Telefon und ISDN


Prof. Jürgen Plate

3 ISDN-Anschluß

3.1 ISDN-Anschlußtechnik

Wie schon erwähnt, ist die S0-Schnitstelle im Gegensatz zur analogen Telefon-Anschlußdosenanlage ein Vierleiter-Bus, d. h. alle Geräte werden parallel angeschlossen. Die Anschlußdosen sind also nicht wie beim analogen Telefon hintereinander, sondern parallel geschaltet. Im Verlauf der Installation oder bei einer Nachinstallation dürfen keinesfalls Adern vertauscht werden. Was beim analogen Telefon noch ging, führt bei der ISDN-Installation zum Ausfall. Damit durch Leitungsreflexionen keine Störungen entstehen, enthält die jeweils letzte Station des Busses zwei Abschlußwiderstände. Auch das Steckersystem sieht anders aus; es handelt sich um Western-Stecker und -Buchse, genauer RJ-45-Stecker und -Dose.

ISDN-Dosen

Die Dosen gibt es sowohl als Auf- als auch als Unter-Putz-Version. Auch da gibt es jeweils zwei Ausführungen, die "normale" Einfachdose oder eine Zweifachdose mit parallelgeschalteten Kontakten für das Anschalten zweier Endgeräte.
Es können nahezu alle achtpoligen Westernsteckdosen (UAE 8 mit RJ45-Buchse) für die Installation eingesetzt werden. Der Installateur muss jedoch bei seinem die Unterschiede in der jeweiligen Beschaltung beachten. Die regulären ISDN-Anschlussdosen (IAE) werden mit den Bezeichnungen der Signaladern beschriftet und haben lediglich vier Klemmen. Anders sieht dies aus, wenn man sich die interne Beschaltung einer achtpoligen Western-Dose (UAE) betrachtet. Im Prinzip eignen sich alle achtpoligen Western-Anschlussdosen für die Verwendung als ISDN-Anschluss; also auch Modelle, die für Computernetzwerke eingesetzt werden.
Die IAE-Dose heißt bei der Telekom "IAE 8 (4)" = "ISDN-Anschluß-Einheit" mit acht Kontakten, von denen vier belegt sind. Die folgenden Bilder zeigen den Anschluß des Vierleiterbusses an IAE-Dosen.
Die Anschlußklemmen werden aus der Sicht des NTBA folgendermaßen belegt:

1a Sendeader (NT-Klemme a1)
1b Sendeader (NT-Klemme b1)
2a Empfangsader (NT-Klemme a2)
2b Empfangsader (NT-Klemme b2)

   

Anschluß der IAE-Dosen

Neben der IAE-Dose wird auch noch die oben erwähnte UAE-Dose (UAE="Universal-Anschluß-Einheit") für digitale und analoge Wählanschlüsse sowie Netzwerke verwendet. Durch Einsatz von kleinen Kunststoffklötzchen, sogenannten Anpassungselementen, kann die UAE auch 6polige Westernstecker aufnehmen. Die Beschaltung der UAE ist jedoch anders. Beachtet man die Belegung der Anschlußklemmen, kann auch die UAE für ISDN verwendet werden. Das folgende Bild zeigt die unterschiedliche Belegung beider Dosen.

Beschaltung von IAE und UAE

Die wichtigsten für die Hausinstallation verwendbaren Dosen sind:

Am NTBA befinden sich in der Regel zwei Anschlußmöglichkeiten für den S0-Bus: zwei nebeneinander liegende RJ-45-Buchsen und vier Klemmen, die mit "1a", "1b", "2a" und "2b" beschriftet sind. Daneben besitzt der NTBA ein fest angespritztes Netzkabel und zwei Klemmen, über welche die Verbindung zur UK0-Schnittstelle hergestellt wird. Diese Leitung wird beim Anschluß des NTBA vom Telekom-Beauftragten meist an die Anschlüsse des bisherigen analogen Telefons geklemmt. Ist schon eine TAE-Dose vorhanden, geht es sogar ohne Telekom. Der ISDN-Kunde erhält einen NTBA mit angeschlossenem Adapterkabel, das in einem TAE-F-Stecker endet, der dann zum Umschaltzeitpunkt nur in die TAE-Dose gesteckt wird. Der Stecker ist so geformt, daß bei einer dreifach-TAE-Dose auch die N-codierten Nachbarbuchsen blockiert sind. Die Montage des NTBA erfolgt in der Regel nahe bei der ersten TAE-Dose (Netzabschluß der Telekom). Alle Nachfolgedosen sollten abgeklemmt werden, ebenso eventuell vorhandene Faxweichen oder Rufeinrichtungen.

Anschluß des NTBA

Beauftragt man einen ISDN-Anschluß und gibt dabei an, man möchte seinen NTBA selbst montieren, dann bekommt man ein kleines Paket geschickt, das folgende Teile enthält:

1NTBA
2Montageanleitung und Bohrschablone
3Dübel und Schrauben
4Verbindungskabel zur Telefondose
5Netzkabel des NTBA. (Das wird in aller Regel nicht gebraucht.)

Nun müssen Sie zunächst einmal zwei Löcher bohren, um die zwei Dübel und Schrauben an der Wand anzubringen. Achten Sie dabei darauf, daß das mitgelieferte Anschlußkabel für die Telefondose meist recht kurz ist (ca. 1 Meter). Allzuweit von der Dose kommt man also nicht weg. Beim Bohren hilft die Bohrschablone, die sich in den Unterlagen zum NTBA befindet. Ein Kontrolle mit der Wasserwaage kann beim Ausrichten auch nicht schaden. Sind die Löcher (6mm) gebohrt und die Dübel eingesteckt, dann können die Schrauben eingedreht werden, bis sie nur noch circa 3 Milimeter aus der Wand stehen. Nun wird der NTBA einfach vorsichtig von oben auf die Schraubenköpfe abgesenkt und die Halterungen auf seiner Rückseite rasten an den Schrauben ein.

Das Netzkabel des NTBA muß in den meisten Fällen nicht verwendet werden. Es dient lediglich dazu, Geräte am ISDN-Bus zu versorgen, die keine eigene Stromquelle haben. Da man Telefone in aller Regel aber über Telefonanlagen anschließt, die eigene Netzteile haben, ist diese Zusatzversorgung unnötig; im Gegenteil: Sie frißt unnötig Strom.

Kabel ziehen und Dosen verdrahten

In aller Regel möchte man nicht nur Telefone in unmittelbarer Nähe des NTBA nutzen, sondern zum Beispiel auch das Arbeits- oder Kinderzimmer mit Telefon und ISDN-Rechner-Anschluß versorgen. Dazu kommt man um das "Strippenziehen" nicht herum.

Um Leitungsreflexionen zu dämpfen, werden beim S0-Bus an beiden Enden 100-Ohm-Abschluß-Widerstände angebracht. Je ein Widerstand verbindet die Anschlüsse 1a - 1b und 2a - 2b. Im NTBA sind diese Widerstände bereits vorhanden. Das andere Widerstandspaar befindet sich in der ersten und einzigen IAE-Dose, die bei der Installation des Anschlusses gesetzt wird. Hierzu sind im Handel entweder spezielle ISDN-Anschlußdosen erhältlich, die bereits die richtigen Widerstände enthalten, die nur noch eingeschaltet werden müssen oder es können gekapselte Widerstände zum Einbau in ISDN-Anschlussdosen verwendet werden. In beiden Fällen handelt es sich um einfache Kohleschicht-Widerstände mit einem Toleranzbereich von fünf Prozent. Wenn Sie die Anlage um weitere Dosen erweitern, müssen unbedingt die Abschlußwiderstände aus dieser Dose entfernt (bzw. abgeschaltet) und in die letzte Dose eingesetzt/eingeschaltet werden.

Der NTBA kann aber auch in der Mitte des Systems eingeschleift werden. Die Widerstände im NTBA werden abgeschaltet und es müssen in diesem Fall jedoch an beiden End-IAE-Dosen Abschlußwiderstände eingebaut werden.

Anschlußschema der Dosen und Abschlußwiderstände
NTBA entweder auf einer Seite oder zwischen den Enddosen angeschlossen

Im folgenden Bild wird die Anschlußplatte eines typischen NTBA gezeigt. Man sieht rechts die beiden RJ-45-Buchsen zum direkten Anschluß eines ISDN-Gerätes und links die UK0_Buchse. Darüber befinden sich die Klemmen für die beiden Busse - zum direkten Anschluß an ein Kabels.

Anschlußklemmen und DIP-Schalter des NTBA. Der Schalter wird weiter unten erläutert.

Das folgende Foto zeigt einen typischen NTBA nit den oben erläterten Komponenten.

1Klemmleiste für den S0-Bus
2DIP-Schalter zur Konfiguration des NTBAs
32 S0-Buchsen
4Netzanschluß des NTBA (Wird in aller Regel nicht benötigt.)
5Buchse für das Kabel zur Telefondose
6Klemme zur Zugentlastung

Rechts über den S0-Buchsen befindet sich der DIP-Schalter S1, mit dem die Buseigenschaften eingestellt werden können. Die folgende Grafik zeigt, welche Einstellmöglichkeiten geboten werden.

Einstellmöglichkeiten der DIP-Schalter des NTBA.

Je nach Hersteller und Bauart kann die Schalterbelegung von der gezeigten abweichen. Es sind auf jeden Fall die dem NTBA beiliegenden Unterlagen zu beachten.

Die Zuordnung der Stecker und Buchsenbelegung bei den verschiedenen Anschlußmitteln bei ISDN und analogen TK-Anschlüssen zeigt zusammenfassend die folgende Tabelle.

SteckerBuchseBelegung
4polig6polig8polig8poligISDNanalog
Stift-
nummer
Stift-
nummer
Stift-
nummer
Kontakt-
feder
 S0   UP0 Deutsche
Telekom
internat.
Norm
  11    
 122    
1233a2 bE
2344a1aEa
3455b1bWb
4566b2 aW
 677    
  88    

3.2 Kommunikationskabel

Hinsichtlich der Kabelauswahl gehe ich auf hauptsächlich im Innenbereich zur Anschaltung von Endgeräten und Kleinstanlagen üblicherweise verwendeten Kabel ein. Generell werden höhere Ansprüche als bei analogen Telefonverkabelungen gestellt. Es gilt:

ISDN kommt, mit relativ bescheidenem Installationsmaterial aus. So genügen in den meisten Fällen einfache ungeschirmte Installationskabel vom Typ J-YY- ... x 2 x 0,6. Nur bei einer überdurchschnittlich hohen elektromagnetischen Störeinwirkung empfiehlt sich das etwas teurere geschirmte Kabel vom Typ J-2Y (St)Y 2x2x0,6 St II Bd verwendet (Installationskabel mit PE-Mantel, statischer Schirm aus Metallfolie oder kunsstoffkaschierter Metallfolie, Adernisolation mit PVC, 2 Doppeladern mit 0.6 mm Aderndurchmesser, Sternvierer ohne Phantomausnutzung bündelverseilt). Wie bei allen Telekommunikationskabeln wird nicht der Querschnitt, sondern der Aderndurchmesser angegeben. Mit diesem Kabel können Buslängen bis maximal 150 m erreicht werden. Bei Verwendung dieses Kabels kann man sich auch an den Farben der Adern oder bei anderen Kabeln an der Kennzeichnung der Adern mit schwarzen Ringen orientieren:

S0-Klemmen-
bezeichnung
IAE-Klemmen-
bezeichnung
AderfarbeRing-Markierung
a1 1a rot grün ohne Ring
b1 1b schwarz gelb Einfachring
a2 2a weiß rot Doppelring, 34 mm Abst.
b2 2b gelb blau Doppelring, 17 mm Abst.

Zur Vermeidung von Nebensprechen verwendet man die Sternvierer-Verseilung. Während einfaches Installationskabel für die Installation eines ISDN-S0-Busses bereits in Baumärkten zu finden ist, werden mehrpaarige Kabel oftmals nur paarweise verseilt angeboten. In der Regel führt die Verwendung dieses Kabels nicht zwangsläufig zu Störungen, jedoch wird auf einen positiven Effekt des Sternvierers verzichtet: Dieser Aufbau wirkt wie eine nahezu abgeglichene kapazitive Brückenschaltung und neutralisiert somit das Nebensprechen innerhalb eines Stranges. Insbesondere bei läneren Kabeln erhöht diese Struktur die Reichweite.

Es gibt neben dem Bus mit diversen angeschlossenen IAE-Dosen noch eine zweite Verlegevariante. Hier wird ein Kabel zwischen NTBA und einer Endstelle, z. B. ISDN-Anlage als Punkt-zu-Punkt-Verbindung verlegt. Mit geeigneten Kabeln lassen sich hier Entfernungen bis 1000 m überbrücken. Dann dürfen die Endgeräte aber maximal 30 m vom Ende entfernt sein.
KabeltypInstallationslänge
J-2Y(St)Y 2x2x0,6 St II Bd900 m
J-2Y(St)Y >10x2x0,6 St II Bd1000 m
J-02YSH3... 10x2x0,6 St II Bd1000 m
J-Y(St)Y 2x2x0,6600 m
J-Y(St)Y >10x2x0,6700 m

3.3 Installation und Test

Da es sich um Kommunikationsleitungen handelt ist bei der Verkabelung für entsprechende Trennung von Starkstromkabeln zu achten. Bei der Montage der Dosen ist zu beachten, daß die vier Kabeladern einer Busleitung immer auf gleiche Länge abzuschneiden sind und daß die Verseilung beibehalten wird. Für Aufputzdosen muß man ca. 10 cm, für Unterputzdosen ca. 15 cm Anschlußlänge berücksichtigen. Die Abmantelung sollte 10 cm nicht überschreiten.

Bei der Installation von TK-Anlagen sind noch einige Besonderheiten zu beachten. Für die Stromversorgung von NTBA und TK-Anlage sollte ein eigener Kreis zur Verfügung stehen, insbesondere bei Büros oder Werkstätten, damit ein eventueller Kurzschluß nicht zum Telefonausfall führt. Sollte die Anlage übergangsweise nur analoge Endgeräte angeschlossen haben, sollte man die Verkabelung auf der analogen Seite trotzdem nicht zweipolig, sondern gleich vierpolig ausführen. Dann ist der spätere Umstieg auf ISDN-Geräte wesentlich preiswerter und einfacher, da nur neue Dosen gesetzt werden müssen.

Verkabelung der Dosen und Abschlußwiderstände

Es ist zweckmäßig, zunächst alle IAE-Dosen zu verkabeln und die Installation mit einfachen Mitteln zu testen, bevor der Anschluß an den NTBA erfolgt. Dazu genügen Durchgangsprüfer oder Multimeter, mit denen sich die häufigsten Fehler finden lassen. Eine schnelle Hilfe sind auch die passiven ISDN-Tester mit Leuchtdioden, die es beim T-Punkt oder beim Elektronikfachhandel gibt, und mit denen man Polarität sowie Adernbruch testen kann. Die häufigsten Fehlerquellen bei der Installation sind:

Angeschlossene Dose mit Abschlußwiderständen

Nach der Verkabelung kann man zum Test und zur Konfiguration folgendermaßen vorgehen:

Je nach Geräteanzahl, Konfiguration, Speisung, etc. kann es vorkommen, daß auch ein falsch oder nicht abgeschlossener ISDN-Bus zunächst funktioniert. Der Fehler tritt in dem Fall oft erst dann auf, wenn sich die Konfiguration ändert. Ist bis dahin alles getestet, bleibt nur noch die Frage, ob mehrere Geräte (maximal acht) gleichzeitig am ISDN-Bus funktionieren. Arbeiten zum Beispiel zwei Geräte für sich alleine korrekt, aber nicht, wenn sie zusammen an einem Bussystem angeschlossen sind, dann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Adernpaar auf dem Weg zwischen dem ersten und dem zweiten Gerät vertauscht (zum Beispiel in der Anschlußdose des ersten oder zweiten Geräts). Dieser Fehler zeigt sich oft erst, wenn das zweite Gerät benutzt wird.

Hat man die Installation nicht selbst durchgeführt, kann sich die Fehlersuche ausweiten. Im Zuge einer ersten Sichtprüfung sollten Anzahl und Positionen der Anschlussdosen sowie der Standort des NTBA ermittelt und die ungefähre Leitungslänge abgeschätzt werden. Zu achten ist auf zu lange Leitungswege, zu viele Anschlussdosen oder unzulässige "Stern-Installationen", die - bedingt durch Signallaufzeiten - zu Funktionsproblemen führen können. Interessant ist auch die Anzahl der ISDN-Endgeräte. Zulässig sind maximal vier Telefone beziehungsweise vom Bus gespeiste Endgeräte. Werden mehr Geräte angeschlossen, kann dies zur Überlastung der Busspeisung (maximal 4 W) führen. Werden mehr als acht Endgeräte an den Bus angeschlossen, sind Probleme bei der Vergabe des TEI-Wertes durch die Vermittlungsstelle denkbar. Ohne einen TEI-Wert kann das Endgerät aber nicht an der D-Kanal-Kommunikation teilnehmen und damit auch keine Basiskanal-Verbindung herstellen.

Ein Blick auf den NTBA gehört zu den ersten Aufgaben des Technikers vor Ort: Leuchtet die Kontrolllampe, So arbeitet der ISDN-Anschluss im Normalbetrieb. Ist sie erloschen, läuft der Anschluss dagegen bestenfalls im Notbetrieb. Funktioniert ein notspeisefähiges Telefon, handelt es sich bei der Störung um einen lokalen Stromausfall.

Ist nach der ersten Sichtprüfung kein Fehler erkennbar, müssen möglicherweise die Anschlußdosen geöffnet werden, sofern kein spezielles Prüfgerät eingesetzt wird. Der erste Blick gilt der letzten (NTBA stellt ein Ende dar) oder der ersten und letzten Anschlußdose (NTBA in der Mitte). Dort sollten jeweils zwei Abschlusswiderstände zu finden sein, deren falscher Einbau zu Überlastungen der Busspeisung führen kann. Weiterem Aufschluß können Spannungsmessungen bringen, wobei außer dem NTBA alle Endgeräte vor der Messung vom Bus getrennt werden. Dabei dürfen zwischen den Adern eines Stranges (1a - 1b und 2a - 2b) keine Gleichspannungen messbar sein. Die zu messende Gleichspannung zwischen Adern verschiedener Stränge muß sich im Bereich von 40 V Plus fünf Prozent bis minus 15 Prozent bewegen.

Speisespannungsmessung zum teilweisen Erkennen von Verschaltungsfehlern

Um sicherzustellen, daß die Adern eines Stranges nicht vertauscht sind, klemmt man eine Ader des Stranges ab. Damit lässt sich prüfen, ob die Spannungspotenziale nach wie vor an den richtigen Klemmen der einzelnen Dosen gemessen werden. Wird in einer Anschlußdose erkannt, daß das Testpotenzial an einer anderen Klemme gemessen wird oder sind Polaritätsänderungen erkennbar, sind die Adern vertauscht. Wenn der Bus völlig unbeschaltet ist - dies schließt eine Trennung vom NTBA ein - kommt man unerwünschten zusätzlichen Abschlusswiderständen und Kurzschlüssen mit Widerstandsmessungen auf die Spur. Werden die Abschlusswiderstände versehentlich zwischen Adern verschiedener Stränge geschaltet, kommt es zur Überlastung der Busspeisung. Abschlusswiderstände gehören ausschließlich in die jeweils letzten Dosen des Busses.

Überlastung des Busses durch falsche Beschaltung

Spannungs- und Widerstandsmessungen mit dem Multimeter sind oft zu zeitintensiv und für schnelle Installationsprüfungen in Anbetracht der Kosten nicht immer sinnvoll. Neben einer äußerlichen Sichtprüfung können die Spannungspotenziale auf den Adern - die Voraussetzung ist natürlich ein gespeistes System - mit einem einfachen Schnelltester durchgeführt werden. Solche Tester werden auch - abgeleitet vom Pendant aus der Starkstromtechnik - als "ISDN-Phasenprüfer" bezeichnet. Diese Teststecker ermitteln die Spannungspotenziale und werten Polatitäten aus. Sie geben aber keinen Aufschluß über die wirkliche Höhe der Spannung am Bus. In einem ersten Testdurchlauf wird der allgemeine Speisezustand an allen Dosen geprüft. Im zweiten Durchgang wird eine Ader aufgetrennt, um Vertauschungen sichtbar zu machen. Natürlich müssen alle Geräte vorher abgesteckt und gegebenenfalls sogar die Abschlußwiderstände abgeklemmt werden.

Widerstandsmessungen werden am ungespeisten Anschluß (Trennung der Installation vom NTBA durchgeführt. Da ein Abschlußwiderstand mit 100 Ohm (5% Toleranz) vorgesehen ist, kann anhand markanter Werte ein Fehler gefunden werden, z. B.:

S0-Bus-Tester

Der Tester zeigt optisch die Korrektheit der Anschlüsse der einzelnen Adern des S0-Busses in der Anschlussdose an. Dazu wird die Phantomspeisung zwischen den Aderpaaren a1/b1 und a2/b2 genutzt, die normalerweise dazu dient, passive Geräte am S0-Bus mit Strom zu versorgen. Dabei stellt das erste Adernpaar (a1/b1) das negative Potential und das zweite Adernpaar (a2/b2) das positive Potential dar. Bitte beachten: Die Polarität wird vertauscht, wenn der NTBA vom Stromnetz getrennt wird. Er muß also zum Testen ans Netz angeschlossen sein.

Zur Anzeige werden Leuchtdioden (LEDs) verwendet, da diese nur leuchten, wenn Strom in Durchlassrichtung fliesst. Die LEDs werden so an die Adern des S0-Busses geschaltet, daß sie anzeigen, ob an dem jeweiligen Pin auch die richtige Ader angeschlossen wurde. Dazu verbindet man bei den Adern a2/b2 die Kathode einer Leuchtdiode mit den jeweiligen Pins (3 und 6) und bei den Adern a1/b1 jeweils die Anode mit den Pins 4 bzw. 5. Antiparallel dazu wird eine andersfarbige Leuchtdiode angeschlossen, die dann eine falsche Installation anzeigt. Wenn bei einem Test keine der beiden LEDs leuchtet, hat die entsprechende Ader keinen Kontakt zum Pin der Dose. Sie können anstatt zweier verschiedenfarbiger LEDs auch eine zweifarbige LED (Duo-LED) verwenden.

Die LEDs und Vorwiderstände werden auf einer Lochrasterplatine aufgebaut und mittels eines kurzen Kabels mit dem RJ45-Stecker verbunden. Zusätzlich kann man noch Abschlußwiderstände auf der Platine unterbringen, die jedoch abschaltbar sein müssen.

Schaltung des S0-Testers

Beim Prüfen einer korrekt angeschlossenen Anschlussdose an einen S0-Bus leuchten alle vier grünen LEDs (oder bei Benutzung von Duo-LEDs alle LEDs grün). Der NTBA ist amStromnetz angeschlossenen!

S0-Dose im Normalbetrieb

Ist der NTBA nicht am Stromnetz angeschlossen, kehrt sich die Phantomspeisung um, es also leuchten somit alle roten LEDs. Dasselbe Bild ergibt sich bei angeschlossenem NTBA, wenn a2,a1 und b2,b1 vertauscht sind.

S0-Dose im Notbetrieb oder a2,a1 und b2,b1 vertauscht

Sind zwei Adern beim Anschluß der Dose vertauscht worden, leuchten bei diesen beiden Adern die roten LEDs. Zur Fehlerbeseitigung müssen in der Anschlußdose also nur diese beiden Adern vertauscht werden.

Beispiel: a2,a1 vertauscht

Je nach Beschaltung ergeben sich diverse andere Fehlerbilder.

Weitergehende Fehler lassen sich nur mit speziellen S0-Bus-Prüfgeräten oder Installations-Prüfgeräten lokalisieren. So können Übersprechen, HF-Einstrahlungen oder Einkopplung von Fremdspannungen in die Leitungen des S0-Busses dessen Funktion stören. Oder Stoßstellen an den Leitungen führen zu Reflexionen oder Asymmetrien. Manche Fehler sind nur im Betrieb mit einem Gerät zur Messung der Bitfehlerrate aufzuspüren. Schließlich können Störungen auch auf der Telekom-Seite (UK0) auftreten.

Die folgende Tabelle faßt die häfigsten Installations-Störungen zusammen:

Störung Mögliche Folgen
Kurzschluss zwischen zwei Adern eines Stranges Vollstörung, keine Verbindung möglich
Kurzschluss zwischen zwei Adern verschiedener Stränge Vollstörung, keine Verbindung möglich, Busspeisung wird überlastet
Vertauschung im Strang 1 (NT-Sendeadern) Keine Störung, Endgeräte sollten dies erkennen und fehlerfrei arbeiten.
Vertauschungen im Strang 2 (NT-Empfangsadern) Sporadische Störung; wenn kein Endgerät hinter dem Fehlerort angeschlossen wird, kann der Anschluss durchaus funktionieren. Beim Anschluss eines Endgeräts im gestörten Bereich ist der Anschluss voll gestört.
Vertauschung von Sende- und Empfangsadern Bei unbeschalteter gestörter Anschlussdose womöglich keine Störung. Vollstörung beim Anschluss eines Endgeräts im defekten Bereich.
Fehler beim Anschluss der Abschlusswiderstände (Schaltung zwischen Strang 1 und 2) Überlastung der Busspeisung mit 32 W, In der Regel schaltet das NT die Speisung ab, dennochVorsicht! Widerstände können sehr heiß werden, Brandgefahr.
Kein Abschlusswiderstand vorhanden Insbesondere bei kurzen Installationen: Meist keine Störung. Bei langen Leitungswegen infolge hoher Signaldämfungen erhöhte Bitfehlerraten messbar.
Unterbrechung einer Ader Aus der Sicht des NTBA für Endgeräte nach der Unterbrechung: Vollstörung, davor: keine Störung.
Wackelkontakt in der Anschlussdose oder im Stecker (auch im Endgerät) Qualitativ schlechtere Kommunikation (Knacken, Aussetzer) bis hin zur Vollstörung im betreffenden Bereich. Erkennbar durch Bitfehlerratenmessung.
Speise-Polaritäten sind vertauscht Anschluss arbeitet im Notbetrieb: Nur notspeisefähige Endgeräte oder Endgeräte mit eigener Speisung arbeiten. Es fehlt die lokale Stromversorgung am NTBA.
Anschluss ist ungespeist, keine weiteren Fehler Nur Endgeräte mit eigener Speisung arbeiten
Zu hohe Speisespannungswerte Eventuell Störeinkopplung (induktiv, kapazitiv oder direkt) in die Installation. Mögliche Störquellen: Endgeräte und NTBA.
50 Hz-Wechselspannung ist messbar Störeinkopplung durch Endgeräte oder Fehler im NTBA, Vorsicht bei 230 V bestehen gesundheitliche Risiken! Es besteht weiterhin das Risiko einer Beschädigung der Endgeräte sowie von Baugruppen in der Vermittlungs- und Übertragungstechnik.
Sterninstallation mit Überlänge (> 10 m) Bei unbeschaltetem Strang: keine Störung, Bei Beschaltung des unzulässigen Stranges kann eine Vollstörung auftreten.
Abweichungen von der Sternviererbeschaltung, Verwendung falschen Installationsmaterials, überlange Businstallation Erhöhte Bitfehlerrate bis hin zur Vollstörung möglich.

3.4 Geräte konfigurieren

Da alle am S0-Bus angeschlossenen Geräte Zugriff auf dieselben Informationen haben, können Sie nicht mehr über den bloßen Anschluß eines Kabels entscheiden, welches Gerät welche Nummer haben soll. Statt dessen wird die Durchwahl des Gerätes von diesem selbst bestimmt. Das Telefon "kennt" seine eigene Durchwahl und kann so gezielt reagieren, wenn der Bus einen Anruf für diese Nummer signalisiert. Aus diesem Grund sollten Sie darauf achten, welchen Geräten Sie welche MSNs (Multiple Subscriber Numbers, die zugeteilten Telefonnummern) zuweisen. Sie können aber auch mehreren Telefonen die gleiche MSN zuweisen. Beim Anruf klingeln dann alle und das Gespräch kann an jedem Apparat entgegengenommen werden.

Sogar ein "Weitervermitteln" ist möglich. Dazu parken Sie das Gespräch und legen auf. An einem anderen Apparat kann man das Gespräch dann wieder aufnehmen. Eigentlich nutzen Sie dabei die Funktion "Umstecken am Bus", die es erlaubt, die Verbindung zu halten, während man das Telefon von einer auf die andere IAE-Dose umsteckt.

Ebenso ist es erlaubt, zwei verschiedenen ISDN-Geräten die gleiche MSN zu geben. Beispielsweise können ISDN-Telefon und PC-ISDN-Karte durchaus die gleiche Nummer haben, da ISDN nicht nur zwischen Nummern, sondern auch zwischen Diensten (Sprache, Fax, Daten) unterscheidet. Das kann aber auch zu Problemen führen, wenn z. B. auf der einen Seite ein analoges Faxgerät (angeschlossen über einen Terminaladapter oder eine Telefonanalage) als Sprachgerät konfiguriert ist und beim anderen ISDN-Kunden als Faxgerät. In solchen Fällen hilft eine Konfiguration als Kombigerät. Dann geht das Fax in jedem Fall dran.

Viele ISDN-Telefonanlagen lassen sich von jedem Telefon aus konfigurieren, erlauben aber auch die Konfigurationsmöglichkeiten auf ein Telefon zu beschränken. Dies ist nicht nur aus Gründen der Sicherheit empfehlenswert. Die meisten Anlagen lassen sich sowohl von internen als auch von externen Geräten (remote) konfigurieren. Normalerweise fordern TK-Anlagen dann ein Paßwort. Solange Sie dieses Paßwort nicht ändern, kann nahezu jeder die Anlage umkonfigurieren. Versierte Telefonhacker sind dabei durchaus in der Lage, erweiterte Funktionen (z. B. Raumüberwachung) zu nutzen.

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