verschlüsseln und den Benutzern Zugriff nur auf einzelne,
der Sicherheits-Policy entsprechende Server, Dienste und Daten ermöglichen.
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Copyright © Prof. Jürgen Plate, Fachhochschule München