Drei Texte:

1. Ein Ausflug - frühmorgens - tdw
2. Glauben - von Andreas Bäcker
3. Glauben - von Klaus Schulz



ein Ausflug , frühmorgens


ein kleines boot
ein paddelboot
das liegt ganz still
ganz ohne not
am ufer
wartet auf das
morgenrot

bei einem gang
zum zwecke
des spazierens
des gedankenbaumel
sich verlierens

komme, seh ich
steig ein ins boot
steig ein ins boot
im morgenrot.

suche umherblickend
's paddel
finde geflissentlich
/hier reimt sich blickend-
oder eher leise nickend/
das gesuchte,
später allerdings s'ver-
fluchte Teil aus Holz

besetze mit der körperfülle
das boot,das leise schaukelt.
lege ab vom ufer
höre auf des
reisens rufer

langsam,schlag um paddelschlag
beschleunigt
erreicht mein 
schaukelding mit hölzern planken
die stromesmitte,beginnt zu schwanken

schneller wird das teil
da unter mir
wird lebendig,springt und schäumt
ach von sowas flott bewegtem
hab doch lang ich schon geträumt

aha der strom,was ich nicht bedacht
der schläft ja nicht,er ist erwacht.
ich schluck,ja,ich lächle noch
alldieweil noch ganz weit vorne
ein allerliebster Wasserfall
die Nackenhaare aufstellt
mit wassernebel und etwas dunst
mich fragt "ach mut verhunzt?"

"nein,du wassernasser Fall 
der Fährnis,ich sehe,doch ich 
fürchte nicht
dein donnernd tosend
angesicht"

klammheimlich versuch ich
wegzupaddeln,sorgenvoll und 
heftig rudernd
leider macht das boot nicht mit
lieber ist's dem hölzern ding
mutig der gefahr zu trotzen.

"himmel hilf" ich versuch zu beten
leider hat der andre sachen
die wichtig sind,grad jetzt zu machen

"verdammt nochmal" ich versuch's
mit fluchen,viel zeit bleibt nicht
den weg zu suchen
der mir jetzt nach draussen hilft

das jenes noch viel weniger
zum erfolg verhilft
für mein bemüh'n
ist jedem der in dieser
lage schaukelnd stromgeschnell
umtost verweilt
unsagbar einfach nachzufühlen.

jetzt noch lange nachzugrübeln
gar den seitensprung der phantasie zu wagen
nutzt mir wirklich nichts,nicht jetzt
ist's sinnvoll,mich nach innen wenden.

also klammre ich mich an den rand
des kahn's ,verstau das ruder,jetzt ganz
nutzlos,sicher gegen's wegverschwinden
wenn wir senkrecht runtersausend
Wasser hier und wasser da
wasser,Lärm,ein endlos brüllen
mitten drin im Wasserfall
drunten unser end erwarten.

Pardauz.
Jetzt sind wir aufgeschlagen,
abgetaucht und nassgeworden
kaputtgeschlagen?
nein, nicht im geringsten
haben wir,mein paddelboot und ich
irgendwelche Not gelitten.

nur die hose und der frack
ist dummerweise feucht und klamm
und das paddelboot
scheint schlecht zu schwimmen
weil da viel zu vieles wasser
an dem falschen ort verharrt.

hat das beten doch geholfen?
fragend staunend seh ich nach
hinten,seh die höhe seh die massen
die da hinter mir
herunterstürzen sich die Klippe

na gut,ich denke jetzt pragmatisch,
zieh den linken schuh von fuss
schöpfe langsam und gelassen
das feuchte überflüssig geworden
nass dahin wo's herkam

selbst die morgenrot, noch kühle Sonne
hat ein einseh'n
leuchtet mir ganz kleinem licht
denkt wohl "na du nasser?
ob dich nocheinmal der Hafer sticht?"

nein ich bin jetzt nicht beleidigt,
hab die paddelfahrt genossen,
wäre jeder meiner gänge
zum zwecke des spazierenbaumelns
derart spannend unvollkommen
nie mehr wär ich
von anfang an so voreingenommen.

das einzig was mir wirklich peinlich
ist im grund die hose nur
"ach was solls,das teil das
trocknet wenn ichs an den ofen häng"

mit nassen Haaren,nassen Hosen
nass der frack und auch die schuhe
quietsch ich unharmonisch tönend
ab nach hause,und da 
da hab ich ruhe.

:.-)
tdw
--30.11.1996--


Glauben

von Andreas Bäcker


Der letzte Christ ist tot
Der letzte Moslem auch
Blut färbt die Moscheen rot
Rauch steigt aus den Kirchen auf

Auch der Ganges Leichen führt
An des heilig Wassers statt
Zeus aus dem Olymp sich stürzt
Atlas keine Kraft mehr hat

So tolerant der Glaube war
Daß tolerant wir starben
Den toleranten Bruder gar
Ganz tolerant erschlagen




Glauben?

von Klaus Schulz


Glauben ist Hoffnung.
Hoffnung?
Hoffnung ist Enttäuschung.
Enttäuscht möchte ich nicht werden.
Also nicht Glauben?
Also nicht glauben!