Datenkommunikation


Prof. Jürgen Plate

2. Öffentliche und private Datenkommunikationsdienste

Unter dem Oberbegriff Dateldienste stellt die Deutsche Bundespost Wähl- und Mietleitungsnetze zur Verfügung. Bei den Wählnetzen unterscheidet man:

Betrachten wir nun die erwähnten Dienste näher - teils von der Technik (DATEX, ISDN, ADSL), teils vom Diensteangebot (Mailboxen, Online-Dienste). Zuvor aber ein Blick in die Geschichte. Zur Datenfernübertragung nutzen viele Onliner ein Modem - den Modulator/Demodulator. Das Modem ist schon eine betagte Erfindung:

1940 George Robert Stibitz bedient in einer spektakulären Demonstration von New York aus per Teleprinter seinen Computer-Vorläufer New Hampshire. Die Verbindung zwischen den beiden Geräten stellt er über eine Telefonleitung her. Damit ist die DFü geboren.
1958 In den Vereinigten Staaten verkauft man bereits erste richtige Modems. Die Geräte kommen von AT&T und schaffen übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 300 BPS. In Deutschland beginnen die Hersteller erst 1985 mit dem Verkauf von Modems.
1982 Akustikkopper - eigentlich Vorläufer des Modems - kommen auf den deutschen Markt. Die Geräte schaffen ebenfalls übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 300 BPS. Zur Orientierung: Damit überträgt man 30 Zeichen pro Sekunde - die meisten Menschen lesen schneller.
1988 ISDN (Integrated Services Digitat Network) kommt nach der Testphase nun zu den Endanwendern. Damit lassen sich Geschwindigkeiten von bis zu 128 Kbit/s erreichen.
1993 werden die schnellen ISDN-Kanäle erst beliebt und zunehmend als Internet-Leitung genutzt.
1999 Es gibt erste ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line)-Anschlüsse für Business-Anwender. Vorraussetzung: Der Standort muß im Umkreis von 5 km um den Provider liegen. Nun ist es für jedermann möglich, einen 768 Kbit/s schnellen Datenstream zu nutzen.

2.1 Datex-P und Datex-L

Bei den bisher besprochenen Möglichkeiten der Datenkommunikation hängen die Kosten lediglich von den anfallenden Telefongebühren ab, die bei Fernverbindungen schnell eine beträchtliche Größe erreichen können. Die Telekom bietet zusätzliche Dienste an, bei denen die Gebühren teilweise nach dem Datenvolumen, d. h. nach der Menge der übertragenen Daten berechnet werden. Das ist bei Fernverbindungen wesentlich günstiger.

2.1.1 Datex-P

Basis für diesen Dienst sind die CCITT-Empfehlungen der Serie X.25. Das Prinzip sieht hier die Übertragung der Daten in Blöcken, sogenannten "Paketen" vor. Diese Paket- oder Speichervermittlung stützt sich auf die Bereitstellung von "virtuellen" Verbindungen: Die Teilnehmer sind hier nicht direkt über eine Telefonverbindung miteinander gekoppelt, sondern tauschen ihre Informationen paketweise über das gesamte Netz aus. Dabei kann ein interner Übertragungsweg durchaus von mehreren Benutzern verwendet werden, da die Datenpakete jedem Empfänger eindeutig zugeordnet werden können. Andererseits kann es vorkommen, daß aufeinanderfolgende Pakete eines Benutzers auf unterschiedlichen Wegen zum Ziel gelangen.
Die Datenpakete werden innerhalb des Netzes in jedem Vermittlungsknoten zwischengespeichert, auf Fehler geprüft (dann eventuell nochmals angefordert) und zum nächsten Knoten weitergeleitet. Zwischen den Vermittlungsknoten läuft die Übertragung mit 64000 BPS, also wesentlich schneller als zwischen Modem und der Vermittlungsstelle. Daher erfolgt im Datex-P-Knoten auch eine Protokollanpassung. Das bietet den Vorteil, daß auch Modems unterschiedlicher Bauart miteinander kommunizieren können.

Datex-P bietet asynchrone Übertragung mit 300, 1200 und 2400 BPS und synchrone Übertragung mit 2400, 4800, 9600, 48000 und 64000 BPS. Neben den virtuellen Wahl-Verbindungen sind auch permanente virtuelle Verbindungen möglich, die wie eine Standleitung benutzt werden können. Das folgende Bild zeigt die öglichkeiten zu Datex-P. Datex-P eignet sich besonders für kurze Dialoge (Datenbankabfragen, Buchungsvorgänge, etc.) über weltweit 150 Datennetze in 80 Ländern. Die Gebührenstruktur von Datex-P ist recht kompliziert; die Kosten setzen sich aus Verbindungszeit, Entfernung und übertragener Datenmenge zusammen. In Deutschland sind Vermittlungsstellen in allen größeren Städten.

Bei Datex-P erhält jeder Teilnehmer eine Benutzerkennung, wobei zwischen reinen Informationsanbietern (z. B. Mailboxen) und "normalen" Benutzern unterschieden wird. Der Anbieter erhält einen Datex-P-Hauptanschluß mit einer eigenen Datex-P-Telefonnummer (NUA = Network User Address). Über diesen Hauptanschluß ist nur Datenaustausch möglich. Der Teilnehmer beantragt bei der Telekom eine Benutzerkennung (NUI = Network User Identification), die es dem Vermittlungsrechner gestattet, die Gebühren abzurechnen. Auch R-Gespräche sind möglich, bei denen der Angerufene die Kosten übernimmt. Zur Aufnahme der Verbindung wird der nächstgelegene Vermittlungsknoten angerufen und dann die NUI eingegeben. Danach kann man den gewünschten Partner angeben und die Verbindung herstellen lassen. Dann läuft alles wie mit der Modem-Verbindung über die normale Telefonleitung.

2.1.2 Datex-L

Das "L" steht für "Leitungsvermittlung", d. h. statt der virtuellen Verbindung von Datex-P besteht hier für die gesamte Dauer der Übertragung eine physikalische Verbindung, wie beim Telefonieren. Daher können hier nur Modems mit der gleichen Datenrate miteinander kommunizieren. Datex-L bietet asynchrone Verbindungen mit 300 BPS und synchrone Verbindungen mit 2400, 4800, 9600 und 64000 BPS. Es ist hauptsächlich für den nationalen Gebrauch verwendbar, da bisher nur 9 ausländische Netze angeschlossen sind. Datex-L eignet sich wegen des raschen Verbindungsaufbaus und der hohen Übertragungsgüte besonders für große Datenmengen. Die Gebühren hängen von Verbindungsdauer, Datenrate, Entfernung, Tageszeit und Wochentag ab. Als besondere Features werden automatische Wahl, Kurzwahl, Direktruf, Gebührenübernahme durch den Angerufenen und vieles mehr geboten.

2.2 ISDN

Bisher sind nur analoge Übertragungswege behandelt worden, doch es bietet sich seit etlichen Jahren die Möglichkeit, auch direkt digitale Signale zu übertragen, und zwar im ISDN-Netz. ISDN ist die Abkürzung für "Integrated Services Digital Network", zu deutsch "diensteintegriertes digitales Netz". Ein großer Kostenfaktor bei allen Verbindungen ist das Leitungsnetz. Wenn ein Teilnehmer mehrere Dienste gleichzeitig nutzen möchte, müßten im Prinzip mehrere Anschlüsse gelegt werden. Bei ISDN soll für die Kommunikation immer die gleiche Technik verwendet werden. Es gibt nur noch einen einheitlichen ISDN-Basisanschluß für alle Übertragungseinrichtungen. Dabei läuft die gesamte Datenübertragung digital ab. Es wird jedoch trotzdem das vorhandene Telefonleitungsnetz verwendet; für einen ISDN-Anschluß muß also keine neue Leitung gelegt werden.

"I" steht für "Integration"

Datenübertragung, Telefax, Telefon und Telex verwenden derzeit noch unterschiedliche Verfahren der Informationsübertragung. ISDN bedient sich nur einer Signalart zur Übertragung der verschiedenen Informationsarten. ISDN ist ein Netz mit einheitlichen Rufnummern für multifunktionale Endgeräte. Auch das bisher existierende Datex-Netz wird eingegliedert.

"S" steht für "Services"

ISDN erlaubt nicht nur die Übertragung der oben angegebenen Dienste, sondern auch bewegter Bilder oder Fax mit höherer Auflösung und geringerer Übertragungszeit. Weitere Dienste werden hinzukommen.

"D" steht für "Digital"

Da die meisten Dienste an sich digital arbeiten (und nur wegen der Sprechverbindung in analoge Signale umgesetzt werden), erfolgt bei ISDN die Übertragung nicht mehr analog, sondern voll digital. Verglichen mit dem analogen Fernsprechnetz ergeben sich beträchtliche Vorteile: höhere Übertragungsqualität, kürzerer Verbindungsaufbau und bessere Ausnutzung der vorhandenen Leitungen.

"N" steht für "Netz"

Es laufen bei ISDN die verschiedenen Dienste der Telekom nicht nur über denselben Anschluß, sondern auch über das gleiche Netz, und sie können dank der höhenen Übertragungskapazität parallel genutzt werden, z. B. die Übertragung eines Telefax während eines Telefongesprächs.

Beim ISDN-Basisanschluß stehen zwei parallel nutzbare Kanäle mit einer Übertragungsrate von je 64000 BPS zur Verfügung. Für Steuer- und Verwaltungszwecke gibt es einen weiteren Kanal mit 16000 BPS, der jedoch nicht frei verfügbar ist. Diese Teilnehmerschnittstelle S0 ist genormt; es lassen sich bis zu acht Endgeräte anschließen. Für größere Anlagen gibt es einen Multiplexer, der zwölf Basisanschlüsse zeitmultiplex verwaltet. Schließlich kann der ISDN- Konzentrator bis zu 500 Basisanschlüsse mit der Ortsvermittlung koppeln. Derzeit gibt es folgende ISDN-Dienste:

Als Dienstmerkmale bietet ISDN:

Damit die Übertragung trotz der relativ hohen Datenrate störungsfrei verlaufen kann, wird durch eine Adaptionslogik und ein gesteuertes Filter das ISDN-Gerät an die Eigenschaften der Leitung angepaßt, um so Störungen optimal auszufiltern. Das folgende Diagramm zeigt schematisch den Aufbau.

Adaptionslogik und Filter sorgen dafür, daß dem Mischverstärker ein Signal zugeführt wird, das dann dem Störsignal genau entgegengesetzt wirkt. So wird die Störung am Empfänger ausgelöscht.
Beim Telefonieren zeigt sich aber ein Problem: man muß die Sprache digitalisieren, digital übertragen und dann beim Empfänger wieder in ein analoges Signal zurückwandeln. Die Digitalisierung erfolgt mit einer Abtastrate von 8 kHz; jeder Wert wird als 8-Bit-Zahl aufgenommen (8 kHz * 8 bit = 64 kBit/s). Über den zweiten Kanal kann noch das Bild der Teilnehmer übertragen werden, fertig ist das Bildtelefon.

ISDN begann 1987 mit zwei Pilotprojekten in Mannheim und Stuttgart. Mittlerweile sollte überall in Deutschland ein ISDN- Basisanschluß zu erhalten sein. Das Problem ist derzeit, daß es außer Telefonnebenstellenanlagen bisher kaum ISDN-fähige Geräte gibt. Über einen sogenannten "Terminaladapter" (TA) lassen sich jedoch die bisher verwendeten analogen Endgeräte (Telefax, Telefon, Modem) an das ISDN-Netz anschließen.

Eine besondere Eigenschaft von ISDN macht dieses System auch für die Verbindung von Computernetzen interessant. Der Verbindungsaufbau erfolgt im Sekundenbereich. Man kann also die ISDN-Verbindung durch geeignete Hard- und Software nach "außen" hin so erscheinen lassen wie eine Standleitung. So fallen nur dann Gebühren an, wenn wirklich Daten übertragen werden.
Die Datenkommunikation über ISDN kann entweder per ISDN-Schnittstellen (ISDN-Modem oder ISDN-Steckkarte) in den Rechnern zweier Teilnehmer erfolgen (64000 BPS), es gibt jedoch auch Übergänge zu anderen analogen und digitalen Diensten (z. B. Datex-P). Hier hängt die Übertragungsgeschwindigkeit vom Partner ab (Datex-P bis 9600 BPS). Über Terminaladapter mit V.24-Schnittstelle sind Raten bis zu 56000 BPS möglich. Um der Software die Kommunikation mit dem ISDN-Interface zu ermöglichen, existieren zwei Standard-Softwareschnittstellen: CAPI (Common Application Programming Interface) bietet eine genormte Schnittstelle für ISDN-Karten und -Schnittstellen. Der entsprechende Treiber wird vom Hardwarehersteller geliefert. CFOS ist ein FOSSIL-Treiber, der den Befehlssatz analoger Modems emuliert. Er setzt auf dem CAPI-Treiber auf und erlaubt die Ansteuerung der Schnittstelle mit herkömmlichen Kommunikationsprogrammen.

Seit Anfang 1994 steht neben dem nationalen ISDN (nach FTZ 1TR6) ein für ganz Europa einheitliches System, Euro-ISDN (DSS1 = Digital Subscriber Signalling System 1), zur Verfügung. Es unterscheidet sich in einigen Dienstmerkmalen und dem Steuerprotokoll auf dem D-Kanal. Euro-ISDN hat inzwischen das nationale ISDN abgelöst.

In den USA werden abweichende D-Kanal-Protokolle verwendet, der nationale Standard ISDN-1 und das von AT&T eingeführte 5ESS-Verfahren. Bedingt durch eine andere Codierung im B-Kanal werden damit bei der Datenübertragung nur 56 kBit/s erreicht. Je nach Anschluß steht ferner teilweise nur ein einziger B-Kanal zur Verfügung.

Die Technik ist ganz einfach: An die zwei Drähte Ihres bisherigen Telefonanschlusses wird ein Netzabschlußgerät (NT), die Anschlußeinrichtung mit zwei ISDN- Steckdosen (IAE), angeschaltet.
Damit stehen zwei Nutzkanäle (B-Kanäle) für die Datenübertragung mit einer Leistung von 64 KBit/s und ein D-Kanal an Ihrem ISDN-Basisanschluß zur Verfügung. Über den D-Kanal wird der Versand der Daten gesteuert.

Informationen aus Teilnehmersicht:

Quelle: BTX, Seiten *200003551411# ff.

Die Merkmale des Euro-ISDN-Basisanschlusses

Der Basisanschluß wird als Mehrgeräte- und als Anlagenanschluß angeboten. Dem Kunden stehen damit zwei Nutzkanäle (B-Kanäle je 64 kbit/s) und ein Datenkanal (D-Kanal mit 16 kbit/s) zur Verfügung. Mit dem einen Nutzkanal kann z.B. ein Telefongespräch nach Ziel X geführt werden, gleichzeitig ist es möglich, z.B. Daten über den zweiten Nutzkanal zum Ziel Y zu übertragen. Als Netzabschluß stellt Telekom die sogenannte S0-Schnittstelle zur Verfügung, die oben genannte Möglichkeiten bietet. Für einen ISDN-Anschluß können die vorhandenen Kupferkabel des analogen Netzes genutzt werden, es muß lediglich ein neuer Netzabschluß im Haus installiert werden. Der Teilnehmer erhält bis zu 10 Telefonnummern, die bei ISDN MSN (Multiple Subscriber Number) heißen und jedem ISDN-Gerät frei zugeteilt wrerden können.

Der Euro-ISDN-Basisanschluß als Mehrgeräteanschluß.

Der für daheim übliche ISDN-Anschluss, der zehn MSNs und acht Geräte zulässt, heißt Mehrgeräte-Anschluss. Schon für kleine Firmen reicht die geringe Zahl an Telefonen und Nummern oft nicht aus. Als Alternative bieten die Telefonfirmen den "Anlagen-Anschluss" an. Er erhält keine feste Zahl von MSNs, sondern eine Grundrufnummer und eine Anzahl von Ziffern für Durchwahlen. So stellt die Telekom alle Anrufe durch, deren Rufnummer aus der Vorwahl, der Rufnummer und einer dreistelligen Durchwahl besteht. Die Telefonanlage im Hause, für die die Telekom nicht zuständig ist, muss diese dann je nach Durchwahl an den richtigen internen Anschluss durchstellen. Eine besondere Form des Anlagenanschlusses ist der Primärmultiplexanschluss, der bis zu 32 B-Kanäle mit einem D-Kanal kombiniert. Beim Mehrgeräteanschluss kommunizieren alle Geräte direkt mit dem ISDN-Netz, das sie über ihre MSN direkt anspricht.

An einen Mehrgeräteanschluß können insgesamt 12 ISDN-Steckdosen angeschlossen werden, wobei die Anzahl der angeschlossenen Endgeräte grundsätzlich auf 8 Geräte beschränkt ist (+ 4 Daten-Endeinrichtungen). Es dürfen max. 4 ISDN-Telefone betrieben werden, da sonst die Spannungsversorgung des NT (Netzabschluß) nicht ausreicht. Wenn die Telefone ihre eigene Stromversorgung besitzen, gilt diese Beschränkung natürlich nicht. Die ISDN-Steckdosen (IAE) werden dabei parallel geschaltet.
Vom Netzknoten der Telekom bis zum Netzabschluß beim Kunden reicht eine Kupferdoppelader aus, um einen ISDN-Anschluß zu realisieren. Vom Netzabschluß (NT), der eine 230-Volt-Versorgung braucht, werden die einzelnen Endgeräte im Bussystem vieradrig verdrahtet. Das heißt, es kann in der Regel das vorhandene analoge Leitungsnetz zur Einrichtung eines ISDN-Anschlusses genutzt werden.

Der Euro-ISDN-Basisanschluß als Anlagenanschluß

Für einen Anlagenanschluss verlangen die meisten Telefongesellschaften einen höheren monatlichen Grundpreis als für einen Mehrgeräteanschluss. Zusätzlich entstehen dem Kunden Kosten für die zwingend erforderliche Telefonanlage. Dafür kann er aber wesentlich mehr Rufnummern nutzen und diese hängen durch das Schema aus Grundrufnummer und Durchwahl zusammen. Beim Anlagenanschluss vermittelt die Telefonanlage alle Verbindungen. Jedes Gerät hat eine Durchwahl statt einer MSN.

Auch bei einem Mehrgeräte-Anschluss kann übrigens eine Telefonanlage mehrere (meist auch analoge) Geräte versorgen, doch erhöht sich dadurch die Anzahl der verfügbaren Rufnummern nicht, denn zu diesem Anschlusstyp gehören ja maximal zehn MSNs. Gespräche innerhalb der Telefonanlage kosten keine Gebühren, während ein Telefonat zwischen den direkt am S0-Bus angeschlossenen Telefonen eines Mehrgeräteanschlusses dasselbe kostet wie ein Ortsgespräch zu einem ganz anderen Teilnehmer.

Anlagen- und Mehrgeräteanschluss verwenden zwar dasselbe D-Kanal-Protokoll, übertragen jedoch auf Grund der unterschiedlichen Anforderungen nicht die gleichen Daten. Ein ISDN-Gerät muss daher nicht nur zum D-Kanal-Protokoll, sondern auch zum Anschlusstyp passen. Die meisten lassen sich umschalten, viele merken auch automatisch, an welchem Anschlusstyp sie stecken. Ähnliches gilt beim Anlagenanschluss für ISDN-Geräte, die innerhalb der Telefonanlage eingesetzt werden sollen. Viele dieser Anlagen verwenden intern den Bus-Typ UP0 der zum herkömmlichen S0-Bus inkompatibel und in manchen Punkten herstellerspezifisch ist. In der Regel kann man daher beispielsweise eine ISDN-Karte nur an einer Telefonanlage benutzen, wenn diese auch über einen internen S0-Bus verfügt.

Der Euro-ISDN-Primärmultiplexanschluß (PMxAs)

Der PMxAs dient zur Anschaltung mittlerer bis großer TK-Anlagen (Telekommunikationsanlagen) oder DV-Anlagen mit S0-Schnittstelle (z.B. S0-PC-Karte). Er besitzt 30 Nutzkanäle (B-Kanäle) mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von je 64 kbit/s und einem Steuerkanal (D-Kanal) mit ebenfalls 64 kbit/s Übertragungsgeschwindigkeit. Als Übertragungsmedium werden zwei Kupferdoppeladern oder zwei Glasfasern verwendet.

Allgemeines zu den Leistungsmerkmalen im Euro-ISDN (Auszüge)

Für den ISDN-Anschluß bietet Telekom eine ganze Palette interessanter Leistungsmerkmale. In den von Telekom vermarkteten Paketen (Standard- und Komfortpaket) sind bereits eine Reihe von Leistungsmerkmalen im Grundpreis enthalten, die individuell ergänzt werden können. Einige Leistungsmerkmale lassen sich nur am Mehrgeräteanschluß realisieren, andere wiederum nur am Anlagenanschluß.

Leistungsmerkmale am Basisanschluß als Mehrgeräteanschluß

LeistungsmerkmaleStandardKomfort
Halten einer Verbindung * *
Umstecken am Bus * *
Mehrfachrufnummer (3 Rufnummern) * *
Übermittlung der Rufnummer des Anrufers * *
Übermittlung der Verbindungsentgelte am Ende der Verbindung - *
Anrufweiterschaltung - *
Anklopfen - *
* = Leistung im Grundpreis enthalten
- = Leistung nicht im Grundpreis enthalten

Leistungsmerkmale am Basisanschluß als Anlagenanschluß

LeistungsmerkmaleStandardKomfort
Durchwahl inklusive Rufnummernblock * *
Dauerüberwachung der Funktionsfähigkeit des Anschlusses * *
Übermittlung der Rufnummer des Anrufers * *
Übermittlung der Verbindungsentgelte am Ende der Verbindung - *
Anrufweiterschaltung - *
* = Leistung im Grundpreis enthalten - = Leistung nicht im Grundpreis enthalten

Leistungsmerkmale am Primärmultiplexanschluß als Anlagenanschluß

LeistungsmerkmaleStandardKomfort
Durchwahl inklusive Rufnummernblock * *
Dauerüberwachung der Funktionsfähigkeit des Anschlusses * *
Übermittlung der Rufnummer des Anrufers * *
Übermittlung der Verbindungsentgelte am Ende einer Verbindung - *
Anrufweiterschaltung - *
* = Leistung im Grundpreis enthalten - = Leistung nicht im Grundpreis enthalten

Leistungsmerkmale im Standardpaket

Halten einer Verbindung (nur bei Mehrgeräteanschlüssen)

Erhalten Sie während einer bestehenden Verbindung einen zweiten Anruf an Ihrem ISDN-Telefon, so haben Sie die Möglichkeit, das 1. Gespräch in den Haltezustand zu bringen, um das 2. Gespräch abfragen zu können. Nach Beendigung des 2. Gesprächs läßt sich die 1. Verbindung wieder aktivieren und Sie können Ihr Gespräch fortsetzen. (Das Leistungsmerkmal "Halten einer Verbindung" ist Voraussetzung für andere Leistungsmerkmale wie z. B. Makeln, Dreierkonferenz.)

Umstecken am Bus (nur bei Mehrgeräteanschlüssen)

Während einer bestehenden Verbindung haben Sie die Möglichkeit, ein Endgerät vom Bus zu trennen und an einer anderen ISDN-Dose wieder einzustecken. Die Verbindung wird in der Vermittlungsstelle max. 3 Minuten gehalten. Dieser Vorgang wird dem Kommunikationspartner mitgeteilt.

Durchwahl zu Nebenstellen in TK-Anlagen (nur bei Anlagenanschlüssen)

Bei Beschaltung Ihrer Telekommunikationsanlage mit einem Basisanschluß haben Ihre Kunden die Möglichkeit, direkt zu einer bestimmten Nebenstelle Ihres Hauses durchzuwählen.

Mehrfachrufnummer (nur bei Mehrgeräteanschlüssen)

Beim Standard- wie auch beim Komfortanschluß sind bereits 3 Mehrfachrufnummern enthalten. Diese können von Ihnen frei den einzelnen Endgeräten am Mehrgeräteanschluß zugeordnet werden. Es können darüber hinaus 7 weitere Rufnummern des Rufnummernvolumens der VSt für den Mehrgeräteanschluß vergeben werden. Dabei besteht die Möglichkeit, mehrere Mehrfachrufnummern auf ein Endgerät zu programmieren. Dienste und Leistungsmerkmale können je Anschluß oder je Mehrfachrufnummer eingerichtet werden.

Übermittlung der Rufnummer des Anrufers zum Angerufenen

Bereits während der Rufphase bekommen Sie als Angerufener die Rufnummer Ihres Kommunikationspartners im Display Ihres ISDN-Telefons angezeigt. Die Übertragung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Telefonie. Für die Datenübertragung ist das Leistungsmerkmal ebenfalls von Bedeutung, denn die übertragene Rufnummer kann zur Identifizierung und für die Zugriffsberechtigung ausgewertet werden.

Leistungsmerkmale im Komfortpaket

Zusätzlich zu den im Standardpaket vorhandenen Leistungsmerkmalen bietet das Komfortpaket die folgenden Leistungsmerkmale.

Übermittlung der Verbindungsentgelte am Ende der Verbindung

Von der Vermittlungsstelle werden bei abgehenden Verbindungen die Tarifinformationen dem verursachenden Endgerät übermittelt. Dieses kann die Informationen auswerten und zur Anzeige bringen.

Anrufweiterschaltung

Bei der Anrufweiterschaltung hat der Kunde die Möglichkeit, Wählverbindungen, die normalerweise an einem bestimmten Endgerät ankommen, zu einem anderen Ziel weiterzuleiten. Die Anrufweiterschaltung im Euro-ISDN kann zu jedem Tel.-Anschluß weltweit (auch Mobiltelefon C-Netz, D-Netz u.s.w.) erfolgen. Sie können folgende Anrufweiterschaltungsvarianten nutzen:
  1. Direkte Anrufweiterschaltung
    Ankommende Gespräche werden direkt zum vorher programmierten Ziel weitergeleitet.

  2. Anrufweiterschaltung bei Nichtmelden innerhalb von 15 Sek.
    Ankommende Gespräche können innerhalb von 15 s am ISDN-Telefon, von dem aus die Anrufweiterschaltung eingeleitet wird, abgefragt werden. Nach dieser Zeit geht der Ruf zum einprogrammierten Ziel.

  3. Anrufweiterschaltung bei Besetzt

    Ankommende Gespräche auf ein besetztes Endgerät werden zu einem vorher programmierten Ziel weitergeschaltet.

Tarifierung der Anrufweiterschaltung

Für weiterführende Verbindungen gelten besondere Tarife. Sie werden demjenigen in Rechnung gestellt, der die Anrufweiterschaltung veranlaßt hat. Dabei wird der Verbindungsabschnitt vom ursprünglichen zum neuen Ziel berechnet.

Anklopfen

Während einer bestehenden Telefonverbindung wählt ein Dritter Ihren ISDN-Apparat an. Je nach Endgerät wird Ihnen dieser weitere Verbindungswunsch optisch oder akustisch signalisiert.

Zusätzliche Leistungsmerkmale im Euro-ISDN

Geschlossene Benutzergruppe

Mit diesem Leistungsmerkmal ist die Kommunikation auf eine festgelegte Gruppe beschränkt (max. 100 pro Anschluß, max. 20 pro Dienst). Die Einrichtung ist je Mehrfachrufnummer möglich und kann für einen, mehrere oder alle Dienste eingerichtet werden. Notrufnummern sind immer erreichbar.

Dreierkonferenz

Während einer bestehenden Verbindung kann ein Dritter in das Gespräch mit eingebunden werden.

Aufteilung der Verbindungspreise

Aufteilung der Verbindungspreise in einer Rechnung auf die einzelnen Mehrfachrufnummern eines Euro-ISDN-Anschlusses, an den einfache Endeinrichtungen angeschlossen sind. Für den Basisanschluß in Mehrgerätekonfiguration, an dessen Bus z.B. ein Telefon geschäftlich genutzt wird, ein anderes ausschließlich privat, bietet Telekom die Möglichkeit, die Verbindungspreise je Mehrfachrufnummer (im Beispiel Telefon) zu berechnen.

Übermitteln von Informationen über die Rufnummer des Angerufenen

Im Euro-ISDN haben Sie als Anrufer die Möglichkeit, sich die Rufnummer des gerufenen Anschlusses von der Vermittlungsstelle überprüfen und rückübermitteln zu lassen. Dieses Leistungsmerkmal bietet Ihnen insbesondere bei Datenanwendungen eine weitere Sicherheit.

Unterdrückung der Übermittlung von Informationen über die Rufnummer an den Anrufer

Der Anrufende kann sich auf besonderen Wunsch die Rufnummer des gerufenen Anschlusses übermitteln lassen. Sie in der Position des Angerufenen haben die Möglichkeit, diese Rückübermittlung ständig oder fallweise zu unterdrücken.

Subadressierung

Während des Verbindungsaufbaus haben Sie die Möglichkeit, eine individuelle Information zum gerufenen Endgerät zu übertragen. Die Nachrichtenlänge ist hierbei auf 20 Oktett (Zeichen) beschränkt. Hiermit schaffen Sie sich beispielsweise eine zusätzliche Adressierungskapazität. Die Übertragung dieser zusätzlichen Information erfolgt, ohne daß Verbindungskosten anfallen.

Teilnehmer- zu Teilnehmer-Zeichengabe (inzwischen gesperrt)

Während des Verbindungsauf- und -abbaus werden zwischen den Endgeräten Nachrichten (max. 32 Oktett) ausgetauscht, ohne daß Verbindungskosten anfallen.

ISDN-Adapter für PCs

Wenn Sie Ihren PC mit einem ISDN-Anschluss verbinden möchten, haben Sie eine ganze Reihe von Möglichkeiten:
  1. Sie verwenden Ihr Analog-Modem weiter, entweder am Analoganschluss einer Nebenstellen-Anlage oder an einem speziellen Terminaladapter für analoge Endgeräte - aber wozu dann überhaupt ISDN?!
  2. Sie benutzen einen externen ISDN-Datenadapter, der wie ein Modem an die serielle PC-Schnittstelle angeschlossen wird. Eine Kanalbündelung und die Nutzung spezieller Dienstmerkmale (z.B. Weiterverbinden, Konferenz) werden gewöhnlich nicht unterstützt.
  3. Sie verwenden einen externen Adapter, der über eine parallele Drucker-Schnittstelle mit dem PC verbunden wird. Diese Lösung ist erheblich besser als die vorher genannte Nutzung einer seriellen Schnittstelle, dennoch ist die Geschwindigkeit der parallelen Schnittstelle (die ja ursprünglich nur zur Drucker-Ausgabe gedacht ist) sehr vom benutzten Rechner abhängig.
  4. Sie benutzen eine interne ISDN-Karte im Desktop-PC, z.B. AVM-Fritz, Teles-S0, Elsa und so weiter.
  5. Sie benutzen einen PC-Card-Adapter im PCMCIA-Slot eines Laptops - eine Lösung, die einer internen ISDN-Karte völlig gleichwertig ist.
  6. Sie benutzen einen USB-Adapter (Universal Serial Bus): Solange Sie den USB-Anschluss nicht gleichzeitig mit umfangreichen Datentransfers z.B. durch Benutzung eines Scanners "zustopfen", ist diese Lösung fast so gut wie eine interne ISDN-Karte, allerdings ist die Latenzzeit (Antwort-Verzögerung) etwas höher.
  7. Sie verwenden einen ISDN-Router über eine Netzwerkverbindung.

Interne ISDN-Karten sowie externe Adapter, die als USB-Gerät (Universal Serial Bus) oder über die parallele Schnittstelle mit dem PC verbunden werden, werden mit sogenannten CAPI-Treibern geliefert (Common Application Program Interface). Dahinter verbirgt sich ein von der CAPI Association definierter Standard, wie Anwendungs-Programme via ISDN Daten austauschen können.

Für den Fall, dass ein Programm eine ISDN-Karte nicht direkt über die CAPI-Schnittstelle ansprechen kann, z.B. ein Fax-Programm oder das Windows-DFü-Netzwerk, gibt es Emulations-Programme, die einen virtuellen COM-Port simulieren und das Benutzen von AT-Befehlen wie bei Modems erlauben. Beispiele dafür ist der CapiPort-Treiber von AVM für Windows-Anwendungen. Bei Windows-Treibern wird oft auch ein Fax-Modem der Klasse 1 oder 2 emuliert. Manchmal bietet der Treiber sogar die Möglichkeit, eine Verbindung zu einem Analog-Modem aufzubauen; da allerdings die CPU eines PC für eine Signalverarbeitung in Echtzeit weniger gut geeignet ist als spezielle Modem-Chips, stellt das nur eine Notlösung dar und ist einem echten Modem hinsichtlich erreichbarer Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit stets unterlegen.

2.3 ADSL

Die Bandbreite für Modems ist selbst bei gutem Signal/Rausch-Abstand auf analogen Telefonleitungen ausgereizt. Jedoch stellen die geringen Übertragungsraten kein Problem der Kupferadern des Telefonanschlußes bis zur Vermittlungsstelle dar. Das Problem liegt im Zusammenspiel aller beteiligten Komponenten des Netzes: Der Weg vom Anschluß zur Vermittlungsstelle, die Übertragungstechnik der Vermittlungsstellen untereinander und der Weg zu dem Anschluß der angewählt wurde. Bei ADSL werden die Daten asymmetrisch - vom Nutzer ins Netz (Upstream) bzw. vom Netz zum Nutzer (Downstream) mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten - übertragen. Bei T-DSL (Deutsche Telekom) und Q-DSL (QSQ) handelt es sich um Produktnamen des jeweiligen Anbieters. T-DSL ist eine ADSL-Variante mit 128 kbit/s im Upstream und 768 kbit/s im Downstream.

Ende der 80er Jahre hat man SDSL (Single Line Digital Subscriber Line) und HDSL (High Data Rate Digital Subscriber Line) entwickelt. HDSL und SDSL bieten eine symmetrische Verbindung, d. h. die Daten werden sowohl im Up- als auch im Downstream mit der gleichen Geschwindigkeit übertragen. Hier sind Geschwindigkeiten bis 2,3 Mbit/s auf einer Kupfer-Doppelader bzw. 4,6 Mbit/s auf zwei Kupfer-Doppeladern möglich. HDSL hat einige Vorteile gegenüber SDSL: Drei- bis vierfache Leitungslänge ohne Regeneratoren durch Verwendung eines andern Leitungsprotokolls und einer leistungsstarken Echokompensation. Außerdem verursacht HDSL relativ geringe Störungen der benachbarten Adern, diese können bei SDSL wegen der starken Einstrahlung kaum für andere Anwendungen (Telefonie) verwendet werden.
ADSL (Asymetric Digital Subscriber Line) und VDSL (Very High Data Rate Digital Subscriber Line) wurden Anfang der 90er Jahre entwickelt, hierdurch wird noch mehr Bandbreite zur Verfügung gestellt.

SDSL bzw. G.SHDSL (erstes echtes, international standardisiertes symmetrisches DSL nach 28 - de 5/2002 ITU-T) werden vor allem bei professionellen Anwendungen wie kleinen Servern benutzt, die auch eine hohe "abgehende" Datenrate benötigen. HDSL wird vor allem als Ersatz für 2-Mbit-Strecken eingesetzt. Die oben genannten Maximaldatenraten werden aber wegen so genannter "bottlenecks" (Flaschenhälse) im Backbone-Bereich nicht immer erreicht, gelten aber für die letzte Meile.

Überblick xDSL

BezeichnungADSLSDSLHDSLVDSL
Bitrate in Senderichtung
(Nutzer zum Netz)
16 bis 768 kBit/s1,544 MBit/s bzw. 2,048 MBit/s1,544 MBit/s bzw. 2,048 MBit/s1,5 bis 2,3 MBit/s
Bitrate in Empfangsrichtung
(Netz zum Nutzer)
1,5 bis 9 MBit/s1,544 MBit/s bzw. 2,048 MBit/s1,544 MBit/s bzw. 2,048 MBit/s13 bis 52 MBit/s
überbrückbare Leitungslänge2,7 bis 5,5 km2 bis 3 km3 bis 4 km0,3 bis 1,5 km
benötigte Adernpaare112 bei 1,544 MBit/s,
3 bei 2,048 Mbit/s
1
Verfügbarkeitseit Mitte 90er Jahreseit Anfang 90er JahreSeit Anfang 90er Jahreab Ende 90er Jahre
benutzte Bandbreite bis ca. 1MHzca. 240 kHzca. 240 kHzbis ca. 30 MHz
POTS im Basisbandjaneinneinja
ISDN im Basisbandneinneinneinja

POTS: Plain Old Telephone Service: Das herkömliche Analogtelefon.

Bleiben wir bei ADSL, das für den privaten Verbraucher am interessantesten ist. Ob man per ADSL angeschlossen werden kann, hängt in erster Linie von der Beschaffenheit des Ortsnetzes ab. Führen die Kupferdrähte des Telefonanschlusses direkt in die Vermittlungsstelle, dann gibt es normalerweise kaum Probleme. Anders dagegen, wenn die Leitungen schon vor der Vermittlungsstelle zusammengefaßt werden. Diese "Digital Loop Carrier" (DLC) fassen den Daten- und Sprachverkehr von mehreren Telefonleitungen zusammen und übertragen den resultierenden Datenstrom über Breitbandleitungen oder per Glasfaser an die Vermittlungsstelle. Bei ADSL müssen beide Modems direkt mit dem Kupferkabel verbunden sein, DLCs verhindern die Datenübertragung per ADSL.

Die Telekom sieht wegen der hervorragend ausgebauten Ortsnetze beim ADSL-Regelbetrieb keinerlei Probleme: Nahezu alle Teilnehmer sin direkt angebunden und 70 bis 80 Prozent der Anschlußleitungen sind kürzer als 1,7 Kilometer. In der Vermittlungsstelle endet die Telefonleitung im sogenannten DSL Access Multiplexer (DSL-AM). Er leitet den Telefonverkehr an den Telefonnetz-Switch weiter; der Datenverkehr wird direkt dem Datennetz des Betreibers zugeführt.

ADSL - Die Technik

ADSL ist ein asymmetrisches Datenübertragungsverfahren für Kupferdoppeladern. Im Vergleich zu herkömmlichen Modemtechnologien gibt es deutliche Unterschiede: Die von einem herkömmlichen Modem ausgesandten Signale müssen das gesamte Telekommunikationsnetzwerk eines Anbieters - inclusive Digitalisierung in den Vermittlungsstellen - unbeschadet durchqueren. Daher steht den Analogmodems nur der Sprachbereich zwischen 0 und 3,5 kHz zur Verfügung. Zwischen zwei ADSL- Modems befindet sich dagegen nur die Kupferleitung, die gesendeten Signale müssen also keine Rücksicht auf sonstiges Equipment nehmen. ADSL nimmt das Frequenzspektrum bis etwa 1,1 MHz in Anspruch. Der Bereich zwischen 0 und 4 kHz wird für den normalen Telefoniebetrieb (Plain Old Telephone Service - POTS) freigehalten. Die Trennung zwischen dem Sprachband und dem Bereich für die Datenübertragung besorgt ein spezieller Filter, POTS-Splitter genannt.
Das ADSL-Spektrum ist in 255 Kanäle (Channels) mit einem Kanalabstand von 4,3125 kHz pro Kanal aufgeteilt. Pro Kanal können maximal 15 Bits/Hz übertragen werden. In der Regel werden aber meist nie mehr als 10 Bit pro Kanal übertragen. Die Art der Signalübertragung hat eine gewisse Ahnlichkeit mit FDM-Systemen (Frequenzmulitiplex) früherer Zeiten. Jedoch ist die ADSL-Technologie durch integrierte Funktionen zur Reduzierung der Übertragungsfehler deutlich komplexer. Während des Synchronisierungsvorgangs zwischen dem Kunden-Modem und DSLAM (Gegengerät in der Vermittlungsstelle) - dieser Vorgang wird auch als "Training" bezeichnet - werden die Leitungseigenschaften geprüft und in Abhängigkeit von Leitungsdämpfung und Störabstand die Datenbits dynamisch auf die einzelnen Kanäle verteilt (dynamische Bitsverteilung). Känale, die Störungen ausgesetzt sind, z.B. Einstrahlungen von Rundfunksendern, und damit einen geringen Signal-Geräusch-Abstand aufweisen, bekommen eine niedrigere Bit-Tiefe (Bitload) zugeteilt als andere oder werden für die Übertragung nicht genutzt. Aus den brauchbaren Trägern werden so viele herausgesucht, dass die vom Anbieter vorgesehene Bitrate erreicht wird.

Beim ADSL gibt es zwei verschiedene Übertragungsverfahren. Zum einen ist hier das so genannte Carrierless-Amplitude-Phase-Modulationsverfahren (CAP) zu nennen. Es arbeitet ohne einen festen Träger und belegt das gesamte verfügbare Spektrum. Für die Modulation im Sender und die Demodulation im Empfänger werden digitale Filter eingesetzt. CAP wurde in frühen ADSL-Systemen verwendet. Vom American National Standards Institute (ANSI) ist mittlerweile ein anderes Verfahren als ADSL-Standard definiert worden. Es handelt sich um die Discrete Multitone Modulation (DMT). DMT hat sich gegenüber anderen Verfahren) wegen seiner guten Übertragungseigenschaften durchgesetzt, insbesondere auf drahtgebundenen, kurzen Leitungen. DMT ermöglicht eine efriziente Nutzung der Bandbreite und ist Störungen gegenüber sehr robust. Das ADSL-Spektrum ist in 255 Kanäle (Channels) mit einem Kanalabstand von 4,3125 kHz pro Kanal aufgeteilt. Dabei sind in der Upstream-Richtung bis zu 32 Kanäle und im Downstream die verbleibenden Kanäle vorgesehen. Auf Grund der Leitungs-Eigenschaften ist es nicht immer sicher, daß die Signalqualität auf allen Trägern gleichermaßen gegeben ist.
Ab etwa 30 kHz beginnt ADSL mit der breitbandigen Datenübermittlung. Die Echokompensation ist von der konventionellen Modemtechnologie gut bekannt: Up- und Downstream teilen sich den Frequenzbereich zwischen 30 kHz und 1,1 MHz. Das gesendete Signal stört zwar das ankommende, doch da der Transceiver genau weiß, welche Signale seine Sendestufe aussendet, kann er sie recht genau aus dem Empfangssignal herausrechnen. Die Standardisierungsgremien ANSI und ETSI legen in ihren ADSL-Standards fest, daß jede Trägerfrequenz maximal 15 Bit pro Signalwechsel transportiert. In der Regel werden aber meist nie mehr als 10 Bit pro Kanal übertragen. Die Art der Signalübertragung hat eine gewisse Ahnlichkeit mit FDM-Systemen (Frequenzmulitiplex) früherer Zeiten. Jedoch ist die ADSL-Technologie durch integrierte Funktionen zur Reduzierung der Übertragungsfehler deutlich komplexer. Während des Synchronisierungsvorgangs zwischen dem Kunden-Modem und DSLAM (Gegengerät in der Vermittlungsstelle) - dieser Vorgang wird auch als "Training" bezeichnet - werden die Leitungseigenschaften geprüft und in Abhängigkeit von Leitungsdämpfung und Störabstand die Datenbits dynamisch auf die einzelnen Kanäle verteilt. in einer Bitzuweisungstabelle (Bit loading table) wird für jede Trägerfrequenz die optimale Modulation festlegt. Känale, die Störungen ausgesetzt sind, z.B. Einstrahlungen von Rundfunksendern, und damit einen geringen Signal-Geräusch-Abstand aufweisen, bekommen eine niedrigere Bit-Tiefe (Bitload) zugeteilt als andere oder werden für die Übertragung nicht genutzt. Aus den brauchbaren Trägern werden so viele herausgesucht, dass die vom Anbieter vorgesehene Bitrate erreicht wird.
Die Bitzuweisungstabelle erlaubt es dem ADSL-Anbieter auch, die maximal verfügbare Bandbreite vorab einzustellen. So kann er die angebotenen Datendienste differenzieren und zu unterschiedlichen Preisen anbieten - alles auf Grundlage einer einheitlichen Hardware.

Wie groß die maximale Datenrate bei einem ADSL-Anschluß ist, hängt vom Zustand und vor allem von der Länge der Leitungen ab. Je länger die Leitung ist, umso größer ist die Dämpfung der Signale - vor allem die im oberen Frequenzbereich. Entfernungen bis zu drei Kilometer erlauben Datenraten zwischen 6 und 8 Mbit/s. Je weiter der Teilnehmer von der Ortsvermittlung entfernt ist, umso kleiner ist die maximal erreichbare Datengeschwindigkeit.

Wer ADSL anbietet, muß dafür sorgen, daß beim Kunden ein POTS-Splitter installiert wird. An und für sich keine große Sache, im Prinzip genau das gleiche Vorgehen, das wir vom NTBA für den ISDN-Anschluß gewohnt sind. Doch die Marktführer Compaq, Intel und Microsoft sehen darin offensichtlich ein größeres Problem, daß ihrer Meinung nach die schnelle Verbreitung von ADSL-Anschlüssen verhindern oder zumindest verlangsamen könnte. Aus diesem Grund soll mal wieder ein Süppchen am Rande der weltweiten Standardisierung gekocht werden, die sogenannte Universal ADSL Working Group UAWG. Neben den meisten großen nordamerikanischen Netzbetreibern wie AT&T oder MCI und der japanischen NTT, sind seit kurzem auch die wichtigsten europäischen Telekommunikationsunternehmen der UAWG beigetreten - auch die Deutsche Telekom. Erklärtes Ziel der UAWG ist es, eine einfache ADSL-Variante zu entwickeln. Dieses Universal-ADSL, auch als UDSL bezeichnet, soll ohne POTS-Splitter auskommen, so daß der Anbieter keinerlei Installationsarbeiten beim Kunden ausführen muß. Zudem sollen weitere technische Vereinfachungen dafür sorgen, daß ADSL-Modems billiger hergestellt und verkauft werden können. So muß ein UDSL-Modem zum Beispiel statt der vom ANSI und ETSI festgelegten 15 lediglich 8 Bit pro Zustandswechsel auf die Trägerfrequenzen aufmodulieren können. Der Preis: UDSL erzielt Datenraten von max. 1,5 MBit/s im Downstream und 512 kBit/s im Upstream. Die Telekom will in der UAWG dafür Sorge tragen, daß bei der Spezifikation des Universal-ADSL auf ISDN Rücksicht genommen wird. Sie ist mit der splitterlosen Lösung nicht glücklich und präferiert eine saubere Trennung zwischen den Verantwortungsbereichen "Kunde" und "Netzbetreiber" - ähnlich wie beim ISDN-NTBA. Ob sich die UAWG letztendlich durchsetzen kann, ist fraglich.

Auf Grund der Eigenschaften der Leitung ist es nicht immer sicher, daß die Signalqualität auf allen Trägern gleichermaßen gegeben ist. Eine der ersten Prüfungen, die insbesondere bei älteren Kabelsystemen vorgenommen werden sollten, ist die überprüfung der vorhandenen Topologien. Der häufigste Grund warum ADSL nicht zur Verfügung steht, ist die Entfernung zur Vermittlungsstelle. ADSL ist eine entfernungsabhängige Technologie: Je länger die Kabelverbindung ist, desto niedriger sind die möglichen Transfergeschwindigkeiten. Hier einige Entfernungsangaben und die dazugehörigen maximalen Downloadraten:

EntfernungDownloadrate
5,5 km1,5 MBit/s
4,8 km2 MBit/s
3,6 km6 MBit/s
2,7 km8 MBit/s

In den vergangenen Jahren wurden insbesondere längere Leitungen zur Verbesserung ihrer übertragungseigenschaften für Sprache mit sogenannten Pupin-Spulen (load coils) versehen. Diese arbeiten allerdings nur im niederfrequenten Bereich bis zu 4 kHz wirkungsvoll und bewirken bei höheren Frequenzen das Gegenteil. Daher ist der Einsatz von Pupinspulen für Leitungen, auf denen ein ADSL-Anschluss geschaltet werden soll, ungeeignet. Neben bespulten Leitungen sind auch sehr lange Kabel mit ungünstigen Kapazitätswerten von einer Nutzung für einen ADSL-Anschluss auszuschließen. Die Anschlussleitungslängen sind stark limitiert.

Der Drang nach einer schnelleren Internetverbindung wird in den Haushalten immer stärker. Deshalb wurde die mögliche Bandbreite immer weiter nach oben geschraubt. so bildet ADSL2+ den Nachfolger von ADSL. Auch hier wird, wie bei ADSL, eine Doppel-Kupferader genutzt. Anders als der Vorgänger nutzt dieser jedoch die Frequenzbereiche von bis zu 140 kHz im Upstream und bis zu 3,3 MHz im Downstream. Dadurch können auf kurze Distanz größere Bandbreiten erreicht werden. Waren es bei ADSL noch bis zu 8 MBit/s, so sind es bei ADSL2+ bis zu 25 MBit/s – allerdings setzen die DSL-Anbieter in der Praxis auf 16-MBit/s-Anschlüsse. Die Reichweite von ADSL2+ beträgt derzeit nur bis zu 3 km. Die gängigen Geschwindigkeiten sind DSL 2000, DSL 6000, DSL 16000 (die Zahlen verweisen auf die Übertragungsrate in kBit/s). Die meisten DSL-Anbieter folgen beim Internetanschluss dieser von der Telekom initiierten Systematik.

Neben der ADSL2+-Technologie kann auch bei Verfügbarkeit die noch schnellere VDSL-Technik genutzt werden. VDSL (Very High Data Rate Digital Subscriber Line) ist eine DSL-Übertragungstechnik. Im Vergleich zu ADSL arbeitet sie mit noch höherer Übertragungsgeschwindigkeit. Bei VDSL wird das Signal bis zu den Verteilern über Glasfaser übertragen, die letzten Meter allerdings wie gewohnt über die Kupferleitungen. Die Geschwindigkeit von VDSL hängt daher maßgeblich von dieser Entfernung ab: je länger die Kupferleitung bis zum Anschluss ist, desto schwächer wird das Signal. VDSL 25 bzw. 50 wird mit folgenden Übertragungsgeschwindigkeiten bereitgestellt:

VDSL 25Downstream: 16.704 bis 25.064 kbit/s
Upstream: bis zu 5.056 kbit/s
VDSL 50Downstream: 27.968 bis 51.392 kbit/s
Upstream: bis zu 10.048 kbit/s

Zu beachten ist auch noch, dass sich die Angaben auf die maximal möglichen Werte beziehen. Die Anbieter verwenden sogenannte Übertragungskorridore, die schon bei ca 60% des Maximalwertes beginnen.

Probleme mit ISDN

Standard-ADSL verträgt sich nicht mit ISDN. ADSL hält den Frequenzbereich zwischen 0 und etwa 30 kHz für normale Telefondienste (Plain Old Telephone Service - POTS) frei. Fast überall in der Welt belegt ISDN aber den Frequenzbereich bis etwa 80 kHz, in Deutschland benötigt ISDN aufgrund des speziellen Leitungscodes 4B3T sogar 120 kHz. Beim ADSL-Pilotprojekt versorgt die Telekom die Teilnehmer mit speziellen ADSL-Modems, die ADSL auch am ISDN-Anschluß bereitstellen. Normalerweise verwendet man für die ISDN-Übertragung den sogenannten 2B1Q-Leitungscode, der zwei zweiwertige (binäre) Informationen in ein vierstufiges (quaternäres) Symbol umsetzt. Der Bandbreitenbedarf für die Übertragung von 160 kbit/s beträgt somit 80 kHz. Die Deutsche Telekomgeht bei ISDN aber einen Sonderweg: Nicht 2B1Q wird eingesetzt, sondern 4B3T: Hier werden vier binäre Symbole auf drei dreiwertige (ternäre) Symbole abgebildet. Dies hat zur Folge, daß man für eine Datenmenge von 160 kbit/s das Spektrum bis 120 kHz belegt. Es gibt zwei Wege, ISDN und ADSL miteinander zu kombinieren. Bei der Inband-Methode werden die ISDN-Daten in den ADSL-Datenstrom integriert, in der Vermittlungsstelle wieder aussortiert und in das Telefonnetzwerk eingespeist. Diese Methode kann ohne Änderung des ADSL-Standards angewandt werden, hat aber den Nachteil, daß die gesamte Kommunikation über das ADSL-Modem läuft. Fällt es einmal aus, ist auch keine Telefonie oder schmalbandige Datenübertragung mehr möglich. Zudem entsteht durch die Integration der ISDN-Daten in den ADSL-Datenstrom eine Verzögerung von 2 ms - ISDN läßt nur 1,25 ms zu. Die Out-of-Band-Methode dagegen ist schwieriger zu implementieren. Es genügt nicht, den POTS-Splitter auf eine höhere Trennfrequenz einzustellen und mit diesem "ISDN-Splitter" dafür zu sorgen, daß DASL die Frequenzen bis 120 kHz nicht nutzt. Laut ADSL-Standard findet im unteren Frequenzbereich der Austausch von Handshake- und anderen Signalen statt, die für die Kontaktaufnahme und Aufrechterhaltung zwischen zwei ADSL-Modems notwendig sind. Diese Signale müssen wegen ISDN in den höheren Bereich verlegt werden. Die Deutsche Telekom, die verhindern will, daß ihre ISDN-Kunden beim Thema ADSL benachteiligt sind, trat Anfang Mai der UAWG bei. Sie will dafür sorgen, daß in der UAWG auch genügend Rücksicht auf die Besonderheiten der europäischen Telekommunikationsnetze, wie zum Beispiel eben ISDN, genommen wird.

Die häufigsten Fragen zu T-DSL

Quelle: Deutsche Telekom AG
Unter dem Oberbegriff T-DSL führt die Deutsche Telekom als erster Anbieter die neue ADSL-Zugangstechnik Zug um Zug in ihren Netzen ein. Immer wieder erreichen uns dazu Fragen von interessierten Kunden und Technik-Freaks:

Tabelle wichtiger Abkürzungen

Abkürzung, Begriff Erläuterung
ADSL Asymmetric Digital Subscriber Line, Asymmetrische digitale Teilnehmeranschlussleitung
ATU-C ADSL Tranceiver Unit - Central Office, ADSL Übertragungseinheit in der Vermittlungsstelle im DSLAM
ATU-R ADSL Transceiver Unit - Remote (ADSL-Modem beim Kunden
BRAS Broadband Remote Access Server, Netzknoten der die Einwahl auf eine Netzplattform ermöglicht
CAP Carrierless Amplitude and Phase Modulation, Trägerlose Amplituden- und Phasenmodulation
DMT Discrete Multi Tone, Vielträgermodulationsverfahren
DSLAM Digital Subscriber Line Access Multiplexer
FDM Frequency Division Multiplex, bei diesem Multiplexverfahren wird ein breites Frequenzband in mehrere schmale Bänder aufgeteilt, die den einzelnen Datenkanälen zugeordnet werden und über die Zeichen oder Signale gleichzeitig und völlig unabhängig voneinander übertragen werden können.
HDSL High Bit Rate Digital Subscriber Line, Übertragungssystem mit einer symmetrischen Bitrate von 2 Mbit/s
Interleaving Datenpakete werden bei diesem Verfahren in veränderter Reihenfolge im "Reißverschluss"-Verfahren übertragen und so können Störsignale erkannt und beseitigt werden. Das Interleaving ist derzeit von ungefähr 2ms bis 20 ms einstellbar. Für die Antwortzeiten bedeutet dies eine Erhöhung um den doppelten eingestellen Interleaving-Wert, da die Strecke, auf der das Interleaving wirksam wird, ja zweimal durchlaufen wird.Man kann das Interleaving allerdings auch ganz abschalten und genau das verbirgt sich hinter dem Begriff "Fast-Path".
POTS Plain Old Telephone Service, Bezeichnung für einen analogen Telefonanschluss
QAM Quadratur Amplitude Modulation, Einwahlknoten-Rechner
QoS Quality of Service
SDSL Symmetric Digital Subscriber Line, Symmetrische digitale Teilnehmeranschlussleitung
Splitter Dient zur Trennung von Schmalbandsignal (POTS/ISDN) und ADSL-Signal, besteht aus einer Kombination aus Tiefpaß und Hochpass
xDSL Oberbegriff für alle DSL-Systeme, das x steht z.B. für A bei ADSL

Praxis-Tipp: Zwischen DSL-Splitter und DSL-Modem sollte das Kabel relativ kurz sein (sonst gibt es Probleme mit der Decodierung der Signale). Sollte das Modem in einem Router (eventuell mit WLAN-Ausstattung) eingebaut sein, dessen Standort nicht direkt dort ist, wo der Anschluss an die Amtsleitung erfolgt, sollte der Splitter mit umziehen. Verlegen Sie dazu ein Kabel mit vier Adern; zwei Adern für die Verbindung Amt - Splitter und zwei Adern für die Verbindung zum Telefon bzw NTBA (der vermutlich bleiben soll wo er ist).

2.4 Datenübertragung per Funk mit Modacom

Das Datenfunknetz "Modacom" erlaubt die Datenübertragung zwischen mobilen und stationären Funkmodems und Datex-P-Anschlüssen mit 9600 BPS. Das Konzept eignet sich insbesondere für die regelmäßige Übertragung relativ kleiner Datenmengen. Bezahlt wird nur die gesendete Datenmenge, nicht die Verbindungszeit. Der Nachteil ist, daß die Verbindung zu Modacom nur über das Datex-Netz (oder zwischen Modacom-Modems) möglich ist. Modacom-Geräte senden ihre Daten paketweise (max. 512 Byte/Paket) nach dem offenen RD-LAP-Standard. Sind die Daten länger, müssen sie gegebenenfalls in mehrere Pakete aufgeteit werden. Für den Message-Transfer ist jedem Paket eine Adressierungsinformation voranzustellen. Jedes Datenpaket wird mit einer CRC-Prüfinformation gesichert. Die Nutzinformation in einem Datenpaket kommt daher auf maximal 490 Byte. Eine 1200-Byte-Datei besteht daher z. B. aus drei Paketen:

AdressierungDatenblock 1CRC

AdressierungDatenblock 2CRC

AdressierungDatenblock 3CRC

Die Modems senden bei etwa 417 MHz und empfangen auf ca. 427 MHz. Es stehen je 32 Kanäle im 12,5-kHz-Raster zur Verfügung. Die Modulation erfolgt mit einem vierstufiges FSK-Verfahren mit Trellis-Codierung. Fehlerhafte Pakete werden wiederholt. Das Verfahren entspricht weitgehend dem X.25-Standard. Mehrere Funkmodems teilen sich eine Frequenz durch zeitlich verschachtelte Aussendung der Datenpakete. Je nach Netzbelastung ist die Nettodatenrate geringer als 9600 BPS, typischerweise kann man mit 2000...5000 BPS rechnen. Die Infrastruktur des Netzes ist in Zellen aufgebaut, ähnlich wie die Sprach-Mobilnetze C und D. Die Basistationen stehen in 10 ... 30 km Abstand. Ein Funkmodem bucht sich bein Einschalten automatisch bei der Basisstation, die es mit der größten Feldstärke empfängt. Während der Fahrt erfolgt ein automatisches Weiterreichen ur nächsten Basisstation.

Jedes Modacom-Modem hat eine feste Terminalnummer, über die es im Netz adressiert und identifiziert wird. Um Daten an ein Modem zu senden, muß man nur dessen Nummer, nicht aber seinen Aufenthaltsort zu kennen. Ist ein Modem nicht erreichbar, speichert das Modacom-Netz Daten bis zu 45 KByte (bzw. 100 Datenpakete) über mehr als 24 Stunden. Auch die Modems selbst haben einen Zwischenspeicher (10 ... 64 KByte), der die Daten aufnimmt, wenn der angeschlossene Computer abgeschaltet ist. Das Modacom-Netz ermöglicht drei unterschiedliche Verbindungsarten, die auch Auswirkung auf die anfallenden Gebühren haben:

2.5 Datenübertragung per Funk mit Packet-Radio

Als Beispiel für eine zweite Form der Funk-Datenübertragung soll hier das Packet-Radio-Verfahren der Funkamatuere beschrieben werden. Die Schwierigkeit hierbei liegt darin, daß es keine Netzknoten gibt, die eine eindeutige Verbindung zu einem bestimmten Modem aufnehmen, sondern daß mitunter mehrere Sender auf derselben Frequenz gleichzeitig senden. Es müssen also ähnliche Verfahren verwendet werden, wie wir sie in Kapitel 4 bei einem Busnetz vorfinden werden. Bei Packet-Radio wird ein X.25-ähnliches Verfahren verwendet. Auch hier werden die Daten in Blöcken (= Paketen) gesendet. Abhängig von der Sendefrequenz beträgt die Datenrate 300, 1200 oder 9600 BPS. Es hat seine Basis im ersten Funk-Datennetz in Hawaii, das "ALOHA" genannt wurde.

Neben terrestrischen Verbindungen sind auch Weitverbindungen über Satellit möglich. Die Terminalstation (Terminal-Node-Controller, TNC, meist ein Computer) zerlegt die zu sendenden Daten in einzelne Pakete und fügt Adressierungs- und Prüfinformation hinzu. Die Datenblöcke entsprechen dem HDLC-Format. Wie bei Modacom werden fehlerhaft empfangene Blöcke automatisch wiederholt. Ein Datenpaket ist folgendermaßen aufgebaut:

AnfangsflagAdreßfeldSteuerfeldDatanblockCRCEndeflag

Die Station steuert nach Verbindungsaufbau auch automatisch die Sende-/Empfangsumschaltung. Sie kann auch als Relaisstation dienen und die Datenpakete an eine andere Station weiterleiten. Durch das zeitlich verschachtelte Senden und die eindeutige Adressierung der Pakete kann zudem eine Frequenz von mehreren Stationen gleichzeitig genutzt werden. Dazu beobachtet der TNC die Arbeitsfrequenz und schickt erst dann ein Paket, wenn der Kanal frei ist. Senden zufällig mehrere Stationen gleichzeitig, kommt es zu einer Kollision. Jede sendewillige Station wartet dann eine bestimmte Zeit, bevor sie wieder sendet. Die Zeitdauer wird zufallsgesteuert.

2.6 GSM-Datenübertragung

Das digitale Netz (GSM) für Mobiltelefone bietet eigentlich ideale Voraussetzungen für die Datenübertragung, denn die gesamte Kommunikation findet auf rein digitaler Ebene statt. Aufgrund des GSM-Netz-Protokolls ist jedoch direkte DFÜ nicht möglich, da bei der Sprachübertragung nicht nur Datenreduzierungsalgorithmen verwendet werden (Filterung hoher Frequenzen, die für die Sprachverständlichkeit nicht nötig sind, Kompression im Dynamikbereich, etc.), sondern die Informationsübertragung im Multiplexbetrieb stattfindet, ist der Anschluß eines "normalen" Modems an ein Mobil-Telefon nicht möglich. Inzwischen gibt es eine zweite Betriebsart, bei der ein Datenkanal bereitgestellt wird. Dazu sind nicht nur Erweiterungen im Mobil-Telefon, spezielle Modems, sondern auch in den Vermittlungseinrichtungen notwendig geworden. Beim D1-Netz (Telekom) ist derzeit eine Übertragungrate von 2400 BPS möglich, bei D2 (Mannesmann) werden sogar 9600 BPS geboten. Abgehende Verbindungen vom Mobiltelefonen sind problemlos möglich, beim Anruf wird jedoch derzeit der Datenkanal nicht automatisch aktiviert. Abhilfe schaffen bei D1 zwei unterschiedliche Telefonnummern für Sprach- und Datenkanal, die zum selben Mobiltelefon gehören.

Eine zweite Lösungen bieten spezielle GSM-Modems, die mit einem speziellen Modulationsverfahren die Eigenheiten des Sprachsignals nachahmen und auch die im Netz auftretenden Zeitverzögerungen berücksichtigen. Durch dieses Verfahren sind aber nur Datenraten bis 1000 BPS zu erreichen. Das TKL-GSM-Modem kann Daten wahlweise über den Sprachkanal (1000 BPS) oder den Datenkanal (9600 BPS) übertragen.

Für die Übertragung auf der Luftschnittstelle benötigt man Kanäle, um die Verbindung herstellen zu können. Dazu unterscheidet man in logische und physische Kanäle. Die logischen Kanäle werden aufgeteilt in Verkehrskanäle und in Signalisierungskanäle. Die Verkehrskanäle dienen der Übertragung von Nutzdaten, wie z.B. Sprache in leitungs- oder paketvermittelter Form. Die Signalisierungskanäle dienen der Übertragung von Daten, die für die Zuweisung von Kanälen oder der Lokalisierung der Mobilstation benötigt werden. Diese logischen Kanälen werden von den physikalischen übertragen. Für den GSM-Betrieb sind zwei Frequenzbänder mit 45 MHz Bandabstand reserviert. Der Frequenzbereich zwischen 935 und 960 MHz wird von den Feststationen (downlink) benutzt, der zwischen 890 MHz und 915 MHz dient als Sendebereich der Mobilstation (uplink). Insgesamt ist ein Trägerabstand von 200 kHz definiert und ein Grenzabstand von 100 kHz jeweils an den Grenzen des Frequenzbereiches, so das insgesamt 124 Kanäle zur Verfügung stehen. Diese Kanäle werden bei der TDMA-Technik durch ein Zeitmultiduplexverfahren in 8 Timeslots (Zeitschlitze) aufgeteilt, von jeweils 0,577 ms Länge. Die 8 Timeslots dieses Kanals werden zu einem TDMA-Rahmen zusammengefaßt. Die Timeslots werden durchnummeriert von 0 bis 7. Dieselben Timeslots in aufeinanderfolgenden Rahmen ergeben einen physikalischen Kanal. Eine Mobilstation verwendet im Uplink und Downlink dieselben Timeslots. Damit sie nicht gleichzeitig empfangen und senden muß, werden die TDMA-Rahmen des Uplinks mit drei Timeslots Verzögerung zum TDMA-Rahmen des Downlinks gesendet. Beim Verbindungsaufbau wird der zu einem Sprachkanal gehörende Timeslot über den Signalisierungskanal an die Mobilstation übermittelt. Die Nettodatenrate eines Timeslots der Luftschnittstelle beträgt im full-rate Verfahren 13 kb/s. Da die Luftschnittstelle verglichen mit leitungsgebundenen Übertragungswegen aber sehr fehleranfällig ist (Bitfehlerraten schlechter als 10-3 sind keine Seltenheit), reduziert die aufwendige Fehlersicherung die effektiv nutzbare Datenrate auf 9,6 kb/s.

Jeweils ein Funkkanal-Paar kann also im Zeitmultiplex-Verfahren für bis zu acht Sprach- oder Datenverbindungen gleichzeitig genutzt werden. Die Gesamt-Rohdatenrate auf einem Funkkanal beträgt 270,83 kBit/s, wovon ein erheblicher Teil allerdings der Fehlererkennung und -korrektur dient.

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Aufbau eines GSM-Funknetzes

Beim Einschalten des GSM-Telefons wird anhand der Chipkarte in der AC-Datei geprüft, ob und bei welchem Netzbetreiber das Gerät registriert ist. In der Gerätedatei EIR können die Daten z.B. von gestohlenen Telefonen gespeichert werden, damit sie nicht mehr benutzt werden können. Wenn man den eigenen Heim-Bereich verläßt, wird eine Kopie der Gerätedaten von der HLR-Datei des Heim-MSC in die VLR-Datei des neuen regionalen MSC kopiert. Die Vermittlungszentralen (MSC) sorgen für den Übergang ins öffentliche ISDN und betreuen jeweils mehrere Basisstations-Zentralen BSC, von denen wiederum jede mehrere Basisstationen BTS steuern kann. Während der Fahrt erfolgt innerhalb weniger Millisekunden ein automatisches Handover zur nächsten Basisstation, ohne daß die Verbindung dadurch unterbrochen wird. Wenn man ins Ausland fährt, kann man sich dank Roaming in das Netz eines dortigen Providers einbuchen. Prinzipiell stellt der GSM-Standard die bei ISDN verfügbaren Dienstmerkmale wie z.B. Makeln (Wechsel zwischen zwei gehaltenen Gesprächen) zur Verfügung. Bei der Sprachübertragung arbeiten GSM-Telefone mit einem aufwendigen Kompressions-Verfahren (LPC, linear predictive coding, lineare Vorhersage-Codierung), um trotz der im Vergleich zu ISDN relativ geringen Datenrate eine halbwegs brauchbare Verständlichkeit zu erzielen. (Daß das noch keineswegs das Ende der Fahnenstange ist, beweist die nochmals halbierte Datenrate bei den Inmarsat-Phone-Geräten!)

GSM-Datenübertragung

Da ein Teil der Datenbits für Fehlerkorrektur-Zwecke benötigt wird, um die bei Funkübertragungen unvermeidlichen Bitfehler auszubügeln, ist die bei der konventionellen GSM-Technik erreichbare Netto-Datenrate geringer als die Funk-Bitrate, nämlich 9600 Bit/s. Seit 1999 ist mit HSCSD -Dienst (High-Speed Circuit-Switched Data) ein Standard für 14400 Bit/s je Kanal definiert; durch Zusammenfassen mehrerer Zeitschlitze könnte die Datenrate sogar (herstellerabhängig) auf bis zu 64 kBit/s erhöht werden. Allerdings steht HSCSD bisher in keinem deutschen GSM-Netz zur Verfügung, und es ist abzusehen, daß statt dessen GPRS realisiert wird. Am verbreitetsten ist die "herkömmliche" GSM-Datenübertragung, die einer normalen Modem-Verbindung entspricht: Sie können mit einem datenfähigen GSM-Gerät ein am Telefon-Festnetz angeschlossenes Modem anrufen und Daten mit bis zu 9600 Bit/s austauschen. (Erfahrungsgemäß muß für eine stabile Übertragung eine bessere Versorgung als für ein Sprach-Telefonat gewährleistet sein.) Eine weitere Möglichkeit ist, eine ISDN-Gegenstelle anzurufen, die auf das V.110-Protokoll mit 9600 Bit/s eingestellt ist. Dabei entfällt die oft recht lange Modem-Verbindungsaufbauzeit, und man spart so deutlich Gebühren. Allerdings beherrschen nicht alle GSM-Adapter den V.110-Modus. Bei den Endgeräten zur GSM-Datenübertragung gibt es im wesentlichen folgende Möglichkeiten:
  1. Mobiltelefon mit Infrarot-Übertragung, im PC ist ein IRDA-Adapter sowie ein spezieller Treiber erforderlich.
  2. Mobiltelefon mit speziellem V.24-Kabel; die GSM-Rohdaten-Decodierung erfolgt hierbei durch einen speziellen Windows-Treiber, das Kabel allein nützt also nichts, und dieses System ist nur unter Windows benutzbar!
  3. Herkömmliches Mobiltelefon mit externem GSM-PCMCIA-Datenadapter für Laptops.
  4. Reines Datenmodul (GSM-Transceiver mit V.24-, Antennen- und 12-V-Anschluß in der Größe einer Zigarettenpackung), z.B. Siemens-M1.
  5. In PCMCIA-Karte eingebauter GSM-Transceiver, z.B. von Motorola.

2.7 GPRS

Internet mit dem PC über das Telefonnetz der Telekom ist nichts Neues mehr. Mit dem Laptop von unterwegs ins Internet zu kommen geht heutzutage auch, aber langsam. Heute schon können Sie mit Ihrem Laptop und einem GSM-Handy mit einer Geschwindigkeit von 9,6 Kbit/s im Internet "surfen". Die Kosten für die Verbindung berechnet der GSM-Netzbetreiber entsprechend seinen Tarifen, so daß hier für längere Online-Sessions ein enormer Betrag am Monatsende auf der Rechnung stehen kann.

GPRS steht für "General Packet Radio Services" und hat die paketvermittelte Datenübertragung über die GSM-Luftschnittstelle zum Inhalt. GPRS unterstützt beinahe alle Datenübertragungsprotokolle, inklusive X.25 und IP. Damit kann der Benutzer mit jeder Datenquelle, wie z. B. dem Internet oder dem Intranet seines Unternehmens, verbunden sein. Der Benutzer zahlt bei GPRS das übertragene Datenvolumen und kann mit der Datenquelle ständig verbunden sein! E-Mails erreichen somit sofort seinen Empfänger und nicht erst nach Einwahl und Abfrage des Kontos beim ISP. Weiterhin sind bei GPRS höhere Datenübertragungsraten als bei "normalem" GSM möglich.

Bei einem GSM-Telefonat wird die Sprache in digitaler Form in Zeitschlitzen im System des Netzbetreibers übertragen. Hierbei teilen sich bis zu 7 Teilnehmer eine Sende-/Empfangsfrequenz. Ein weiterer Zeitschlitz wird zusätzlich für die Signallisierung benötigt. Die Wiederholrate dieser Zeitschlitze ist so hoch, das wir beim Telefonieren gar nicht merken, das die Sprache nicht kontinuierlich übertragen wird. Bei einer herkömmlichen Datenübertragung über das Handy wird also eine Leitung permanent für die Dauer der Verbindung aufrecht erhalten. Dies ist auch dann der Fall, wenn auf seiten des Anwenders gar keine Daten übertragen werden sollen, da er mit der Aufnahme von Informationen beschäftigt ist. Das ist für beide Seiten nachteilig: Der Netzbetreiber kann sein Netz nicht effizient ausnutzen, der Anwender muß ein teures Verbindungsentgelt bezahlen, obwohl er effektiv seine Verbindung nur einige wenige Minuten genutzt hat. Anders die Datenübertragung in lokalen Netzwerken (LAN) oder dem Internet. Diese Medien sind paketorientiert, das heißt die zu übertragenen Daten werden in kleine Pakete unterteilt und auf die Reise geschickt. Ist die Übertragung abgeschlossen, steht das Netz wieder für andere Anfragen zur Verfügung. Netzwerkkapazität wird also nur dann in Anspruch genommen, wenn sie benötigt wird, ist aber sofort wieder freigegeben, wenn keine Daten mehr übertragen werden müssen. GPRS basiert genau auf dieser paketvermittelten Technologie.

Bei paketvermittelten Diensten kann generell zwischen verbindungsorientierten und verbindungslosen Diensten unterschieden werden. Bei verbindungslosen Diensten (Datagrammdiensten) wird in jedem Paket die vollständige Adresse des Empfängers und Absenders abgelegt und unabhängig von den anderen Paketen durch das Netz geschleust. Pakete zwischen zwei Kommunikationspartnern im Netz gehen möglicherweise unterschiedliche Wege und können sich sogar überholen. Bei verbindungsorientierten Diensten ist der Übertragungsweg für die Dauer der logischen Verbindung fest vorgegeben. Verbindungsorientierung hat den Nachteil, daß für den Auf- und Abbau einer logischen Verbindung ein gewisser Verwaltungsaufwand entsteht und die Verbindung Ressourcen in den Vermittlungsstellen belegt. Sie bietet allerdings den Vorteil, daß die Reihenfolge der übertragenen Pakete gesichert ist und dem Anwender die Möglichkeit geboten wird, die Dienstqualität (quality of service, QOS) beim Verbindungsaufbau zu bestimmen. Die zur Verfügung stehende Übertragungskapazität wird bei GPRS von allen Teilnehmern in einer Funkzelle geteilt, d. h. ein Teilnehmer belegt die Funkstrecke nur, wenn wirklich Pakete übertragen werden. Es existieren Protokolle, die den fairen Zugriff auf die Funkstrecke gewährleisten. Desweiteren unterstützt GPRS den Übergang in öffentliche Paketnetze. Durch die Paketvermittlung kann einiger Overhead vermieden werden, wie er bei Leitungsvermittlung entsteht.So ergibt sich eine höhere Nettobitrate pro Zeitschlitz von 14 Kbit/s. Bei der maximalen Nutzung von acht Zeitschlitzen ergibt sich somit eine maximal erreichbare Nettobitrate von 110 Kbit/s. In GSM-Phase 2+ ist für GPRS eine Datenübertragungsrate bis knapp unter 100 Kbit/s vorgesehen.

GPRS unterstützt die Übertragung von Daten zwischen einem Sender und einem oder mehreren Empfängern. Sender bzw. Empfänger können mobile Geräte oder einfache Datenendeinrichtungen sein. Die Datenendeinrichtung ist entweder direkt an das GPRS-Netz oder an externe Datennetze angeschlossen, während mobile Geräte über die Basisstation an das GPRS-Netz angeschlossen sind. Die Realisierung von GPRS erfordert größere Änderungen in der Netzarchitektur von GSM, um die von GPRS unterstützte Paketvermittlung zu ermöglichen. Die wichtigste Änderung ergibt sich aus der Einführung der GPRS Support Nodes (GSN), die die Paketvermittlung übernehmen und als Gateway zu den Paketnetzen dienen. Die GSN sinf auch für das Mobilitätsmanagement (Roaming) der Teilnehmer verantwortlich. Hieraus ergeben sich die zwei Hauptfunktionen des GSN: die Gateway- und die Roamingfunktion. Für die Erfüllung dieser Funktionen sind zwei unterschiedliche Subsysteme vorgesehen. Die Gatewayfunktion wird vom Gateway GPRS Support Node (GGSN) wahrgenommen, während der Serving GPRS Support Node (SGSN) für das Roaming zuständig ist. Durch die Zuordnung einer temporären, dynamischen Adresse zur Mobilstation wird es dem SGSN möglich, beim Roaming eine Identifizierung der Mobilstation vorzunehmen. Aus der Sicht des Teilnehmers erfolgt die Adressierung wie gewohnt über seine IP-Adresse.

Um das reibungslose Nebeneinander von durchschaltevermittelten Kanälen (GSM) und paketvermittelten Kanälen im selben Netz gewährleisten zu können, muß auf der Luftschnittstelle eine dynamische Ressourcenverwaltung vorgenommen werden. Hierbei wird den durchgeschalteten Kanälen eine höhere Priorität zugeordnet, indem in der Aufbauphase einer GSM-Verbindung der betroffene Kanal für GPRS-Pakete gesperrt wird. Innerhalb eines Trägers können die verfügbaren Zeitschlitze nebeneinander von GSM und GPRS genutzt werden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt kann so ein Teil der Zeitschlitze durch GSM genutzt werden, während ein anderer Teil der Zeitschlitze von GPRS-Diensten belegt ist.

Bei den von GPRS unterstützten Diensten wird unterschieden zwischen Point-to-Point-Diensten (PTP) und Point-to-Multipoint-Diensten (PTM):

Ericsson informiert auf seinen Seiten über den GPRS Standard www.ericsson.com. Einige nützliche Infos sind auch bei Nokia erhältlich www.nokia.com. Wer sich über das Wireless Application Protocol (WAP) informieren möchte, sollte vorbeischauen bei: www.wapforum.org.

2.8 UMTS

Die Übertragung von Musik- oder Videodaten (Bildtelefon) sowie der High-speed-Internet-Zugriff fordern jedoch eine höhere Datenübertragungsrate als die 9,6 kbit/s, die derzeit im GSM-Mobilfunksystem möglich sind. Und so wird seit längerem schon nach Lösungen gesucht, wie die derzeit weltweit verbreiteten Mobilfunknetze (der zweiten Generation) eine Erweiterung - vor allem im Hinblick noch höherer Übertragungsraten - erfahren können. Deshalb wird als Nachfolger der heute installierten Mobilfunksysteme der zweiten Generation das UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) endgültig standardisiert und soweit technisch vorangebracht, daß es in Europa und wahrscheinlich global im oder ab dem Jahre 2002 eingeführt werden kann. Der Begriff UMTS wurde übrigens vom Europäischen Standardisierungs-Institut ETSI (European Telecommunications Standards Institute) festgelegt; die ITU (International Telecommunications Union) verwendet dafür den Begriff IMT-2000. In den USA sind ähnliche Bemühungen im Gange, allerdings unter einem anderen Namen, und zwar "cdma2000". In den USA und im fernöstlichen Raum laufen derartige Entwicklungen unter dem Überbegriff UWC-136. Doch welche Bezeichnung auch immer in den verschiedenen Regionen gewählt wird: Eine weltweite Harmonisierung für die dritte Generation der Mobilfunksysteme wird angestrebt, deshalb schlossen sich auch die Standardisierungsgremien aus Europa, Amerika, Korea und Japan zusammen, um ein wirklich weltweit nutzbares Konzept zustandezubringen. Und trotz der unterschiedlichen Namensgebungen für die dritte Mobilfunkgeneration wird weltweit an der Übernahme des UMTS-Standards gearbeitet.

Weil man sich jedoch noch nicht über die exakte Festlegung der Netzwerk-Architekturen einigen konnte, wird man in den Anfangstagen, also etwa ab dem Jahr 2002 (in Japan will man schon 2001 beginnen) noch die bestehenden Netz-Infrastrukturen benutzen. Man wird übrigens wegen der bestehenden Abwärtskompatibilität hier bei uns die jetzt in Betrieb befindlichen GSM-Handys weiter benutzen können.

1998 wurde ein Rahmenstandard ausgearbeitet. Darin enthalten sind sowohl die angestrebten Ziele bei der Verwirklichung des Projektes als auch ein Zeitplan bis zur Einführung des Systems.

  1. Höhere Kapazität und Bandbreite:
  2. Dienste: Das UMTS soll ein breites Spektrum von Sprach-, Video- und sowohl leitungs- als auch paketvermittelten Datendiensten für Multimedia-Anwendungen und Internet-basierte Dienste über die Funkschnittstelle erlauben. Als Beispiele sind hier neben den gewohnten Sprach-, Paging-, und E-Mail-Diensten dann auch Multimedia-Dienste für Video-Mails, Musik- und Fernsehübertragung, Bildtelefonie und Datenbankabfragen als Implementation denkbar.
  3. Universelle Funkschnittstelle: Eine einheitliche Luftschnittstelle (UMTS Terrestrial Radio Access, UTRA) für die schnurlose Telefonie, Satellitenfunk, den Mobilfunk und den drahtlosen Ortsanschluß (DECT) soll die Konvergenz der Netze fördern.
  4. Interoperabilität: Innerhalb der Netze soll der Dual-Mode/Dual-Band-Betrieb von GSM und UMTS, sowie das Roaming zwischen GSM- und UMTS-Netzen unterschiedlicher Betreiber gewährleistet sein.
  5. Dienstportabilität: Es soll ein nahtloser Diensteübergang zwischen unterschiedlichen Netzen möglich sein und dem einzelnen Nutzer in jedem Netz seine Virtual Home Environment zur Verfügung stehen.
  6. Migrationsfähigkeit: Den Netzbetreibern soll ein "sanfter" Übergang von GSM- zu UMTS-Netzen ermöglicht werden.

Um die Übertragungsgeschwindigkeit bei UMTS auf die oben genannten Werte steigern zu können, bedarf es noch einigen Aufwands in der Übertragungstechnik. In der Special Mobile Group (SMG) der ETSI hatte sich die Entscheidung auf zwei konkurrierende Systeme zugespitzt, die zum Einsatz kommen sollen. Auf der einen Seite das von einer Allianz von Alcatel, Bosch, Italtel, Motorola, Nortel, Siemens und Sony favorisierte TD-CDMA-Zugriffsverfahren, das sich eng an das TDMA-Zugriffsverfahren (Time Division Multiple Access) von GSM anlehnt und auf der anderen das von Ericsson und Nokia propagierte WCDMA-System, das eine breitbandige Weiterentwicklung des CDMA-Verfahrens (Code Division Multiple Access) darstellt.

Bei der ETSI hat man sich entschieden, für die Luft-Schnittstelle (also fr die Übertragungs-/Modulationsart per Hochfrequenz) eine Kombination aus Mehrfachzugriff im Breitband-Code-Multiplex (Wideband Code Division Multiple Access, WCDMA) und im Zeitmultiplex-Zugriff (Time Division Multiple Access, TD/CDMA) einzusetzen. WCDMA wird zur Versorgung größerer Gebiete und TD/CDMA für lokale Anwendungen genutzt werden. Insgesamt verspricht das CDMA-Verfahren eine hühere Kanalkapazität und niedrigeren Leistungsverbrauch im Handy bei GSM-ähnlicher Sprachqualität. Gearbeitet werden wird übrigens in Europa in zwei Frequenzbändern bei 1950 und 2150 MHz.

TD-CMDA
Entlang der Zeitachse, pro Trägerfrequenz, verwendet das TD-CMDA dieselbe Grundstruktur wie das GSM-System. Die Bandbreite eines Trägers ist bei TD-CMDA jedoch mit 1,6 MHz achtmal größer als die eines 200-kHz-GSM-Trägers. Dies erlaubt es, jedem Timeslot wiederum mit bis zu acht "Kode-Schlitzen" zu füllen, von denen wiederum jeder einen zusätzlichen Verkehrskanal definiert. Dabei wird das Sendesignal mit einer Chiprate von 2,167 Mchips/s über die gesamte Breite des Trägers von 1,6 MHz gespreitzt. Der Vielfachzugriff auf die Funkschnittstelle besteht demnach in der Zuordnung eines Trägers, eines Timeslots im Rahmensignal und eines zugehörigen Codes zu einem Verkehrskanal. Insgesamt ergeben sich so 64 Sprachkanäle pro Träger. Mit diesen 64 Kanälen kann man nun flexibel die verschiedenen Datenraten von 9,6 kbps bis 2 Mpbs einstellen, indem man die Kanäle kombiniert.

Die identische Rahmenstruktur und Taktung vereinfacht das Zusammenwirken mit den herkömmlichen GSM-Systemen beträchtlich. Die Handover-Prozeduren beim Wechsel von einer Funkzelle in die Nächste sind weitgehend die gleichen wie im bestehenden GSM-System und die Dual-Mode-Endgeräte lassen sich mit wenig Aufwand realisieren. Weiterhin läßt sich die GSM-Technik so schrittweise erweitern und das Risiko eines Systembruchs vermeiden. Durch eine paketvermittelte Datenübertragung würde der Nutzer den Übertragungskanal nur dann in Anspruch nehmen, wenn tatsächlich Datenpakete übertragen werden. So kann die gesamte Bandbreite des Übertragungsweges als Pool allen Anwendern zur Verfügung gestellt werden und somit effizienter als bei den leitungsvermittelten Übertragungsverfahren des jetzigen GSM-Systems genutzt werden.

WCMDA
Bei diesem System sind GSM und WCMDA zwei unabhängige Systeme. Zwar stützt sich das WCMDA-Netz in seiner Architektur auf die selben Komponenten wie die GSM-Netze, doch das Verfahren, mit dem der Zugriff auf die Luftschnittstelle erfolgt, ist grundlegend anders. WCMA trennt die verschiedenen Kanäle ausschließlich durch nutzerspezifische hochbitratige Codes, sogenannten Spreizcodes, mit denen das Sendesignal multipliziert und damit in ein über den gesamten Frequenzbereich verteiltes Rauschen transformiert wird, aus dem nur ein synchron mit dem selben Code operierenden Empfänger es wieder herausfiltern kann. Die Träger werden hierbei auf 5 MHz verbreitert, was eine bessere Steuerung der Sendeleistung der Mobilstation zulässt.

Das Verfahren erlaubt sowohl paket- als auch leitungsvermittelte Dienste mit mehrfachen Verbindungen gleichzeitig pro Sitzung. Beim Verbindungsaufbau muss nicht erst ein freier Timeslot oder eine freie Frequenz gesucht werden und der Wechsel der Nutzerbitrate gestaltet sich verhältnismäßig einfach. Auch müssen keine Frequenzpläne erstellt werden: Dieselben Frequenzen können in benachbarten Zellen erneut verwendet werden. Beim GSM-System darf wegen dem nötigen Störabstand erst in jeder 9. Zelle dieselbe Frequenz wiederverwendet werden, bei TD-CMDA wenigstens noch in jeder dritten.

Bei diesem Verfahren muß eine kompliziertere Handover-Prozedur verwendet werden, dadurch werden die Ressourcen von zwei Basisstationen gleichzeitig beansprucht. Zudem reagiert das System sehr sensibel auf Schwankungen des Signalpegels, was eine aufwendige Fast Power Control Prozedur zum Anpassen der Sendeleistung verlangt. Zudem würden die Abmessungen eines WCMDA-Handys größer ausfallen, weil zu dem WCMDA-Modul zusätzlich ein GSM-Modul und ein DECT-Sende- und Empfangsteil integriert werden müßte.

Da sich bisher keiner dieser beiden Vorschläge durchsetzen konnte, einigte man sich auf einen Kompromiss, der auf ein TD/WCMDA-System hinzielt. Danach soll dort, wo die UMTS-Schnittstelle mit Kanalpaaren im Frequenz Division Duplex für den Up- und Downlink-Channel arbeitet, die WCMDA-Technik zum Zuge kommen; beim FDMA-Betrieb im Time Division Duplex mit nur einem Träger für den Hin- und Rückkanal hingegen TD-CMDA. Das Wideband-CMDA wird damit stärker an die Zeitstruktur des GSM-Systems angepasst, und TD-CMDA kann die Aufgaben der Schnurlostelefonie und des asymetrischen Datenverkehrs übernehmen. Ob damit das Ziel eines einheitlichen Air Interface nur noch formal aufrecht erhalten wird oder ob es gelingt, die Stärken beider Systeme zu vereinen, bleibt abzuwarten.

HSDPA
HSDPA (High Speed Downlink Paket Access) steht für schnelle Übertragungen im Downstream-Bereich. HSDPA ist somit als eine softwareseitige Erweiterung der bestehenden UMTS-Netze anzusehen. Mithilfe dieser Technik werden die bestehenden UMTS-Netze besser genutzt, Datenpakete können durch HSDPA deutlich schneller übertragen werden. Standard-UMTS ermöglicht bisher Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 384 Kbit/s. Dank HSDPA werden deutlich höhere Downloadgeschwindigkeiten von zurzeit bis zu 1,8 MBit/s ermöglicht. Teilweise stehen sogar Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 3,6 MBit/s zur Verfügung.

Durch den weiteren Ausbau der HSDPA Technik ist es dann möglich, dass der Nutzer mit bis zu 7,2 MBit/s im Funknetz surfen kann. Mit diesen angebotenen Leistungen ist das Funknetz UMTS schon fast mit DSL auf einem Niveau. Die HSDPA Technik, die auch als Express-UMTS, Breitband-UMTS oder UMTS-Broadband bezeichnet wird, ist als äußerst positive Erweiterung für bestehende UMTS-Netze anzusehen. Durch die neuen Techniken ist es möglich, die UMTS-Netze besser zu nutzen und Datenpakete bedeutend schneller zu übertragen.

Im Bereich der Upload-Geschwindigkeiten wird der HSUPA-Standard (High Speed Upload Packet Access) mit Werten zwischen 1,4 MBit/s und 2,0 MBit/s angegeben. Ab 2010 bauen einige Anbieter den Standard auf 2,0 MBit/s aus.

Weitere Infos und Möglichkeiten zum Gedankenaustausch bietet das UMTS-Forum:

http://www.umts-forum.org

2.9 LTE (Long Term Evolution)

Beim aktuellen Standard UMTS sind theoretische Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 28,8 MBit/s möglich. Mit LTE (Long Term Evolution) sind theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Downstream und 50 MBit/s im Upstream erreichbar - praktisch sieht dies noch etwas anders aus. LTE wird in Deutschland als 4G-Netz beworben. Durch OFDMA (Orthogonal-Frequency-Division-Multiplexing-Techniken) und SC-FDMA wird die Bandbreite, die in einer Funkzelle zur Verfügung steht, in viele kleine langsamere Elemente unterteilt. Dies ermöglicht es, den Nutzern genau die Geschwindigkeit zuzuteilen, die sie tatsächlich benötigen. So eingeteilt sind die einzelnen Signale auch unanfälliger gegenüber Störungen. Da die Signalteile kleiner sind, als bei UMTS, können sie leichter rekonstruiert werden.

LTE eignet sich sehr gut, um ländliche Gebiete mit Breitband-Internet zu versorgen. Derzeit gibt es in Deutschland noch rund 5000 "weiße Flecken", also Orte in Deutschland, in denen noch kein Internet mit DSL-Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Dank LTE müssen keine langen Kabel von entsprechenden Knoten aus in die Dörfer gelegt werden und auch die Investitionen in ein dichtes Netz von UMTS-Masten entfällt. Ein einzelner LTE-Sendemast kann einen wesentlich größeren Bereich abdecken. Für die meisten Kunden stehen nur rund zwei Megabit pro Sekunde zur Verfügung, weil sie sich die maximale Datenrate mit den anderen Nutzern der Funkzelle teilen müssen.

In ihren Bemühungen diese "weißen Flecken" zu schließen, achtete die Bundesregierung im Rahmen ihrer Breitband-Strategie dann auch darauf, dass die unversorgten Gebiete als erste erschlossen werden. Oberste Priorität haben dabei breitbandlose ländliche Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern. Die Landesregierungen der Bundesländer konnten dabei eine Liste von Orten anlegen, die von den Netzbetreibern zuerst versorgt werden müssen. Erst nachdem 70 % dieser Orte von den Netzbetreibern erschlossen wurden, dürfen auch dichter besiedelte Gebiete erschlossen werden. Bis zum Jahr 2016 sollen dann 90 % aller Haushalte versorgt sein.

Die Versteigerung der LTE-Frequenzen endete im Mai 2010. Neben dem 800-MHz-Bereich sind noch Frequenzen in den Bereichen um 1,8 GHz, 2,0 GHz und 2,6 GHz versteigert worden. Dabei waren vor allem die LTE-Lizenzen um 800 MHz hart umkämpft und gingen an die Telekom, Vodafone und O2. Den 2,6-GHz-Bereich teilen sich alle vier Netzbetreiber, der Frequenzbereich mit 2,0 GHz ging allein an den Mobilfunker O2.

Im Prinzip funktioniert LTE wie der Datenturbo HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) bei UMTS. Die Unterschiede liegen in den technischen Details:

MIMO ergänzt OFDMA, wodurch sich folgende Vorteile ergeben: höhere Empfangsleistung und damit höhere Reichweite, Unterdrückung von Störungen durch andere Funkwellen, bessere Verbindungsqualität und damit höhere Übertragungsraten.

Weitere Infos: www.ltemobile.de/uploads/media/LTE_Einfuehrung_V1.pdf.

2.10 Bevor es Internet für alle gab: Mailboxen, Online-Dienste und BTX

Bevor alle Welt im World Wide Web surfte und bei der E-Mail der Spam ein Vielfaches der Nutzinformation einnahm, gab es natürlich schon Möglichkeiten der Kommunikation: Online-Dienste wie Compuserve, T-Online oder AOL und andere sogenannte Mailboxsysteme, kurz 'Mailbox'. Dies sind Computer, die man per Telefon und Modem oder über ISDN erreichen kann (ja, damals waren 19 KBit/s schon schnell und 64 KBit/s superschnell), und die bestimmte Dienstleistungen anbieten (unter anderem den Tausch von Dateien - Sie sehen, alles alter Käse!). Der Mailbox-Computer wird also per Modem/ISDN-Adapter angerufen und bietet dem Benutzer die unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten: Datenaustausch mit anderen Benutzern (Nachrichten und Dateien), sogenannte 'Foren' oder 'schwarze Bretter', die den Newsgruppen entsprechen und gewissermaßen die Vorläufer der Wikis und Blogs sind. Außerdem Programmbibliotheken, aus denen die Benutzer Programme abrufen und im eigenen Computer speichern können, Unterhaltung mit anderen Benutzern (Chat) und Spiele, die man mit anderen Benutzer der Mailbox spielt (darunter der Immer-noch-Klassiker Nethack). Die Leistungen der Mailbox sind aber alle zunächst auf einen einzigen (oder zumindest wenige) Rechner beschränkt, also für eine relativ kleine Gruppe von Personen.

Aus dieser Isolation heraus entstanden dann einerseits Mailboxdienste wie Compuserve, die weltweit Rechner unterhielten (Einwählpunkte, 'Points of Presence'). Die Daten laufen aber in einer Zentrale zusammen. Einen anderen Weg, die lokale Begrenzung zu überwinden, sind die Mailboxnetze wie z. B. Fidonetz, Zerberusnetz oder Mausnetz (von Spöttern als 'Tiernetze' tituliert). Hier tauschen die Mailboxrechner nachts oder sogar stündlich die neuen Mitteilungen vollautomatisch untereinander aus. Beim Fidonetz ging das beispielsweise hierarchisch zu. Übergeordnete Knotenrechner tauschten die Informationen mit der darunterliegenden Hierarchistufe aus. Dort wurde dann genauso verfahren, bis die Info am Ende der Kette (dem sogenannten 'Point') angelangt war. Ein weiterer Unterschied vieler Mailboxnetze war die Form der Datenweitergabe von Einträgen in 'schwarzen Brettern' und E-Mail. Beim Fidonetz wurden die Daten grundsätzlich nach dem gleichen Verfahren transportiert, es wurde hier in 'personal mail' (entpricht E-Mail) und 'netmail' (entspricht News) unterschieden. Später wurde bei fast allen größeren Mailboxen neben den lokalen Informationen auch ein Zugang zum Internet in Form von News und E-Mail geboten. Außerdem gab es Übergänge (Gateways) zwischen den Netzen.

Die verschiedenen Online-Dienste zeichneten sich durch teilweise sehr unterschiedliche Angebote aus. Die beiden größten in Deutschland waren AOL und T-Online. Sie boten alle ein großes Angebot an Tagesinformationen (Agenturnachrichten, Börseninformationen etc.), Computerinformationen und elektronischen Treffpunkten (Diskussionsforen und Konferenzen). Erst sehr spät kam Microsoft mit seinem 'Microsoft Network' (MSN) hinzu, das beim Launch von Windows 95 noch heftig beworben wurde. Aber inzwischen war der Internetzug unaufhaltsam am Rollen und die Truppe von Bill schaffte es gerade noch mit Hängen und Würgen, aufzuspringen. Heute sind MSN nur noch ein Portal, ALO eher ein Filmproduzent, T-Online wieder in T-Com eingegliedert und Compuserve gänzlich verschwunden.

Im weitesten Sinn gehörte auch das deutsche Bildschirmtext-System (BTX) zu den Mailboxen (aber eben vom Hoheitsträger betrieben). Die Deutsche Bundespost startete einen interaktiven Online-Dienst, der anfangs ein spezielles Btx-Gerät erforderte. Ab dem 15. September 1983 sollten alle Bundesbürger über Zugänge in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München den Dienst nutzen können. Ab Mitte 1985 sollte Btx bundesweit zum Ortstarif erreichbar sein. Bis Ende 1986 werde Btx mehr als 1 Million Teilnehmer haben, verkündete damals die Bundespost zuversichtlich.

Aber auch hier gab es Vorgänger. Bereits im Jahre 1977 wurde ein BTX-Feldversuch auf Basis des britischen Viewdata-Systems gestartet. Die Briten experimentierten damals mit der Technik, Textdaten in der Austastlücke des Fernsehbildes zu versenden. Aus diesen Versuchen entstand der heute noch gebräuchliche Videotext. Der Feldversuch lief in Westberlin und Düsseldorf/Neuss mit rund 6000 Teilnehmern. Das allein kostete von 1977 bis 1988 rund 100 Millionen DM. Das erste BTX krankte an grober Grafik und langsamem Bildschirmaufbau. 1983 folgte dann der oben erwähnte erweiterten CEPT-Standard mit 4096 statt bisher 8 Farben und 340 statt 92 alphanumerische Zeichen. Das neue System zur "Bürgerkommunikation" kostete (neben einer einmaligen Anschlussgebühr von 55 DM) 8 DM Pauschale pro Monat. Pro Btx-Nachricht (heute: E-Mail) kassierte man 30 Pfennig. Anbieter konnten vom Nutzer bis zu 9,99 DM für den Aufruf einer einzigen Btx-Seite verlangen.

1993 wurde BTX Bestandteil des neu geschaffenen Dienstes 'Datex-J'. Die erwarteten Nutzerzahlen nach dem offiziellen Start 1983 wurden allerdings nie erreicht. So sollten es 1986 rund eine Million sein, tatsächlich waren es aber nur 60 000. Die Million wurde erst zehn Jahre später erreicht, nachdem Btx ab 1995 mit dem neuen T-Online-Angebot inklusive E-Mail und Internet-Zugang gekoppelt worden war. BTX verlor zunehmend seine Bedeutung aufgrund der Konkurrenz durch das offene Internet. Am 31. Dezember 2001 wurde der ursprüngliche Btx-Dienst offiziell abgeschaltet und nur noch eine abgespeckte Variante für Online-Banking bis zum 10. Mai 2007 betrieben.

Der Dienst wurde auch in Österreich und der Schweiz angeboten, bei den Franzosen führte man einen ähnlichen Dienst durch die Hintertür ein: Kleine Mintel-Bildschirme wurden kostenlos an Haushalte ausgegeben, wenn man auf papierne Telefonbücher verzichtete. 3,7 Millionen Haushalte akzeptierten bis 1987 das Angebot, eine weitere Million kaufte sich das Gerät.

Mit BTX wurde der Chaos Computerclub (CCC) deutschlandweit berühmt. Mit dem legendären BTX-Hack wurde schon kurz nach dem Start des Systems die erste Sicherheitslücke gefunden. Nachlesen kann man das in einen netten Interview mit dem CCC-Gründer Wau Holland (Bild) bei Heise.

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