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http://www.glossar.de/glossar/z_telefon.htm Der Siegeszug des Telefons und seiner Ableger (Fax, Modem, ISDN-Karte, ...) ist auch 120 Jahre nach der Erfindung des "Fernsprechens" längst noch nicht abgeschlossen. Das frühere Einheitstelefon ist einer unübersehbaren Gerätepalette und vielfachen Anwendungsmöglichkeiten gewichen - und Vielfalt gibt es ab dem 1. Januar 1998 auch bei den Anbietern. Mit dem Fall des Monopols der Telekom sind die Zeiten der "Fernsprechordnung" endgültig vorbei. Ganz anders erlebte die heutige Großelterngeneration das Phänomen Telefon. Damals fristete der schlichte Kasten an der Dielenwand ein relativ unbeachtetes Dasein. Ein Ferngespräch wurde oft lange im voraus geplant und sorgfältig auf seine Notwendigkeit hin überprüft. Das Telefonieren empfand man als Ausnahmesituation, die es schnell wieder zu beenden galt. Obwohl für Ortsgespräche noch kein Zeittakt existierte, beschränkte sich der Anrufende meist auf die reine Mitteilung. Zur Darstellung der seelischen Befindlichkeit schien der "Fernsprecher", wie er damals amtlich hieß, ungeeignet. Zum Kommunikationszentrum avancierte die Diele gelegentlich, wenn der telefonlose Nachbar den Arzt rufen mußte oder die Verwandten kurzfristig ihren Besuch absagten. Bereits 1854 regte der französische Erfinder Charles Bourseul an, mit
Schwingungen, die durch das Sprechen auf eine biegsame Scheibe oder eine Membran
entstehen, einen elektrischen Schaltkreis zu schließen und wieder zu öffnen und auf eine
ebenfalls mit einer Membran versehene Apparatur zu übertragen. Sieben Jahre später
gelang dies dem deutschen Physiker Johann Philip Reis: Er baute den ersten Apparat, der
die menschliche Sprache elektrisch übertragen konnte. Am 26. Oktober 1861 hielt Philipp
Reis im Frankfurter Senckenberg- Seit Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts experimentierte dann
Alexander Graham Bell an einem ähnlichen Projekt, wobei bis heute das Maß der Anlehnung
an Reis umstritten ist. Bell, 1847 in Edinburgh (Schottland) geboren, war zunächst nach
Kanada ausgewandert. Später lebte er in Boston (USA). Nach einer Reihe von Mißerfolgen
präsentierte der ehemalige Taubstummenlehrer dem Publikum seine verbesserte
Versuchsanordnung. Bell verließ sich auf die Induktionsgesetze: bei ihm wird ein
Stückchen Metall, das er auf seine Mikrofon- Weitere Telefonpioniere waren dann David Edward Hughes, Thomas Alva Edison,
Generalpostmeister Stephan und Werner von Siemens. Erst das Kohlemikrophon von Hughes
machte das Telefon wirklich gebrauchsfähig. |
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Mit 48 "Teilnehmer" geht es 1881 in Berlin mit dem Telefonieren los. Ein besonderes Kapitel der Sozialgeschichte schreibt dann in den frühen Jahren der Telekommunikation das sogenannte "Fräulein vom Amt". An den Klappenschränken, die hießen so, weil das Fallen einer Klappe einen Anruf signalisierte, saßen allerdings zunächst schnauzbärtige "Vermittlungsbeamte", die mit viel obrigkeitsstaatlichem Gehabe agierten. Sie wurden erst Ende der 80er Jahre durch junge Frauen ersetzt. Reizvoll die Überlegung, daß man in der damals von Männern dominierten Gesellschaft ausgerechnet Frauen die Bedienung dieser modernen Technik anvertraute. Die Verantwortlichen hielten sie für diese Aufgabe besonders geeignet. Ein Unterstaatssekretär begründete das so: "Weil durch die höhere Stimmlage des weiblichen Organs die Fräuleins leichter verständlich sind und weil der Teilnehmer friedlich wird, wenn ihm aus dem Telephon eine Frauenstimme entgegentönt." Aus heutiger Sicht unfaßbar, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Postbehörde damals in das Privatleben der jungen Beamtinnen eingriff, um sie völlig an den Beruf zu binden. Man verlangte beispielsweise von den jungen Frauen das Einholen einer Heiratserlaubnis, prinzipiell glaubte man sogar, daß berufliche Tätigkeit und Ehe unvereinbar seien. Erst in der Weimarer Republik verbot Artikel 128 ausdrücklich diese berufliche Diskriminierung: "Alle Ausnahmebestimmungen gegen weibliche Beamte werden beseitigt", heißt es dort. Als großen Fortschritt empfand man die Einführung von Glühlampen anstelle der Klappen. Trotz der sich rasch verbessernden Technik sorgten die stark steigenden Teilnehmerzahlen für eine immer hektischere Atmosphäre in den Vermittlungsämtern. Schon bald entstand in den Köpfen der Verantwortlichen der Wunsch, aus Kostengründen den Menschen durch Maschinen zu ersetzen. Um die Erfindung der ersten automatischen Vermittlungseinrichtung rankt sich eine berühmte Anekdote. Aus Ärger darüber, daß ein "Fräulein vom Amt" bei Todesfällen immer ein konkurrierendes Unternehmen empfahl, machte sich der amerikanische Bestattungsunternehmer Strowger daran, eine selbsttätige Vermittlung für Telefongespräche zu entwickeln.
1892 wurde das erste Gespräch in den USA automatisch vermittelt. In Deutschland beauftragte man die in Berlin und Karlsruhe ansässige Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik mit der Entwicklung eines Strowger-Wählers. Gleichzeitig weitete Siemens die Apparateproduktion gewaltig aus. Bereits 1908 ging die erste Ortsvermittlung in Hildesheim in Betrieb. Allerdings schmorten am ersten Tag alle Sicherungen durch, weil alle Hildesheimer Telefonkunden die wundersame Einrichtung gleich ausprobieren wollten. Ganz vorne liegt dann Bayern mit dem ersten Selbstwählferndienst. 1923 können die Weilheimer schon etliche Ortsnetze per Selbstwahl erreichen. Die Handvermittlung blieb allerdings noch viele Jahre insbesondere bei Fernverbindungen erhalten. So gab es in der Bundesrepublik anfangs 451 handvermittelnde Fernämter, aber auch Ortsnetze wurden lange per Hand bedient. Machte das "Fräulein vom Amt" Feierabend, dann konnte auch nicht mehr telefoniert werden. So einfach war das damals. Erst automatisch, dann digital: 1966 wurde in Uetze bei Hannover das letzte Ortsnetz der Bundesrepublik automatisiert. Auf dem Gebiet der neuen Bundesländer gab es allerdings in Potsdam noch bis November 1994 ein "Fräulein vom Amt". Die vorerst letzte Stufe der Vermittlungstechnik begann Mitte der 80er Jahre im 20. Jahrhundert mit der Digitalisierung der Ortsnetze. Damit eng verbunden ist die Einführung des digitalen Netzsystems ISDN ("lntegrated Services Digital Network"). Zunächst wurden die alten mechanischen Einrichtungen durch Vermittlungscomputer ersetzt. In solchen Gebäuden herrscht Totenstille und doch arbeiten die neuen elektronischen Vermittlungsapparate schneller, fleißiger und gründlicher. Sie protokollieren zudem penibel alle Daten einer Verbindung und kennen die Nummer von Anrufer und Angerufenem. Nicht umsonst stritten sich Telekom und Datenschützer heftig über die Frage, wie lange der Computer in der Vermittlung etwas in seinem elektronischen Gedächtnis behalten durfte. Ab Anfang 1998 arbeiten alle Ortsvermittlungen digital. Ohne digitales Endgerät merkt der Teilnehmer allerdings nicht viel von dieser Umstellung - sieht man von einigen nun möglichen Serviceleistungen einmal ab. So richtig digital wie bei den mobilen Funknetzen wird es aber erst, wenn man per ISDN und entsprechenden Endgeräten mit seinen Partnern kommuniziert. Dann laufen nicht mehr störanfällige, modulierte Ströme durch die Kabel, sondern binäre Impulse übertragen die Nachricht als Zahlenfolge. Da jede Information gleichsam eine Art elektronisches "Halsband" als Kennzeichnung trägt, können auf einer Leitung mehrere Informationsstränge gleichzeitig übertragen werden, ganz zu schweigen von der viel höheren Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Sein Monopol als Datenübermittler hat das Telefon längst verloren.
"Multimedia" heißt die neue Zauberformel. Inzwischen werden parallel zum
Telefon Radio- und Fernsehprogramme per Kabel übertragen werden können. Bildgespräche
von höchster Qualität werden möglich oder ständiger Datenaustausch mit allen denkbaren
Institutionen. Auch die gute alte mit papierenen Büchern bestückte Bibliothek könnte
technisch bald der Vergangenheit angehören. Statt sich in die Ausleihstelle zu begeben,
holt sich der Leser per Datenautobahn alle gewünschten Informationen auf den Bildschirm. |
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Die andere Seite: Weltweit hat nur jeder dritte
Haushalt Telefon Obwohl es heute technisch möglich ist, von praktisch jedem Fleck der Erde an einen anderen zu telefonieren, hat nur jeder dritte der rund 1,5 Milliarden Haushalte weltweit einen Telefonanschluß. Mindestens 42 Millionen Menschen warteten 1996 auf einen Anschluß, in mehr als 50 Ländern gibt es weniger als ein Telefon für 100 Einwohner. Diese Zahlen nennt die Internationale Fernmeldeunion der Vereinten Nationen (ITU) in ihren Bericht über die Entwicklung der weltweiten Telekommunikation, der Mitte März 1998 in Genf veröffentlicht wurde (Quelle: dpa). Die ITU schlägt als Ziel vor, bis zum Jahr 2010 in den Entwicklungsländern für je
zehn Einwohner eine Telefonleitung zu haben und damit mehr als die Hälfte aller Haushalte
mit einem Anschluß zu versorgen. Die Fernmeldeunion hat den Zugang zu
Kommunikationsmitteln als grundlegendes Menschenrecht definiert. Der ITU-Bericht
informiert auch über Fortschritte bei dem Bemühen, allen Menschen Zugang zu
öffentlichen Kommunikationsmitteln zu ermöglichen. Durch Privatisierung der Industrie
erhöhe sich die Zahl der Telefonteilnehmer, schreibt die ITU. So seien in manchen
Ländern Lizenzen zum Bau von Telefonleitungen in abgelegenen Gebieten vergeben worden. In
anderen seien die Lizenznehmer zum Ausbau des Netzes verpflichtet worden. In vielen
Regionen seien die Einnahmen aber zu gering, um die Kosten für Telefonleitungen in
abgelegene Gegenden zu rechtfertigen, schreibt die ITU. Quellenangaben:
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