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Studie:
Internet kann genauso süchtig machen wie Alkohol
(Selptember 1999)
Internet-Surfen kann nach einer amerikanischen Studie genauso zur Sucht werden wie
Alkohol oder Spielen. "Webaholics" belügen demnach ihre Familie, um zu
verbergen, wie viel Zeit sie vor dem Computer verbringen. Sie werden zunehmend aggressiv,
schlafen zu wenig und lassen sich auch durch Rückenschmerzen durch das ständige Sitzen
nicht zum Abschalten bewegen. Das geht aus einer Studie der Universität Pittsburgh
hervor, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Student British Medical
Journal" veröffentlicht wurde.
Internet Addiction Disorder (IAD), wie die psychische Störung jetzt offiziell heißt,
kann demnach in verschiedenen Formen auftreten: als Sucht nach Pornosites, nach
Online-Shopping, nach Gewinnspielen oder Computerspielen wie Doom, Myst oder Solitaire.
Außerdem gebe es Süchtige, die ungezählte Cyber-Beziehungen unterhielten und deshalb
ständig neue E-mails beantworten müssten. Auch die Suche nach Informationen auf Websites
und in Datenbanken könne süchtig machen.
Die Psychologin Kimberley Young, Gründerin des Zentrums für Internet-Sucht an der
Universität Pittsburgh, schätzt, dass sechs bis sieben Prozent aller Internet-Nutzer
süchtig sind. Dabei gehe es meist nicht um den stereotypen jungen Computerfreak, sondern
um Männer zwischen 40 und 60 Jahren.
Sie fliehen nach Youngs Erkenntnissen vor Berufsstress, plötzlicher Arbeitslosigkeit
oder Beziehungskummer. Wenn die Sucht einmal erkannt sei, könnten Psychologen meist
helfen. Young bietet auch Online-Beratungsstunden an, da die Hemmschwelle dafür niedriger
sei und die Süchtigen anonym blieben. Ihre Webadresse ist: http://www.netaddiction.com. |
Immer mehr Internet-Süchtige
(Wall Street Journal, 23. August 1999)
Einer Studie zufolge, die von dem Psychologen David Greenfield und dem Fernsehsender ABC durchgeführt und von der US-Amerikanischen Psychologischen Vereinigung
veröffentlicht wurde, leiden beinahe sechs Prozent der Internet-Nutzer an einer Form von
Internet-Sucht. Greenfield untersuchte 17.251 Internet Nutzer - mehr als je bei einer
vergleichbaren Untersuchung zuvor - und fand heraus, dass die Internet-Abhängigkeit zu
zerrütteten Ehen, Jugendkriminalität, Verbrechen und Konsumrausch führen kann. Diese
Ergebnisse stützen die Vermutung, dass es sich bei der Internet-Sucht tatsächlich um
eine psychische Störung handelt. Vergleichbare Untersuchungen haben ergeben, dass der
Anteil der süchtigen Internet-Nutzer auf über zehn Prozent steigen könnte. Der
Untersuchung zufolge sehen 30 Prozent der Internet-Abhängigen das Medium als eine
Möglichkeit zur Flucht vor der Realität. |
Neuer Verein: Hilfe gegen
Onlinesucht
Am 18.06.1999 wurde der neue Verein "HSO - Hilfe zur Selbsthilfe für
Onlinesüchtige e.V." in Langenfeld (Rhld.) gegründet.
Der HSO e.V. wurde durch Gabriele Farke (Autorin) ins Leben gerufen, selbst eine
ehemalige Onlinesüchtige, die in ihren Büchern "Sehnsucht Internet"
(SmartBooks-Verlag, Kilchberg - Schweiz) und "HexenKuss.de" (Deller-Verlag,
Langenfeld (Rhld.) ihre Erlebnisse mit allen Konsequenzen niedergeschrieben hat.
Zweck des HSO e.V. ist die Förderung der Teilnahme betroffener Onlinesüchtiger am
öffentlichen Leben und die Wiedereingliederung in ein reales soziales Umfeld.
Insbesondere stehen Gruppengespräche in Anlehnung an die Regeln einer Selbsthilfegruppe
im Vordergrund, in der Betroffene und deren Angehörige gehört und beraten werden sollen.
Die kontinuierliche, menschliche Begleitung der Betroffenen soll einen disziplinierten
Umgang mit dem Medium Internet fördern. Durch den Austausch mit Psychologen und Ärzten
sollen gegenseitige Erfahrungswerte in die Gesellschaft getragen werden. Im Verein werden
erste Lösungsansätze für die Bewältigung von Problemen und für die positive
Veränderung der eigenen Lebenssituation angeboten. Die wissenschaftliche Begleitung und
Publikation einer Evaluation ist vorgesehen.
Der HSO e.V. legt seinen Schwerpunkt auf Offline-Gespräche, denn letzten Endes soll
der Online-Süchtige wieder Spaß am realen Leben finden. Das bedeutet nicht den Entzug
vom Internet, sondern das Lernen eines bewußten Umgangs mit demselben.
Der "HSO e.V." hat als Bundesverband seinen Sitz in Langenfeld, jedoch ist
geplant, bundesweit flächendeckend Ortsvereine einzurichten, die von kompetenten
Gruppenleitern geführt werden. So sollen die Onlinesüchtigen in ihrer unmittelbaren
Umgebung eine "reale" Anlaufstelle finden, um ihr Problem in den Griff zu
bekommen.
Eine erste Anfrage aus der Schweiz läßt vermuten, daß der HSO e.V. auch im Ausland
seine Ortsgruppen einrichten wird.
Kontakt:
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viele Studenten sind
"Internet- süchtig"
Nach Angaben eines Artikels vom 6. Februar 1998, der in der US-Zeitschrift
'CyberPsychology and Behavior` erschienen ist, sind Studierende im Alter zwischen 18
und 22 Jahren besonders anfällig für die Internet-Sucht, die definiert wird als
"eine psychische Abhängigkeit vom Internet, die unabhängig von der konkreten
Aktivität im Netz besteht". In dem Artikel heißt es, daß Netzwerk-Verwalter
verschiedener Universitäten eine Wechselwirkung zwischen der intensiven Internet-Nutzung
und der hohen Zahl von Studienabbrechern festgestellt hätten. Einige Universitäten
sollen bereits Selbsthilfegruppen für "Internet-Abhängige" gegründet haben.
Unterdessen versucht die Universität von Washington, die übermäßige Internet-Nutzung
dadurch einzudämmen, dass den einzelnen Studierenden nur noch eine begrenzte Online-Zeit
zugebilligt wird. |
Beitrag von Bernad.Batinic in
der "gir-l"-Mailingliste (Mitte 1997):
(Bernad.Batinic@psychol.uni-giessen.de)
Liebe ... gir-ls,
also, imho ist der Begriff "Internetsucht"
aus psychologischer Sicht etwas problematisch, da hier der suchtauslösende Faktor
nicht klar wird. D.h. was macht beim Internet süchtig? Nun, bei der Spielsucht ist es das
Spiel - niemand würde hier behaupten das Gebäude - die Spielbank - macht die Menschen
süchtig.
Welcher Faktor steckt nun hinter dem Internet - häufig werden in diesem Zusammenhang
die Internetdienste IRC und MUDs erwähnt - hier wäre nun der Faktor
"Kommunikation" - sind wir also alle kommunikationssüchtig? Sind Menschen die
viel mit dem Handy telefonieren, oder oft mit Freunden
bis in den späten Abend in der Kneipe sitzen und quatschen etwa auch süchtig?
Nun gut. Dennoch gibt es sicherlich im Internet verschiedene Personengruppen die das
Medium gänzlich unterschiedlich nutzen. Neben dem "Normalnutzer" (wo finde ich
die Info XY...) - gibt es imho noch die Gruppe der "Extremnutzer". Das sind
Personen, die in dem Medium eine"Gemeinschaft" und "Freundschaft"
erleben. Für sie haben Netzbeziehungen eine reale Qualität - die aufgebaut und gepflegt
werden müssen. Das kostet halt Zeit - wie im "wirklichen" Leben auch. Internet
als Lebensraum. Aber ist diese Gruppe gleich "süchtig"?? Für den
außenstehenden - der derartiges womöglich nicht nachvollziehen kann (Mensch, geh doch
mal in die Disco ;) - sehr wohl, für mich nicht.
Eine weitere Gruppe von Personen verspürt tatsächlich bei der Nutzung des Internet
ein ungutes Gefühl. Man kommt nicht davon los, hängt Tage lang ohne Unterbrechung am
Netz, schmeißt das Studium, zahlt Unsummen an die Telekom usw.... Dieses Verhalten
pauschal zu erklären ist von der Ferne nicht so einfach möglich. Hier können viele
unterschiedliche Ursachen eine Rolle spielen. Ich zähle mal zwei Beispiele auf meinem
Bekanntenkreis dazu auf:
B1: Spielzeugeffekt: alles im Internet ist neu - man will alles kennenlernen, finden
und verwerten. In jeder ecke gibt's was zu entdecken. Meist ermüdet aber diese Euphonie
nach einiger Zeit. "Normaler" Medienkonsum stellt sich ein.
B2: Man ist ein exzessiver Mensch. Alles was man macht - macht man intensiv. Ob dies
nun Rauchen, Trinken, Videoschauen oder halt im Netz surfen ist. Was man macht ist
eigentlich egal - Hauptsache man treibt es bis zur Spitze.
Und schließlich: gerade letzterer Personengruppe ist es relativ egal ob wir es nun
"Internetsucht" nennen oder nicht. Wer ein Problem und ein Unwohlsein verspürt
braucht Hilfe und soll diese auch bekommen. Ob dies nun direkt eine Psychotherapie sein
muß oder ob sich evtl. einige Gespräche im Familienkreis bzw. Freundeskreis ausreichen,
will ich mal dahingestellt lassen.
... Bernad .....
P.S. Die Homepage von gir-l ist zu finden unter:
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