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http://www.glossar.de/glossar/z_loveletter.htm
Ein als Liebesbrief getarnter Massen-Virus namens "Loveletter" überschwemmte
am 4. Mai 2000 die Mailserver zahlreicher Großunternehmen wie Verlage und Banken sowie
Behörden und Regierungen und legte sie zeitweilig lahm, so daß teilweise die Computer
heruntergefahren werden mußten. Nach Schätzungen von Experten wurden weltweit etwa 45
Millionen Computer infiziert.
Der Virus steckte in dem Attachment der
E-Mail mit dem Betreff "I LOVE YOU". Der Leser wurde mit dem Text "Kindly
check the attached Loveletter coming from me" (Schau doch bitte in den mitgeschickten
Liebesbrief von mir) aufgefordert, das Attachment zu öffnen, womit ein Programm aktiviert
wurde, das von selbst das Adressbuch des Empfängers durchstöberte und sich dann
ungefragt an die dort enthaltenen Adressen weiterschickt. Dabei wurde der Namen des
Geschädigten als Absender verwendet. Außerdem versuchte es, sich von einem
philippinischen Server Dateien herunterzuladen.
Facts, Tipps und Hilfen
Laut Symantec manipuliert der
Virus zudem die Registry und legt einige Dateien ab:
- im Windows Verzeichnis: Win32DLL.vbs
- im WindowsSystem Verzeichnis: MSKernel32.vbs und LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT.vbs
- im Internet Download Verzeichnis: WinFAT32.EXE und WIN-BUGSFIX.EXE
- Dateien folgenden Typs werden infiziert: vbs, vbe, js, jse, css, wsh, sct, hta, u.a.
- Und es legt eine Datei 'script.ini' an, damit es sich via mIRC verbreiten kann.
Um den Loveletter-Virus wieder loszuwerden, sollte der betroffene Anwender zunächst
alle ca. 10 Kilobyte großen Dateien mit der Endung *.vbs löschen. Danach ist die Datei
"WIN-BUGSFIX.EXE" an der Reihe, die - sofern vorhanden - ebenfalls gelöscht
werden muß. Mit dem Editor "regedit" (Startmenü / Ausführen / Regedit)
müssen dann folgende Registry-Einträge gelöscht werden:
- HKEY_LOCAL_MACHINE Software Microsoft Windows CurrentVersion Run MSKernel32
- HKEY_LOCAL_MACHINE Software Microsoft Windows CurrentVersion RunServices Win32DLL
- HKEY_LOCAL_MACHINE Software Microsoft Windows CurrentVersion Run WIN-BUGSFIX
Außerdem ist der folgende Eintrag uf "about:blank" zusetzen:
- "HKEY_CURRENT_USER Software Microsoft Internet Explorer MainStartPage
AUSSERDEM: Download eines "Love Letter Virus Killers": www.cm4all.com |
In vielen Unternehmen traten die Angestellten mit dem Lesen der E-Mails
eine Lawine los, der die Techniker kaum gewachsen waren. In Sekundenschnelle waren die
Netzwerke verstopft, zahllose E-Mails liefen in den Postfächern auf. Wer arbeiten wollte,
wurde ständig vom Hinweis unterbrochen "Sie haben eine neue Nachricht erhalten.
Wollen Sie sie lesen?". In einem Hamburger Medienhaus wurde per Lautsprecher
aufgefordert, die E-Mails nicht zu öffnen.
- In Deutschland waren nach Angaben von Sprechern unter anderem Siemens und Microsoft
betroffen. Der Fernsehsender ProSieben musste stundenlang seine Mailserver abkoppeln. In
Hamburg wurde unter anderem der Axel-Springer-Verlag heimgesucht. Sicherheitshalber hatte
sich der Verlag auf Notausgaben ("Hamburger Abendblatt") eingestellt. Bis zum
Nachmittag hatte sich die Lage aber wieder entspannt. Beim Hamburger Verlag Gruner+Jahr
war nach Angaben der Pressestelle die Verwaltung beeinträchtigt. Dort wurden
Computersysteme für eine Stunde heruntergefahren. Der Virus legte auch das Computernetz
der niedersächsischen Landesregierung teilweise lahm. Die Verwaltung der Ruhrgebietsstadt
Herten war zeitweise "von der Außenwelt abgeschnitten", wie Stadtsprecher
Norbert Johrendt sagte. Außerdem zählten z.B. der weltgrößte Hersteller der
Druckbranche, die Heidelberger Druckmaschinen AG, und der benachbarte Baustoffriese
Heidelberger Zement zu den Opfern. "Unsere Experten haben vorübergehend die
Verbindung unserer Mailserver nach außen gekappt", sagte Heideldruck-Sprecherin Nina
Purtscher. Auch die Gewerkschaft IG Metall musste ihre interne E-Mail-Kommunikation
einstellen.
Der Computervirus hat auch die Rechner der Weltausstellung in Hannover für mehrere Tage
lahmgelegt. Wie eine Sprecherin der Veranstaltergesellschaft EXPO 2000 Hannover GmbH
mitteilte, mussten alle rund 1000 EXPO-Computer heruntergefahren werden, nachdem sie von
dem Virus' getroffen wurden. Die EXPO-Mitarbeiter konnten deswegen keine E-mails mehr
bearbeiten und ihren Veranstaltungskalender nicht weiter aktualisieren. Die Dokumente und
Dateien der EXPO seien aber alle technisch geschützt und hätten die Attacke ungefährdet
überstanden. "Es ist nichts kaputt und verloren gegangen", betonte die
Sprecherin weiter.
- Unter anderem meldete Dänemarks Parlament "Folketing" in Kopenhagen, dass
alle Abgeordneten die Mail bekommen hätten. Das nationale Telekommunikationsunternehmen
Teledanmark bestätigte, dass "zahllose" Nutzer von Email-Servern sich mit der
Frage nach der Herkunft des Virus gemeldet hätten.
- Aus Norwegen hieß es, man habe im Lauf des Vormittags innerhalb kurzer Zeit Meldungen
über die Ausbreitung des Virus nach Deutschland, Großbritannien und der Schweiz
bekommen.
- In Großbritannien wurde das britische Unterhauses heimgesucht. Die Fraktionsvorsitzende
der regierenden Labour-Partei, Margaret Beckett, sagte: "Ich weiß nicht, ob ich
traurig oder froh sein soll, denn so weit ich weiß, habe ich noch nie eine E-Mail mit den
Worten 'I love you' bekommen." Nach einem Bericht der BBC waren schätzungsweise zehn
Prozent aller britischen Unternehmen von dem Virus betroffen.
Der Virus befällt nur E-Mail-Programme von Microsoft. Ein Sprecher des amerikanischen
Unternehmens lehnte es ab, die fraglichen Optionen aus dem betroffenen E-Mail-Programm
"Outlook" zu entfernen. Statt dessen sollten die Benutzer dessen eingebauten
Warnfunktionen nutzen und die fraglichen Dateien vor dem Öffnen mit einem Anti-Viren-Programm
untersuchen.
Anklage gegen Loveletter-Autor
fallengelassen
(Meldung vom 22.8.2000)
Die Philippinen haben am 21. August 2000 die Anklage gegen den mutmaßlichen Urheber
des Loveletter-Virus, Onel de Guzman, fallengelassen. Gegen den 24-jährige
Studienabbrecher war zunächst wegen des illegalen Gebrauchs von Passwörtern für
Kreditkarten und Banküberweisungen Anklage erhoben worden. Diese war allerdings nicht
haltbar.
Erst nach dem weltweiten Zusammenbruch von Mailservern hatte die philippinische
Regierung ein Gesetz gegen die Erstellung und Freisetzung von Viren erlassen. Es kann aber
nicht rückwirkend auf die Tat von de Guzman angewandt werden. Seine Anwälte sagen, de
Guzman habe den Virus nur aus Versehen freigesetzt. Er habe nicht abschätzen können,
dass er sich so schnell verbreite. Die Anklage sprach dagegen davon, dass der 24-jährige
Passwörter für den Internetzugang stehlen wollte.
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Philippinos stolz auf Loveletter
(Meldung der PC-WELT vom 13.5.2000)
"Jawohl, wir Philippinos können es!" prangte in fetten Lettern auf der
Titelseite des "Manila Standard". Darüber die Schlagzeile: "Der erste
Weltklasse-Hacker der Nation". Wie die "New
York Times" berichtet, erfüllt der auf den Philippinen entwickelte "I Love
You"-Virus, der weltweit schätzungsweise 10 Milliarden US-Dollar Schaden angerichtet
hat, die Bewohner des aus 7000 Inseln bestehenden Staates mit Stolz.
"Ein Genie hat die Philippinen auf die Weltkarte gebracht", freute sich etwa
auch der "Philippine Star" über den zweifelhaften Ruhm.
Viele Philippinos sind fassungslos angesichts der internationalen Furore, die ein
Bürger der Lowtech-Nation durch einen Computer-Virus auslöste. Im letzten Jahr wurden
auf den Philippinen gerade mal 200.000 Computer verkauft. Die wenigsten der rund 80
Millionen Philippinos haben überhaupt Zugang zum Internet. Nicht einmal fünf Prozent der
Schüler an öffentlichen Schulen haben Zugriff auf einen PC.
Studenten am philippinischen AMA-Computer-College verehren den 23-jährigen Onel de
Guzman geradezu. Ihr Ex-Kommilitone steht unter dem dringenden Tatverdacht, den
zerstörerischen Wurm in Umlauf gebracht zu haben: "Das war natürlich nicht
richtig", wurde die "Loveletter"-Aktion auf dem Campus kommentiert,
"aber die Aktion ist einfach unglaublich".
Ein Studienkollege von de Guzman bringt auf den Punkt, was den Nationalstolz der
philippinischen Bewohner so bewegt: "Das muss man sich mal vorstellen: Die konnten
bis ins Pentagon vordringen. Und das, obwohl die Philippinen doch ein Dritte-Welt-Land
sind und wir technologisch sehr weit hinterher hinken."
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die Spuren führen auf die
Philippinen und nach Deutschland
(Meldung vom 6.5.2000)
Nach ersten Informationen wird der Verursacher des gefährlichen E-Mail-Virus "I
Love You" im Großraum Indonesien/ Philippinen vermutet. Einem Star der weltweiten Hacker-Szene wurde aus dieser Region der komplette
"Source Code" des Virus angeboten. Ein 19-jähriger indonesischer Hacker mit dem Decknamen "Heriodi" bekam diesen
Source-Code vom "I Love You"-Verursacher kurzfristig zugespielt.
Und am 7.5. hat die Polizei auf den Philippinen nach eigenen Angaben auch einen
Verdächtigen identifiziert. Nach Ermittlungen des philippinischen Providers Accessnet
soll ein 22-jähriger Filippino den Virus von Manila aus ins Netz geschleust haben.
Möglicherweise hat aber auch ein deutscher Austauschstudent in Australien den
zerstörerischen E-Mail-Virus "I love you" ins weltweite Datennetz geschleust.
Der schwedische Computer-Experte Fredrik Björck will "Michel" drei Stunden nach
den ersten Meldungen aufgespürt haben. (Björck hatte nach Angaben der schwedischen
Nachrichtenagentur TT im vergangenen Jahr die Herkunft des Virus "Melissa" ermittelt.) Zu dem angeblichen Urheber des
jüngsten Virus meinte der Schwede: "Er hat sich durch Spuren in Usenet-Gruppen
verraten." Michel habe den Virus auf den Philippinen aktiviert, was aber nicht
unbedingt bedeute, dass der Deutsche sich auf der Pazifikinsel befunden habe, hieß es.
Bereits kurz nach Beginn der weltweiten Ausbreitung des Virus waren die Philippinen immer
wieder als Ausgangspunkt genannt worden. Dort verdächtig(t)en die Behörden einen nicht
näher identifizierten 22-Jährigen als Urheber. Auch die amerikanische
Bundeskriminalpolizei FBI fahndet(e) nach dem Hacker. |
"Loveletter" war der vorläufige Höhepunkt einer Serie von
neuen Viren, die sich immer öfter nicht per Diskette oder das Internet, sondern per
E-Mail versenden. Sie enthalten verführerische Betreffzeilen und oft scheinbar bekannte
Absender, die den Nutzer zum Öffnen bewegen sollen. Im vergangenen Jahr sorgten die Viren
"ExploreZip" und "Melissa" für
Unruhe in aller Welt. Der britische Fachjournalist Barry Collins sprach in London von dem
"destruktivsten Virus", den er jemals gesehen habe. Und auch Peter Tippett von
der US-Computersicherheitsfirma ICSA.net meinte: "Es ist der bösartigste,
schädlichste, teuerste und am schnellsten um sich greifende Virus in der
Computergeschichte". Allein in Nordamerika dürfte ein Schaden von einer Milliarde
Dollar entstanden sein.
Die Hersteller von Anti-Viren-Programmen (siehe)
reagierten mit Überstunden und immer neuen Aktualisierungen ihrer Produkte. Sie erwarten
weitere Mutationen der Viren, deren Code von Trittbrettfahrern auch ohne tiefer gehende
Kenntnisse geändert werden kann. Der Virus Loveletter erhielt übrigens von den
Antiviren-Herstellern inzwischen einheitlich den Namen "VBS/LoveLetter".
US-Experte: Schon zehn
Milliarden Mark Schaden durch "I LOVE YOU"
(Meldung vom 13.5.2000)
Der E-Mail-Virus "I LOVE YOU" und seine Ableger haben nach Schätzung des PC-Virenexperten
Michael Erbschloe aus den USA einen Schaden von mindestens 4,7 Milliarden Dollar (zehn
Milliarden Mark) angerichtet. Bis der Virus vollständig beseitigt sei, könne der gesamte
wirtschaftliche Schaden sogar auf mehr als zehn Milliarden Dollar anwachsen.
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Der Loveletter Variante als
HTML-E-Mail
(Meldung der PC-WELT vom
9.5.2000)
Gerüchten zufolge ist in der Woche 1 nach Loveletter eine HTML-Mutation des
Loveletter-Wurms aufgetaucht. Diese Variante ist besonders fies, da sich der Schädling
nicht mehr im Attachment befindet, sondern eingebettet in die HTML-Nachricht selbst und so
sein zerstörerisches Werk schon beim Lesen der Mail aufnehmen kann (siehe HTML-E-Mail).
Zum ersten Mal gesichtet wurde die neue Variante in einer E-Mail mit dem Anhang
"Bewerbung.html", in dessen HTML-Quelltext sich Teile des Codes vom Loveletter-Virus
befanden. Wenn dieses Verfahren "richtig" angewendet wird (wie es erstmals bei
dem Wurm Bubbleboy der Fall war), reicht bereits das Lesen der Mail im Vorschaufenster, um
den gefährlichen Code zu aktivieren. Speziell wenn mit Outlook Express gearbeitet wird,
sollten die Sicherheitseinstellungen so geändert werden, dass Scripte und andere aktive
Inhalte nicht ausgeführt werden können - siehe: "Extras, Optionen",
"Sicherheit". Im Abschnitt Sicherheitsszonen muß die zu verwendende Internet
Explorer Sicherheitsszone auf "Zone für eingeschränkte Sites" gesetzt werden.
Zusätzlich sollte man im Internet Explorer selbst auf "Extras",
"Internetoptionen", "Sicherheit" gehen und die Stufe
"Eingeschränkte Sites" so einstellen, dass wirklich keinerlei aktive Inhalten
ausgeführt werden können. Einige aktive Komponenten sind sonst nach wie vor zulässig.
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Der Loveletter bekommt
Nachwuchs
(Meldungen ab dem 6.5.2000)
Innerhalb kürzester Zeit hat der E-Mail-Wurm "ILOVEYOU" reihenweise Ableger
bekommen. Unter geänderten Betreffzeilen wie "Funny News", "Mother´s
Day", "very funny" oder "Joke" sind Varianten unterwegs, die den
gleichen Schaden anrichten und sich ebenso verbreiten wie ILOVEYOU - dazu einige
Beispiele:
- Eine besonders hinterhältige Abart tarnt sich als Programm, das den VBS/Loveletter
entfernen würde - statt dessen installiert es den Virus. In einem konkreten Beispiel
folgt dem Betreff "Virus ALERT!!!" ein langer Text, der vorgibt, von Symantec zu
stammen. In dem Attachment "protect.vbs" steckt dann wieder der Virus.
- Eine andere Variante überschreibt Dateien, die der Computer nach dem Einschalten zum
Starten benötigt.
- Auch die E-Mail "Dangerous Virus Warning" sollte ungeöffnet gelöscht werden.
Der Text lautet hier: "There is a dangerous virus circulating. Please click attached
picture to view it and learn to avoid it." Der Anhang heißt diesmal
"virus_warning.jpg.vbs".
- Die nächste Variante hat das Betreff: "Important! Read carefully!!", den Text
"Checked the attached IMPORTANT coming from me!" sowie den Anhang
"IMPORTANT.TXT.vbs".
- "VBS.NewLove" nutzt ebenfalls Eigenarten des E-Mail-Programms
"Outlook" von Microsoft und verschickt sich automatisch an alle dort
gespeicherten Adressaten. Der Virus kann zudem Dateien löschen und eine Neuinstallation
des befallenen Systems nötig machen.
Die neue Version verbreite sich zwar langsamer als die alte Variante, kann aber viel
größere Schäden anrichten. Anders als bislang verändert der neue Virus dabei seine
Größe und die Betreffzeile, die dem Empfänger über den Inhalt der elektronischen Post
informiert. Zudem wechselt er zufällig einige Teile seines Codes. Dadurch ist der neue
Virus auch von Abwehrprogrammen nur schwer finden und zu zerstören.
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