Zwei Texte:

Der Mann - von Peter Leicht
Ehrlichkeit - oder die Niederlage - von Dirk Sprinke




Der Mann

Er geht gebeugt, sehr weit nach vorn
Die Hände tief vergraben
Die Stirn gezeichnet tief von Zorn
Die Finger voller Narben
Das Haar, es fällt in wirren Strähnen
Ganz wild um sein ergrautes Haupt
Gedanken, laßt es mich erwähnen
Sie scheinen schon ziemlich verstaubt
Den Blick hält er gesenkt zur Erde
Ganz fest verschlossen ist der Mund
Daßer niemals geöffnet werde
Er ist schon vier Jahrzehnte stumm
Was seine Augen Dir erzählen
Von Grausamkeit, von Blut und Tod
Aus unserm "Heut"das Beste wählen
Und niemals wieder "diese Not".

Peter Leicht





Ehrlichkeit - oder die Niederlage

von Dirk Sprinke


Meine Hand greift zu den Salzstangen,

du nimmst dein Gewehr.

Ich lache über Jays Witze,

während du, mein Freund, dich verschanzst.

Ich gähne -

neben dir fließt das Blut eines getroffenen Kindes.

Ich gehe zum Eisschrank, brauche einen Drink -

du rennst zu der zerschossenen Frau, sie hatte ein Stück Brot.

Langeweile macht sich breit, müde lehne ich mich an den Busen -

während humpelnde Krüppel dir auf die Schulter klopfen.

Es kommt ein Thriller; so sehe ich dem Tod ins Gesicht -

aber du siehst ihm ins Auge.

Dann sinke ich langsam in den Schlaf,

während du in dieser Nacht noch fällst -


um für mich am Morgen Mitglied einer Zahl von Toten auf einer Zeitungsseite zu sein, die ich aufgrund von Alltäglichkeit ohne zu Zögern überschlage und mit Schrecken das Ergebnis des Fußballspiels meiner Mannschaft sehe und mich leise ärgere über diese Niederlage - dieses Unglück.

Dirk Sprinke